Die positiven Aspekte des internationalen Handels mit Agrarrohstoffen und Nahrungsgütern aus Sicht der Entwicklungsländer hat Prof. Matin Qaim von der Universität Göttingen hervorgehoben.
Bei einem Journalistengespräch räumte der Wissenschaftler ein, dass die Lieferung von Geflügel in westafrikanische Länder oder der Export von Milchprodukten in ostafrikanische Länder einen negativen Einfluss auf die heimischen Anbieter habe. Es gebe aber auch positive Effekte, die man stärker in den Fokus nehmen müsse. So würden die Ärmsten der Armen von der besseren Versorgung profitieren. Dieser Effekt sei den örtlichen Regierungen offensichtlich wichtiger als die Situation der kommerziellen größeren Hähnchenbetriebe vor Ort.
Die oft beschriebene Haltung im Hinterhof für den Eigenbedarf bleibe indes von solchen Entwicklungen unberührt, erklärte Qaim. In den vergangenen Jahren sei Armut nachweislich in den Ländern zurückgegangen, die aktiv am internationalen Handel beteiligt seien, und zwar im Import wie Export.
Der Agrarökonom warnte davor, sogenannte Cash-Crops zu verteufeln. Stattdessen sollte man diese Agrarprodukte als wichtige Entwicklungsmöglichkeit begreifen.
Qaim erneuerte aber seine Kritik am hohen Fleischkonsum in den Industrienationen. Wenn alle reichen Länder ihren Fleischverbrauch halbieren würden, könnte der Hunger weltweilt um 10 % reduziert werden, zeigte sich der Göttinger überzeugt.
Zudem forderte der Agrarökonom eine größere Technologieoffenheit. Innovationen seien nötig, um die Produktion zu erhöhen, aber auch um umweltschonender zu produzieren, betonte der Wissenschaftler. Er äußerte sein Bedauern über die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofes (EuGH) zu den neuen Züchtungsverfahren und mahnte eine Reform des Gentechnikrechtes der EU an.