Bauern sollten sich auf die Extremwetterereignisse der Zukunft besser einstellen - diesen Appell hörte man in den vergangenen Tagen und Wochen oft. Die Lösungsvorschläge blieben hingegen stets dürr, meint der Bauernverband Mecklenburg-Vorpommern.
Einen „radikalen Wandel in der Agrarpolitik“ habe etwa die Grünen-Chefin Annalena Baerbock am Donnerstag in Rostock gefordert. Und Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus wolle offenbar durch die „Koppelung künftiger Direktzahlungen an Umweltleistungen“ der Landwirtschaft gegen Nässe und Trockenheit helfen.
Für den Bauernverband habe die Politik also viele Forderungen, nenne aber keine konkreten Lösungen für das Problem. Stattdessen werde die Dürre-Situation ausgenutzt, um die Landwirtschaft nach den eigenen ideologischen Vorstellungen umzubauen.
Rapsbeize war Maßnahme gegen Trockenheit!
"Die Politik stellt immer höhere Forderungen an den Berufstand, während sie Landwirten immer mehr Instrumente gegen Klimaveränderungen aus der Hand nimmt. Die Rapsbeize beispielsweise, die im März dieses Jahres verboten und vorher mehrere Jahre lang nicht benutzt werden durfte, schützte unter anderem die Wurzeln der Rapspflanzen gegen den Rapserdfloh und die Kohlschotenmücke. Je besser sich Wurzeln entwickeln können und je weniger sie durch Insekten gefressen werden, desto mehr Wasser kann die Pflanze aufnehmen und desto widerstandsfähiger ist sie gegen Trockenheit", erklärt der Verband weiter.
Das Verbot der Rapsbeize beruhe auf einem Einzelfall, in dem die Neonicotinoide nachgewiesenermaßen nicht fachgerecht eingesetzt wurden, weshalb es zu einem Bienensterben in der dortigen Region kam. Eine großangelegte Studie in Mecklenburg-Vorpommern habe hingegen keine schädlichen Auswirkungen auf Insekten, Wild- und Honigbienen bei fachgerechter Anwendung feststellen können. Sie sei allerdings nicht in die Bewertung des EU-Ausschusses eingeflossen. Nun müssten Ersatzstoffe angewendet werden, die häufiger ausgebracht werden müssen. Außerdem: Je weniger Pflanzenschutzwirkstoffe zur Verfügung stehen, desto höher ist die Gefahr von Resistenzen, so der Bauernverband weiter.
Moderne Technologien werden aus Europa ausgeschlossen
Ein Lichtblick bezüglich eines sich verändernden Klimas sei die sogenannte Gen-Schere (Genome-Editing) gewesen, die nichts anderes sei, als eine neue Züchtungsmethode. "Gene werden verändert, um neue Eigenschaften zu erzeugen. In der Natur passiert das tagtäglich Milliardenfach – ohne diese Eigenschaft wäre keine Evolution möglich", heißt es in einer Pressemitteilung.
Mit der Gen-Schere könne gezielt und präzise eine bestimmte Stelle der DNA verändert werden. Da das Weizen-Genom jetzt entschlüsselt wurde, sei zu erwarten, dass beispielsweise die Dürre-Robustheit einer Weizensorte gezielt in eine andere Weizensorte integriert werden könnte, die wiederum eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen bestimmte Krankheiten hat. "Das spart nicht nur Pflanzenschutzmittel, sondern auch wertvolle Zeit, denn bei der konventionellen Weizenzüchtung dauert es bis zu zehn Jahre, um eine neue Sorte zu entwickeln. Zumal: Eine starke Regulierung, wie sie Seitens der EU derzeit angestrebt wird, schadet vor allem der Branchenvielfalt, denn kleine Saatzucht-Unternehmen können den Verfahrensaufwand kaum stemmen und werden langfristig kaum konkurrieren können, wenn sie nur die Technik aus dem letzten Jahrtausend nutzen können."
Bauernverbandspräsident Detlef Kurreck: „Wir brauchen mehr Ehrlichkeit in der Politik und Fortschritt, statt einer Abkehr von der modernen Landwirtschaft. Es braucht politischen Mut, wirksame Technologien und Pflanzenschutzmittel nicht auf dem Altar des Populismus und der Wählergunst zu opfern und sie stattdessen, im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft, zielgerichtet zu fördern.“