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FFA 2018: Könnte die europäische Landwirtschaft ohne die GAP überleben?

Die Zukunft der europäischen Landwirtschaft ist aus Sicht der Verbraucher geknüpft an gesunde landwirtschaftliche Praxis, gesunde Lebensmittel und eine gesunde Umwelt. Das 11. Forum für die Zukunft der Landwirtschaft (FFA) widmete sich diesen drei Kernthemen bei seiner diesjährigen Tagung in Brüssel.

Lesezeit: 6 Minuten

Die Zukunft der europäischen Landwirtschaft ist aus Sicht der Verbraucher geknüpft an gesunde landwirtschaftliche Praxis, gesunde Lebensmittel und eine gesunde Umwelt. Das 11. Forum für die Zukunft der Landwirtschaft (FFA) widmete sich diesen drei Kernthemen bei seiner diesjährigen Tagung in Brüssel.

 

Wie sieht die Zukunft des europäischen Landbaues aus? Ist die GAP ein Auslaufmodell? Könnte die europäische Agrarwirtschaft ohne die GAP überleben? Welchen Weg schlägt Europa für das Ziel nachhaltiger Lebensmittel und einer gesunden Zukunft ein? Top-Referenten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft diskutierten vor mehr als 1.200 Teilnehmern die Zukunft der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) beim 11. Kongress des „Forum for The Future of Agriculture“, (FFA).

 

„Die Zukunft muss wissenschaftsbasiert sein, denn alles in unserem Leben basiert auf Biologie,“ lautete das Credo von Louise O. Fresco von der niederländischen Universität und Forschungsanstalt Wageningen in ihrem FFA-Vortrag zum Thema „Die Zukunft von Landwirtschaft und Lebensmitteln“. Die Landwirtschaftsprofessorin und Präsidentin der Wageningen Universität beklagte den Vertrauensverlust von wissenschaftlicher Expertise in der öffentlichen Meinung. Selbstkritisch merkte sie an, dass die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln den Fehler gemacht hätten, auf Langzeitstudien zu verzichten. Das Beispiel von GV-Brokkoli, der als Krebs schützend eingeschätzt werde, habe die grüne Gentechnik in der EU weiter vorangebracht als die intensive Landwirtschaft mit dem Einsatz von herbizidresistenten Mais- und Sojasorten.

 

Um ein weiteres Auseinanderdriften von Landwirtschaft und landläufiger Meinung über die Produktionsbedingungen von Lebensmitteln zu verhindern, schlug Fresco angesichts einer zu erwartenden Weltbevölkerung von bis zu zehn Milliarden Menschen, die Bildung einer Intergouvernementalen Panels für Lebensmittel und Landwirtschaft vor. „Vergleichbar dem Weltklimarat, also dem Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen IPCC, das vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ins Leben gerufen wurde, könnte ein Intergouvernementales Panel für Food & Agriculture (IPFA), eine Plattform für ein wissenschaftlich basiertes Übereinkommen für Lebensmittel und Agrarwirtschaft in der Zukunft bilden“, erläuterte die niederländische Professorin ihre Idee.

 

Die neue GAP nach 2020 wartet mit neuem Delivery Model auf


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Die provokante Frage, ob die Landwirtschaft in der EU in Zukunft auch ohne das seit 1958 geschaffene Instrument der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) auskommen könne, beantworteten die fünf Redner und Diskutanten des Panels zwar unterschiedlich, aber niemand wollte an den Grundfesten der GAP als solches rütteln.

 

„Die Generaldirektion Landwirtschaft arbeitet derzeit daran, einen endgültigen Plan zu erstellen, um die europäische Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion ganzheitlich und stabil in das 21. Jahrhundert zu führen in Einklang mit den internationalen Vereinbarungen für Klima und Nachhaltigkeit“, sagte EU-Agrarkommissar Phil Hogan. Das neue integrierte, einfachere und ergebnisorientierte „delivery model“ werde sich an klaren Zielen und Ausführungsmaßnahmen orientieren kündigte Hogan an. Gleich nach der Vorlage des Mehrjährigen Finanzrahmens (MFR) für die Periode 2020 bis 2027, durch EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger am 2. Mai, werde er vor Ende des Monats, spätestens Anfang Juni, seine konkreten Gesetzesvorschläge dazu auf den Tisch legen.

