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Hauk: "Landwirten den nötigen Freiraum lassen"

Bei der Agrarförderung nach 2020 darf es nicht nur darum gehen, wieviel Geld die Landwirtschaft von der EU bekommt, sondern hauptsächlich um die Frage, wie ökologisch und sozial bestmögliche Förderinstrumente entwickelt werden können. Das war der Tenor einer Tagung am 13. in der Evangelischen Akademie Bad Boll.

Lesezeit: 4 Minuten

Bei der Agrarförderung nach 2020 darf es nicht nur darum gehen, wieviel Geld die Landwirtschaft von der EU bekommt, sondern hauptsächlich  um die Frage, wie ökologisch und sozial bestmögliche Förderinstrumente entwickelt werden können. Das war der Tenor einer Tagung am 13. in der Evangelischen Akademie Bad Boll, organisiert von Bio- und Naturschutzverbänden.


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Gastredner war Baden-Württembergs Landwirtschaftsminister Peter Hauk. „Wir erwarten von der Landwirtschaft einen verantwortungsvollen Umgang mit der Natur – doch zugleich muss auch vonseiten der Gesellschaft Verständnis für die Landwirtschaft aufgebracht werden. Auch im Umgang mit unseren Landwirten sollten wir Verantwortungsbereitschaft zeigen“, sagte der CDU-Politiker in seinem Vortrag.


Ein zweiter Schwerpunkt war die Bedeutung regionaler Landbewirtschaftung und Lebensmittelproduktion: „Wir müssen den Landwirten in ihrem konkreten Tun und Handeln den nötigen Freiraum lassen, sonst bleibt der Wunsch nach Erzeugnissen aus der Region ein reines Lippenbekenntnis.“



Im Anschluss analysierte Prof. Dr.-Ing. Frieder Haakh, Direktor und Technischer Geschäftsführer des Zweckverbands Landeswasserversorgung, die Auswirkungen der Landbewirtschaftung auf die Wasserqualität hierzulande. Der Vortrag machte laut einer Bioland-Pressemitteilung deutlich, dass in Deutschland ein Nitratproblem herrsche: Deutschland sei wegen Nichtumsetzung der Nitratrichtlinie mit einer von der EU-Kommission gut begründeten Klage vor dem Europäischen Gerichtshof konfrontiert.


Obwohl im Durchschnitt in Baden-Württemberg laut Messung der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg die Nitratbelastung rückläufig sei, zeige das Haupteinzugsgebiet der Landeswasserversorgung einen ansteigenden Trend. „Die Nitrateinträge aus der Landwirtschaft sind ursächlich für die Nitratverseuchung des Grundwassers. Wir haben somit kein Erkenntnisdefizit, sondern ein massives Umsetzungsdefizit“, betonte Haakh. Insbesondere an einer Verbesserung der Stickstoffnutzungseffizienz müsse mit Nachdruck gearbeitet werden. Eine Vorbildfunktion komme hier Öko-Betrieben zu, deren Stickstoffnutzungseffizienz deutlich über dem Durchschnitt liege und bis zu 90 Prozent erreichen könne.



Jan Plagge, Präsident von Bioland e.V. und Vorstandsmitglied im Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW), ging der Frage nach, wie eine Land- und Ernährungswirtschaft der Zukunft aussehen kann und soll. Um Landwirte, Umwelt und Gesellschaft gleichermaßen im Blick zu haben, sei es notwendig, sich in den kommenden zwölf Monaten für eine grundlegend veränderte und damit umweltwirksamere und „grünere“ Agrarpolitik einzusetzen: „Gegenwärtig erreicht die GAP ihre zentralen Ziele nicht, sie ist nicht effektiv, nicht konsistent, setzt die falschen Anreize und erfüllt die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger Europas nicht.“

 

Laut Plagge ist die Honorierung von öffentlichen Leistungen, die der Markt nicht vergütet, ein wichtiger Schritt, um die Landwirtschaft stärker auf ökologische und gesellschaftliche Ziele auszurichten und zugleich das Einkommen der Bäuerinnen und Bauern auf mehrere verlässliche Säulen zu stellen.



Mögliche Wege zur Erhaltung und Förderung der Artenvielfalt zeigte Dr. Rainer Oppermann, Leiter des Instituts für Agrarökologie und Biodiversität Mannheim, auf. Der Referent wies darauf hin, dass trotz aller Bemühungen und guter Agrarumweltprogramme im Bezugsraum Baden-Württemberg die Artenvielfalt weiterhin rückläufig sei – und das, obwohl dem naturräumlich vielfältigen Südwesten als „Schicksalsland für das Grünland in Deutschland“ eine Schlüsselrolle zukomme.

 

Zwar gebe es Erfolgsbeispiele im Ackerland und beim Grünland, doch reichten diese qualitativ und quantitativ nicht aus. Maßnahmen für mehr Biodiversität umzusetzen, sei nicht nur Aufgabe des Landes Baden-Württemberg, sondern liege in der Verantwortung von jedem und jeder, von Kommunen über Kirchen und Verbände bis hin zu Privatleuten. „Gemeinden sollten Versuchsflächen anlegen und unterhalten. Landwirte könnten durch lichte, weite Reihen auf ihren Getreideäckern und durch die Haltung seltener Tierrassen einen Beitrag leisten“, appellierte Oppermann an die Zuhörer.



Im Rahmen der anschließenden Podiumsdiskussion, an der auch Heike Hespe als Referatsleiterin Agrarpolitik für das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg teilnahm, war die Notwendigkeit eines Schulterschlusses zwischen allen, die an Landwirtschaft beteiligt sind, zentraler Konsens. Ein Miteinander statt eines Gegeneinanders sei angezeigt, wie auch in Wortbeiträgen der engagierten Tagungsbesucher immer wieder deutlich wurde.

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