In Europa leben heute nach Schätzungen des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) rund 450 Millionen Vögel weniger als noch vor drei Jahrzehnten. „Die Roten Listen werden immer länger“, beklagte Heinz Kowalski vom NABU-Landesverband Nordrhein-Westfalen mit Blick auf die „Stunde der Wintervögel“, die vom 6. bis 8. Januar 2017 stattfindet.
Um den qualitativen und quantitativen Verlust der Vögel aufzuhalten oder gar wieder umzukehren, reichten die bisherigen Anstrengungen der Politik zum Schutz der Biodiversität und insbesondere der Vögel nicht aus, erklärte Kowalski. Für den deutlichen Rückgang der heimischen Singvögel in diesem Jahr macht der Ornithologe des NABU zwei Hauptursachen aus. Zum einen sei die schlechte Brutsaison 2016 dafür verantwortlich. Nässe und Kälte in diesem Frühjahr und Frühsommer hätten zahlreiche geschlüpfte Jungvögel an Unterkühlung sterben lassen.
Zum anderen habe die nasskalte Witterung einen zusätzlichen Mangel an Insektennahrung zur Folge gehabt. Jungvögel, die nicht an Kälte gestorben seien, seien schlicht verhungert. Viele Vogelschützer, die derzeit Nistkästen säuberten, fänden darin Nester mit toten Jungvögeln oder gar nicht erst ausgebrüteten Eiern, berichtete Kowalski.
Während es wetterbedingt immer Mal wieder schlechte Jahre für Vögel gebe und so ein Ereignis meist in den Folgejahren wieder ausgeglichen werde, beobachteten Vogelschützer seit Jahren zudem ein generelles Problem für den Vogelbestand. Eine ernste Gefahr stellten die Landschaftsveränderung sowie der zunehmende Einsatz von Pflanzenschutzmitteln dar. Darin werde auch eine der Ursachen für den besorgniserregenden Rückgang von Fluginsekten gesehen. Für einige Standorte sei von Insektologen hier eine Abnahme um bis zu 80 % in den letzten Jahrzehnten festzustellen. Dazu beigetragen habe auch das Verschwinden vieler blütenreicher Säume und Wiesen.