Die Experten des agrarmeteorologischen Prognosedienstes der EU-Kommission (MARS) haben Ende August ihre bisherigen Ertragserwartungen für Kartoffeln teils drastisch nach unten korrigiert. Höhere Erträge als im Durchschnitt der Vorjahre gibt es 2018 wohl nur in Portugal, Griechenland und Ungarn. Mit 35 Tonnen je Hektar soll der Ertrag besonders niedrig in Deutschland ausfallen. Letztmalig noch weniger wurde hier 1994 und 1995 gerodet. Würde die Prognose eintreffen, gäbe es insgesamt lediglich 8,75 Millionen Tonnen Kartoffeln.
Gegenüber dem Vorjahr beliefe sich der Ertragsrückgang auf 25 Prozent. Die Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) geht allerdings davon aus, dass die Einbußen nicht so hoch ausfallen werden. Auch die Erwartungen anderer Marktbeobachter stimmen mit den Schätzungen der EU-Kommission nicht gänzlich überein. So wirkt es wenig plausibel, dass in der Ertragsrückgang in Belgien, wo es im Gegensatz zu Deutschland kaum Beregnung gibt, lediglich zwölf Prozent betragen soll. Das für Frankreich avisierte Minus von sechs Prozent findet aufgrund des hohen Anteils an beregneten Flächen schon eher Zustimmung. Dies gilt auch für die Niederlande, wo ein Ertragsrückgang gegenüber 2017 von 7,4 Prozent erwartet wird. In Großbritannien stehen höchstens 50 Prozent des Kartoffelareals unter Beregnung und die Einschätzung, dass nur sechs Prozent Ertrag fehlen dürfen, wird dort nicht geteilt. Manche Experten erwarten eine noch geringeres Ernteergebnis als 2012.
Damals fiel der Ertrag 30 Prozent kleiner als 2017 aus. Für den Rest der EU bestätigt der Prognosedienst durchschnittliche Erträge in Italien, Spanien und im Baltikum sowie Ertragseinbußen in Skandinavien und nässebedingt in Rumänien und Bulgarien. Dort war der Juli viel zu nass und der August heiß und trocken. Neben Ausfällen werden Fäulnis und andere Krankheiten ihre Spuren hinterlassen. Polens Ernte wird ebenfalls vergleichsweise klein eingeschätzt. Die Niederschlagsverteilung war sehr heterogen und die Gewichtung von Regionen mit guten Ertragsergebnissen und mit Ausfällen ist wohl dieses Jahr besonders schwierig. AMI