Für Peter Guhl, den Vorstandsvorsitzenden der MEG Milch Board, wirkt der aktuelle Anstieg der Milchmenge in der derzeitigen Marktlage wie ein Brandbeschleuniger. Nötig wäre ein Feuerlöscher oder zumindest die Reduktion des Sauerstoffs für die Flammen. Für Guhl ist es eine Tragödie, dass im vierten Jahr nach dem Quotenende ein Feuer nach dem anderen über die Milcherzeuger hinwegfege und dabei jede Menge Betriebe und bäuerliches Kapital zerstöre. Die Milchindustrie lobe dagegen die Volatilität der Märkte und freue sich nach jeder Krise über verbesserte Erfassungsstrukturen, berichtet Guhl in einer Mitteilung.
Dass die Molkereiwirtschaft keine Reformen wolle, sei angesichts der aktuellen Verteilung innerhalb der Wertschöpfungskette Milch nachvollziehbar, dass aber Politik und Erzeuger dabei tatenlos zusehen, ist für Guhl emotional nur schwer zu verkraften.
Dabei würden gute Vorschläge auf dem Tisch liegen: Das Marktkrisen-Management-Konzept des BDM könne in der aktuellen Lage Schlimmeres verhindern und die Mengen drosseln. Sobald die Märkte wieder im Gleichgewicht seien und sich die Preise stabilisiert hätten, müsse die Vertragspflicht politisch verordnet werden, so Guhl. Nur so könne gewährleistet werden, dass sich Molkereien und Erzeuger nicht nur über Preise unterhalten, sondern vor allem auch über eine bedarfsgerechte Versorgung des Milchmarktes mit dem wertvollen Rohstoff Milch!
Mit einem Stand von 100 liegt der Milch Marker Index nach dem Berechnungsergebnis zum Stand Januar 2018 um ein Prozent über dem Vorjahresniveau 2017 und über dem letzten Vierteljahreswert zum Stichmonat Oktober 2017. Von Oktober 2017 bis Januar 2018 sind die Milcherzeugungskosten um 0,51 Cent auf 41,81 Cent gestiegen, im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2017 lagen sie um 0,69 Cent höher, so die Berechnungen der MEG Milch Board. Auf der Kostenseite habe es weder im letzten Quartal noch im letzten Jahr nennenswerte Veränderungen gegeben, was bei dem recht stabilen Preisniveau bei den Einkaufspreisen für die landwirtschaftlichen Betriebsmittel nicht verwundere.
Seit dem Milchkrisenjahr 2015 hätten die Betriebe ihre Ausgaben ungewöhnlich stark drosseln müssen und nicht mehr investiert. Demnach seien die Kosten bereits auf niedrigstem Niveau, Einkommen und wirtschaftliche Lage der Erzeuger seien mehr als zuvor von den Preisentwicklungen auf den Milchmärkten abhängig.
Auf der Erlösseite rutschten die Preise von Oktober 2017 bis Januar 2018 im Durchschnitt jedoch schon wieder um 3,6 Cent von 40,35 Cent auf 36,75 Cent, woraufhin die Preis-Kosten-Ratio wieder von 0,98 auf 0,88 auseinanderging, berichtet die MEG Milch Board weiter. In Folge habe sich die Unterdeckung der Milcherzeugungskosten im Vergleich zum vorherigen Vierteljahresergebnis um ganze zehn Prozent vergrößert. Somit decke der Milchauszahlungspreis zwölf Prozent der Erzeugungskosten nicht ab. Der Preisrutsch habe dabei insbesondere Milchviehbetriebe im Norden und Osten (-5,01 Cent bzw. -4,79 Cent pro Kilogramm) getroffen, im Süden seien die Auszahlungspreise demgegenüber „nur“ um -1,39 Cent pro Kilogramm gefallen.