Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther will in der Gesellschaft mehr Wertschätzung für die Landwirte erreichen. Das hat der seit inzwischen einem halben Jahr amtierende Regierungschef jetzt in einem Interview mit dem Bauernblatt für Schleswig-Holstein und Hamburg hervorgehoben.
Wertschätzung drückt sich für Günther „immer in der Bereitschaft aus, für Lebensmittel einen angemessenen Preis zu zahlen“. Dazu seien aber viele Menschen in Deutschland nicht bereit. Das könne nicht durch staatliche Eingriffe geändert werden, unterstrich der Ministerpräsident. Vielmehr müsse der Handel in die Pflicht genommen werden, weil er die Preise massiv mitbestimme.
Was das teilweise schlechte Image der modernen Landwirtschaft in der Gesellschaft angeht, forderte Günther dazu auf, die Vorteile innovativer Produktionsverfahren zum Beispiel im Bereich Tierwohl auch in der Politik stärker aufzuzeigen. Demgegenüber müsse immer wieder deutlich gemacht werden, dass das heutige Bild von der Landwirtschaft aus den 1950er Jahren stamme und nicht der Realität entspreche.
Daneben mahnte der Ministerpräsident, unterschiedliche Bewirtschaftungsformen in der Landwirtschaft nicht gegeneinander auszuspielen. Landwirte müssten sich auf dem Weltmarkt behaupten können. Auch die Landesregierung habe großes Interesse daran, dass die heimischen Höfe wettbewerbsfähig blieben. Dazu bräuchten sie aber eine verlässliche Politik. Die Landwirte müssten darauf vertrauen können, dass ihre Investitionen „nicht immer wieder durch neue politische Vorgaben ad absurdum geführt“ würden.
Eine wichtige Aufgabe der Politik sieht Günther auch im Abbau der Bürokratie. Zentral sei zum Beispiel der Abbau von Doppeldokumentationen. Darüber hinaus müssten die Betriebe besser gegen extreme Witterungsverhältnisse abgesichert werden, etwa durch einen Klimafonds.
Schließlich unterstrich der Ministerpräsident die Wichtigkeit des Infrastrukturausbaus im ländlichen Raum, um der Landflucht entgegenzuwirken. So müsse der Ausbau der Breitbandversorgung deutlich beschleunigt werden und spätestens 2023 fertiggestellt sein. Die Landesregierung habe dazu einen Runden Tisch eingerichtet. Er habe keinen Zweifel daran, dass man im Zeitplan bleiben werde, so Günther.
Positiv äußerte er sich auch zum Wolfsmanagement in Schleswig-Holstein. Das Bundesland sei diesbezüglich gut aufgestellt. Zudem würden die Vorgaben angepasst, falls es die Lage erfordere.