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Foodwatch wirft Tönnies-Wurstfabrik Hygienemängel vor

Der Organisation Foodwatch sollen interne Kontrollberichte aus der Tönnies-Firma "Landsberger Wurstspezialitäten" vorliegen, wonach es dort seit Monaten Hygienemängel gebe, die nicht behoben würden. Laut dem Landratsamt sind sie jedoch nicht gravierend, weshalb sie nicht veröffentlicht werden brauchten.

Lesezeit: 5 Minuten

Der Organisation Foodwatch sollen interne Kontrollberichte aus der Tönnies-Firma "Landsberger Wurstspezialitäten" vorliegen, wonach es dort seit Monaten Hygienemängel geben soll, die nicht behoben würden. Laut dem Landratsamt sind sie jedoch nicht gravierend, weshalb sie nicht veröffentlicht werden brauchten. Das Unternehmen selbst sieht sich einer Kampagne ausgesetzt und weist die Vorwürfe als falsch zurück.


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Wiederholte Hygieneverstöße und eine Nichtbeachtung der Mängelliste vergangener staatlicher Kontrollen wirft die Verbraucherschutzorganisation Foodwatch dem Tönnies Wurstwerk „Landsberger Wurstspezialitäten GmbH“ in Oberbayern vor. Das Unternehmen weist die Vorwürfe als „falsch und haltlos“ zurück.


Foodwatch beruft sich hierzu auf bisher unveröffentlichte amtliche Kontrollberichte, die zeigen würden, dass Lebensmittelkontrolleure bei insgesamt 41 Überprüfungen zwischen Oktober 2017 und Februar 2018 immer wieder Verstöße gegen Hygienevorschriften beanstandeten. In den Kontrollberichten sei von Darmbakterien an Maschinen die Rede, von Schmutzpartikeln in der Weißwurstlake, verdreckten Maschinen, Pfützen mit Wasser.



Landratsamt informierte nicht über Befunde


Besonders kritisiert Foodwatch, dass die zuständige Kontrollbehörde offenbar bescheid gewusst habe, die Verbraucher aber nicht informiert hatte. Auch Bußgelder soll das Landratsamt Landsberg nie verhängt haben.

Noch in einem Kontrollbericht von Februar 2018 vermerkte der zuständige Kontrolleur „schwere Fehler in der Handhabung der Basishygiene“, heißt es.


In einer Stellungnahme (

) gegenüber foodwatch gab das Landratsamt Landsberg am Lech hingegen an, bei den Hygienemängeln handele es sich „nicht um gravierende, sondern in der Regel lediglich um geringfügige Verstöße“, die „in der Regel unmittelbar durch den Betrieb abgestellt wurden“. 


Die Kontrolle der „Landsberger Wurstspezialitäten“ sollte eigentlich in den Zuständigkeitsbereich der neu errichteten „Bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen“ (KBLV) fallen, erklärt Foodwatch weiter. Die KBLV ist seit Januar 2018 für rund 600 Lebensmittelbetriebe in Bayern zuständig, die zuvor der Kontrolle der Landratsämter unterlagen. Die „Landsberger Wurstspezialitäten“ haben jedoch gegen den von der KBLV erlassenen Zuständigkeitsbescheid Klage erhoben – und werden deshalb weiterhin vom Landratsamt Landsberg kontrolliert.


Auch der bayerischen Landesregierung werfen die Verbraucherschützer massive Versäumnisse bei der Durchsetzung von Hygienevorschriften in der Lebensmittelwirtschaft vor. „Der Fall Landsberger zeigt: Wenn die Ergebnisse von Hygienekontrollen nicht veröffentlicht werden müssen, haben Ekelbetriebe nichts zu befürchten. Nur Transparenz über die Kontrollen schafft Abschreckung“, erklärte Johannes Heeg von Foodwatch. Er forderte Bundesagrarministerin Julia Klöckner auf, ein Transparenzsystem einzuführen, das Behörden dazu verpflichtet, alle Lebensmittelkontrollergebnisse unverzüglich öffentlich zu machen. 


