Hortmann-Scholten über den Aufschwung und immer neue Handelsvorgaben
„Wir sind gerade in der glücklichen Phase, dass die Erzeugungskosten in der Tierhaltung fallen und die Erlöse gleichzeitig anziehen. Durch die steigenden Milch- und Schweinepreise sind die Aussichten wieder gut.“ Das sagte Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen.
„Wir sind gerade in der glücklichen Phase, dass die Erzeugungskosten in der Tierhaltung fallen und die Erlöse gleichzeitig anziehen. Durch die steigenden Milch- und Schweinepreise sind die Aussichten wieder gut.“ Das sagte Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am Dienstag auf den Agrarunternehmertagen in Münster.
Für Niedersachsen nannte der Berater einen Gewinnsprung von 59 % auf 67.500 Euro. Unterstützend wirke hierbei auch das neue Mittel der Gewinnglättung über drei Jahre, dass die Bundesregierung als Teil des Hilfspakets eingeführt hat. „Sprechen Sie hierzu aber unbedingt mit Ihrem Steuerberater“, so der Rat Hortmann-Scholtens.
Auch die Milchmengen steigen wieder, sind aber noch unter dem Vorjahreswert, erklärte der Kammervertreter weiter. In Niedersachsen sei die Menge beispielsweise 1,4 % unter Vorjahr, jedoch schon über der Menge von 2014/15. Den Milchauszahlungspreis von 33 Cent pro Liter sieht der Fachmann vorerst als gefestigt an.
Dennoch würden immer noch jeden Tag 10 bis 11 Milchviehbetriebe von den 70.000 in Deutschland aufgeben. Die Auflagenflut und neue politische Forderungen würden dies weiter anheizen. „Das ist umso gravierender, wenn man die Kollegen in Südeuropa sieht. Sie haben kaum Vorgaben und bauen knallhart kostenoptimiert. Bei uns kostet ein Milchviehplatz dagegen inzwischen 10.000 Euro."
Es geht seiner Meinung nach daher jetzt darum, die Mehrkosten durch die Vermarktung wieder reinzuholen. Doch gerade da starten Handelsketten eigene Vorgaben, wie Edeka mit den neuen Haltungsvorschriften für Milchkühe oder Lidl bei seinem gentechnikfreien Rindfleisch. „Parallel dazu wirbt der LEH weiter um Kunden mit möglichst niedrigen Preisen und Probierangeboten, die 10 % unter Marktpreis liegen“, kritisiert Hortmann-Scholten. „Wie passt das zusammen?“
In Niedersachsen weitet sich seinem Eindruck nach zudem der Trend um Weidemilch aus. Die Herausforderungen für die Milchbauern sehe dabei jedoch offenbar niemand. Hortmann-Scholten nennt u.a. die weiteren Treibwege und die damit verbundenen Verkehrsrisiken, den erhöhten Zeitaufwand, Zaunbau, die Begrenzung der Herdengrößen oder die schwankenden Futterqualitäten.
Bedauerlich sei auch der Trend der „Moving Targets“. Immer wenn die Landwirte eine Forderung bzw. Verschärfung erfüllt hätten, gebe es ein neues, noch schärferes Ziel, das es zu erreichen gilt. Der Handel nutze das jedes Mal für eine umfangreiche PR-Kampagne. Das gehe auf Kosten der Bauern. „Anders sieht das in Süddeutschland aus. Da es hier keinen Mengendruck gibt, funktionieren Spezialprogramme wie Hofglück, Edeka Gutfleisch, Primaschwein oder „Süddeutsches Schweinefleisch“.
Sein Rat
Der internationale Wettbewerb wird seiner Meinung nach schärfer, die Globalisierung des Agrarmarktes werde kommen. Durch TTIP/CETA würden die Transportkosten sinken, Fleisch könne im Kühlcontainer für 10-12 Cent um die Welt reisen. Der Fachmann mahnt: „Nach der Tierpreisphase ist vor der Hochpreisphase und vor der nächsten Krise. Seine Tipps:
Strategien für eine Konsolidierung durchdenken
Liquiditätsreserven aufbauen und richtig anlegen
Produktion optimieren, Ertrag sichern
steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten nutzen
keine Lustkäufe in Landtechnik oder Betriebsmittel
offene Kommunikation mit der Hausbank
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„Wir sind gerade in der glücklichen Phase, dass die Erzeugungskosten in der Tierhaltung fallen und die Erlöse gleichzeitig anziehen. Durch die steigenden Milch- und Schweinepreise sind die Aussichten wieder gut.“ Das sagte Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen am Dienstag auf den Agrarunternehmertagen in Münster.
