Die IG Milch hat am Samstag auf der Rieder Messe einstimmig einen Milchstreik beschlossen, um den französischen Milchstreik zu unterstützen. Wie der ORF berichtet, sprach die IG Milch vor rund 500 anwesenden Landwirten von einem bevorstehenden "Bauernaufstand". IG-Milch-Obmann Ewald Grünzweil wird mit den Worten zitiert, es handele sich nun um die historische Chance auf eine Veränderung der Agrarpolitik. Für die Milchbauern gebe es mit dem aktuellen niedrigen Produzentenpreis keine Perspektive. Sie könnten ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. Der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber, der als Gastredner dabei war, erklärte, die EU verwende Steuergeld für Exporterstattungen und Einlagerung. Innerhalb eines halben Jahres seien 500 000 t Butter und Milchpulver eingelagert worden. Das seien die höchsten Lagerbestände seit 1992. Damit sei man aber in der Lage, den Milchpreis für die Bauern niedrig zu halten. Denn kaum steige er an, würden die Lager geräumt, und der Preis sinke wieder. Die EU-Agrarpolitik habe sich in die falsche Richtung entwickelt und sei nunmehr gescheitert. Schaber verlangte unter anderem eine Monitoring-Stelle, in der nicht nur die Regierungen, sondern auch die Bauern, Molkereien und Verbraucherorganisationen vertreten seien. Diese sollte aktuelle Marktanalysen erstellen sowie die Produktionskosten ermitteln, um die Mengen steuern und eine Vollkostendeckung erreichen zu können. Außerdem sollte es einen Zusammenschluss der Bauern als Gegenüber der großen Lebensmittelkonzerne geben, um in Augenhöhe auftreten zu können. Laut IG Milch sind in Frankreich 40 % der Milchbauern im Streik, das entspreche rund 30.000 Betrieben. Luxemburg und Belgien befänden sich ebenfalls im Streikgeschehen. Ab Montag würden sich auch Betriebe in der Schweiz und in Italien beteiligen. In Deutschland dürfe aus rechtlichen Gründen nicht zu einem Boykott aufgerufen werden.
VÖM droht mit Klagen
Die Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) hat die IG Milch vor Molkereiblockaden gewarnt. Man werde sich bei entstehenden Schäden an die Verantwortlichen wenden und Schadensersatz einklagen. Die allermeisten der österreichischen Molkereien stünden im Eigentum der Milchbauern und erfüllten erfolgreich ihren Auftrag, die angelieferte Milch bestmöglich zu vermarkten, betonte die VÖM mit Hinweis auf die im EU-Vergleich deutlich überdurchschnittlichen Milchpreise in Österreich.
Brüssel: Bauern schütten 200 000 Liter Milch aus
Protestierende Bauern haben in der Region der belgischen Stadt Namur fast 200 000 Liter Milch auf einem Feld ausgeschüttet. Die Milch stammte von rund 50 Höfen. Verbände hatten in den vergangenen Tagen zu einem «Milchstreik» aufgerufen. Die Landwirte wehren sich gegen den aus ihrer Sicht existenzbedrohenden Preisverfall bei Milch.
Mehr dazu: Solidarität und Kundgebungen statt Streik (11.9.09)