Lebensmittelkontrolleur stuft Mängel als gravierend ein


Zur Unterstützung seiner Vorwürfe holte Foodwatch den ehemaligen Vorsitzenden des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, mit ins Boot. Er stuft die Hygieneverstöße in der Tönnies-Wurstfabrik als gravierend ein und sprach nicht nur von einem Betriebs-, sondern auch von einem Behördenversagen: „Es ist völlig unverständlich, warum das Landratsamt Landsberg noch nicht einmal Bußgelder verhängte und den Betrieb einfach monatelang weiter laufen ließ. Bei dem Ausmaß der in den Kontrollberichten festgehaltenen Hygienemängel hätten zumindest die beanstandeten Maschinen zwecks Reinigung und Desinfektion stillgelegt werden müssen.“


Tönnies-Sprecher weist Vorwürfe zurück


Die Firma „Landsberger Wurstspezialitäten“ - ein Unternehmen der Zur Mühlen Gruppe (Tönnies) - hat am 1. Oktober 2017 die laufenden Geschäfte der zuvor insolvent gegangenen Firma „Lutz Fleischwaren“ übernommen. Auf Anfrage von top agrar erklärte das Unternehmen am Donnerstag, man weise die aktuell seitens der Organisation Foodwatch gestreuten Vorwürfe "schwerer Hygienemängel" in ihrem Betrieb in Landsberg zurück. -->


"Dieser Vorwurf ist eindeutig falsch. Jeder, der den Betrieb in Landsberg kennt, weiß das. Foodwatch liegen auch entsprechende Erklärungen der zuständigen Behörden vor Ort vor, dass diese Einschätzung nicht zutrifft. Aber um öffentliches Aufsehen zu erregen, werden diese Falschbehauptungen trotzdem erhoben. Das ist ungeheuerlich", sagt Tönnies-Pressesprecher Dr. André Vielstädte.


Entsprechend weist die Firma auch die Vorwürfe in den Medien (z.B. Spiegel Online) zurück, die auf Grundlage der Foodwatch-Pressemitteilung entstanden sind. Hier würden haltlose Vorwürfe ohne Kenntnis der Bedingungen vor Ort weitergetragen. „Das finden wir unverantwortlich", sagt Vielstädte.

 

Die zuständige Behörde habe gegenüber Foodwatch bestätigt, dass es sich bei den beschriebenen Mängeln "aus Sicht der Überwachungsbehörde nicht um gravierende, sondern in der Regel lediglich um geringfügige Verstöße handelte und diese unmittelbar durch den Betrieb abgestellt wurden." Dennoch erweckt Foodwatch laut dem Pressesprecher den Eindruck einer mangelnden Sorgfalt, der die Landsberger Wurstspezialitäten GmbH & Co. KG entschieden widerspricht.

 

Künast fordert Klöckner zum Handeln auf

 

Für Renate Künast, Sprecherin der Grünen für Ernährungspolitik, handelt es sich dagegen um einen „handfesten Skandal“, den Foodwatch aufgedeckt habe. „Wenn sich der Sachverhalt so zugetragen hat, wie er jetzt veröffentlicht wurde, dann haben die bayrischen Behörden jegliches Vertrauen der Verbraucher verspielt. Dies wäre ein dreckiger Weißwurst-Filz, in den die CSU und der große Fleischkonzern Tönnies untrennbar verstrickt sind. Dieser Fall darf nicht unter den Teppich gekehrt werden“, sagte sie in einer Pressemitteilung.

 

Ministerin Klöckner müsse nun dafür sorgen, dass Behörden die Verbraucher über mögliche Gesundheitsgefahren aufklären. „Sie muss den Kuschelkurs mit der Wirtschaft aufgeben und sich endlich den Verbraucherinteressen zuwenden. Ihr Entwurf für das Lebensmittelgesetz schützt nur Ekelbetriebe und nicht die Verbraucher“, kritisiert die frühere Landwirtschaftsministerin.

 

Ihrer Meinung nach brauche Deutschland eine eindeutige Regelung zur Transparenz von Hygienekontrollen. Kennzeichnung sei dabei das A und O. Dafür biete sich ein Smiley-System oder das Hygienebarometer an der Restauranttür an.

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