 

Für den Vorsitzenden des Haushaltsauschusses im Europäischen Parlament (EP), Jean Arthuis, stellt die GAP heute und in Zukunft „einer der tragenden Säulen der EU-Konstruktion“ dar. Die GAP gewährleiste nicht nur eine souveräne Lebensmitteleigenversorgung und Lebensmittelsicherheit für die EU-Bürger, sondern bilde auch den Eckpfeiler wirtschaftlicher Dynamik in den ländlichen Räumen der EU. Der französische liberale Politiker sieht die Gefahr, dass durch die Brexit-Lücke von jährlich bis zu 14 Milliarden Euro ab dem Jahr 2020 ein erheblicher Druck auf das künftige GAP-Budget zukomme. „Wenn es nicht gelingt, den Anteil des Bruttosozialproduktes (BSP) von derzeit einem Prozent zugunsten der EU aus den EU-Mitgliedstaaten aufzustocken, kommen auf den Agrartitel empfindliche Einschnitte zu“, prophezeite der ALDE-Europaabgeordnete.

 

Für BirdLife muss business as usual von einer nachhaltigen GAP-Politik abgelöst werden


Für Ariel Brunner von BirdLife International ist hingegen eine Generalüberholung der GAP 2020 angesagt. „Der Verlust der Biodiversität befindet sich in einem freien Fall, während der fortschreitende Klimawandel die Agrarproduktion in weiten Teilen  - vor allem im mediterranen Becken - praktisch wegwische“, sagte der international renommierte Umweltschützer. Er sprach sich vehement gegen gekoppelte Zahlungen aus, die falsche Markt- und Produktionsanreize zulasten der Umwelt nach sich zögen. Angesichts des katastrophalen Verlustes von Biodiversität und dem anhaltenden Raubbau beim Landmanagement in Europa bedürfe es einschneidender Veränderungen beim „Business Model“ von Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion in der Zukunft. „Es gibt keine Wahl, wir brauchen eine GAP der fundamentalen Veränderungen. Wir können nicht so weitermachen wie business as usual“, forderte Brunner ein radikales Umsteuern bei der GAP 2020.

 

Die sich selbst als „Agrarunternehmerin“ bezeichnende oberitalienische Großgrundbesitzerin Ariane Lotti und Managerin einer rund 500 Hektar umfassenden Agrarproduktionsfirma sprach sich in der Diskussion für neue maßgeschneiderte Instrumente in der GAP 2020 aus. „Maßgeschneiderte Instrumente sind notwendig, um die Landwirtschaft in die Lage zu versetzen, Marktvolatilitäten, Klimawandel bedingte Herausforderungen und daraus entstehende Verluste meistern zu können“, unterstrich die italienische Agrarunternehmerin.

 

DLG-Vizepräsident mahnt Indikatoren für die Messbarkeit von Biodiversität an


Philipp Schulze Esking, Vizepräsident der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), wies auf die mangelnde Akzeptanz in der Gesellschaft angesichts der derzeitigen Produktionsbedingungen hin. „Wir benötigen die Akzeptanz in der Gesellschaft für eine nachhaltigere Produktion von Lebensmitteln“. Die europäische Politik sei gefordert, hierfür neue Anstöße zu geben. So fehle es beispielsweise an Indikatoren für die Messbarkeit von Biodiversität. Die DLG als Organisation der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft wolle ihren Beitrag leisten, für die GAP 2020 neue Impulse zu geben, aus Sicht der Landwirtschaft und Lebensmittelproduzenten.

 

Die auf Initiative der Europäischen Landbesitzer Organisation (ELO) und des Pflanzenschutz- und Biotechnologie-Konzerns Syngenta ins Leben gerufene internationale Brüsseler FFA-Konferenz, hatte den ehemaligen EU-Forschungs- und Umweltkommissar Janez Potočnik mit dem Vorsitz der FFA 2018 betraut. „Wir benötigen kühne Ideen und inspirierende Führerschaft Europas, um eine gesunde Zukunft durch eine Transformation der bisherigen Landwirtschafts- und Geschäftsmodelle in der Agrifood-Branche zu verwirklichen. Wir brauchen eine wirkliche Veränderung, um die Globalen Entwicklungsziele zu erreichen“, appellierte Potočnik an Landwirte, Verbraucher, Politiker und Geschäftsleute gleichermaßen, gemeinsam für gesunde Lebensmittel und den Schutz der Umwelt zusammenzuarbeiten.

  

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