Für Niedersachsen nannte der Berater einen Gewinnsprung von 59 % auf 67.500 Euro. Unterstützend wirke hierbei auch das neue Mittel der Gewinnglättung über drei Jahre, dass die Bundesregierung als Teil des Hilfspakets eingeführt hat. „Sprechen Sie hierzu aber unbedingt mit Ihrem Steuerberater“, so der Rat Hortmann-Scholtens.
Auch die Milchmengen steigen wieder, sind aber noch unter dem Vorjahreswert, erklärte der Kammervertreter weiter. In Niedersachsen sei die Menge beispielsweise 1,4 % unter Vorjahr, jedoch schon über der Menge von 2014/15. Den Milchauszahlungspreis von 33 Cent pro Liter sieht der Fachmann vorerst als gefestigt an.
Dennoch würden immer noch jeden Tag 10 bis 11 Milchviehbetriebe von den 70.000 in Deutschland aufgeben. Die Auflagenflut und neue politische Forderungen würden dies weiter anheizen. „Das ist umso gravierender, wenn man die Kollegen in Südeuropa sieht. Sie haben kaum Vorgaben und bauen knallhart kostenoptimiert. Bei uns kostet ein Milchviehplatz dagegen inzwischen 10.000 Euro."
Es geht seiner Meinung nach daher jetzt darum, die Mehrkosten durch die Vermarktung wieder reinzuholen. Doch gerade da starten Handelsketten eigene Vorgaben, wie Edeka mit den neuen Haltungsvorschriften für Milchkühe oder Lidl bei seinem gentechnikfreien Rindfleisch. „Parallel dazu wirbt der LEH weiter um Kunden mit möglichst niedrigen Preisen und Probierangeboten, die 10 % unter Marktpreis liegen“, kritisiert Hortmann-Scholten. „Wie passt das zusammen?“
In Niedersachsen weitet sich seinem Eindruck nach zudem der Trend um Weidemilch aus. Die Herausforderungen für die Milchbauern sehe dabei jedoch offenbar niemand. Hortmann-Scholten nennt u.a. die weiteren Treibwege und die damit verbundenen Verkehrsrisiken, den erhöhten Zeitaufwand, Zaunbau, die Begrenzung der Herdengrößen oder die schwankenden Futterqualitäten.
Bedauerlich sei auch der Trend der „Moving Targets“. Immer wenn die Landwirte eine Forderung bzw. Verschärfung erfüllt hätten, gebe es ein neues, noch schärferes Ziel, das es zu erreichen gilt. Der Handel nutze das jedes Mal für eine umfangreiche PR-Kampagne. Das gehe auf Kosten der Bauern. „Anders sieht das in Süddeutschland aus. Da es hier keinen Mengendruck gibt, funktionieren Spezialprogramme wie Hofglück, Edeka Gutfleisch, Primaschwein oder „Süddeutsches Schweinefleisch“.
Sein Rat
Der internationale Wettbewerb wird seiner Meinung nach schärfer, die Globalisierung des Agrarmarktes werde kommen. Durch TTIP/CETA würden die Transportkosten sinken, Fleisch könne im Kühlcontainer für 10-12 Cent um die Welt reisen. Der Fachmann mahnt: „Nach der Tierpreisphase ist vor der Hochpreisphase und vor der nächsten Krise. Seine Tipps:
Strategien für eine Konsolidierung durchdenken
Liquiditätsreserven aufbauen und richtig anlegen
Produktion optimieren, Ertrag sichern
steuerliche Gestaltungsmöglichkeiten nutzen
keine Lustkäufe in Landtechnik oder Betriebsmittel