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Sauenduschen: Nass machen allein reicht nicht

Das Waschen von Sauen hilft, den Infektionsdruck für die neugeborenen Ferkel zu senken. Doch wie wäscht man die Sauen richtig, und wie sieht die optimale Sauendusche aus? top agrar hat das Thema mit Experten diskutiert.

Lesezeit: 10 Minuten

Das Waschen von Sauen hilft, den Infektionsdruck für die neugeborenen Ferkel zu senken. Doch wie wäscht man die Sauen richtig, und wie sieht die optimale Sauendusche aus? top agrar hat das Thema mit Experten in der Ausgabe 2/2016 im Spezialprogramm Schwein diskutiert.


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Mit der Geburt der Ferkel beginnt der direkte Wettlauf zwischen dem Immunsystem der Ferkel und krankmachenden Keimen. Denn die neugeborenen Ferkel kommen völlig schutzlos zur Welt. Die lebensnotwendigen Immunglobuline nehmen die Ferkel erst über das Kolostrum auf. Sie werden dadurch passiv immunisiert. Doch auf ihrem Weg zum Gesäuge sind die Ferkel zahlreichen Erregern ausgesetzt.


Besonders die schlecht erreichbaren Körperstellen der Sauen wie Gelenke und Klauen können Keimnischen sein. Um Ferkelverluste zu senken, sollte der Landwirt die Sauen vor der Geburt daher gründlich waschen.

Doch sauber ist nicht gleich sauber – wie sollten Sauenhalter am besten vorgehen, um allen Keimen den Garaus zu machen? top agrar hat das Thema mit einer Tierärztin und Produktionsberatern diskutiert.


Infektionsrisiko senken


Das Abferkelabteil waschen und desinfizieren gehört mittlerweile zum Standard. „Doch das gründliche Reinigen der Sauen vor der Geburt ist genauso wichtig“, betont Berater Wilfried Brede vom Serviceteam Alsfeld. Dieser Meinung schließt sich auch Berater Johannes Hilgers von der Schweinevermarktung Rheinland (SVR) an: „Denn der Grundstein für gute Leistungen wird schon früh im Abferkelstall gelegt.“


In der Praxis findet man verschiedene Lösungen für die Gestaltung des Waschplatzes vor. Zunächst ist das Waschen im Wartestall und Zentralgang zu nennen. Entsprechende Gitter oder Tore separieren die Sauengruppe auf dem Gang. Mit dem Hochdruckreiniger (HD-Reiniger) wäscht der Landwirt dann die Sauen. Nachteilig sind der höhere Zeitaufwand und der erschwerte Zugang zu den Sauen. Zudem dient der Zentralgang in der Regel zur Zuluftführung, oder es befinden sich dort elektronische Bauteile wie z. B. Lüftungscomputer. Dann ist das Waschen im Gang nicht möglich.


Einige Landwirte waschen ihre Sauen daher in der Abferkelbucht. Der Knackpunkt hierbei ist, dass die Sauen erneut Dreck und Keime hineintragen. Schädliche Ekto- und Endoparasiten wie Clostridien, Streptokokken und Magen-Darm-Parasiten oder auch Salmonellen erhöhen erneut den Keimdruck. „Das Infektionsrisiko für neugeborene Ferkel steigt dann wieder an“, berichtet Dr. Sandra Löbert vom Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer (LWK) NRW.


Viel besser ist, die Sauen in einer separaten Sauendusche zu waschen. Das spart Zeit und man reinigt die Tiere gründlich, sofern die Dusche richtig gebaut wurde.


Sauendusche richtig gestalten


„Die Dusche platziert man am besten zwischen Wartestall und Abferkelstall. Das spart nicht nur Zeit, sondern reduziert auch den Stress für die Tiere“, betont Bernhard Feller, Berater der LWK NRW.


Zusätzlicher Arbeitsaufwand lässt sich vermeiden, indem der Landwirt die Grundfläche der Dusche auf die Größe der Abferkelgruppe abstimmt. Mindestens 1 m2 Platz pro Sau ist erforderlich, um das Stresslevel für die Sauen möglichst niedrig zu halten. So hat z. B. ein Betrieb, der bei 250 Sauen im dreiwöchigen Rhythmus produziert, insgesamt sieben Gruppen. Jede Gruppe besteht aus 36 Sauen. Folglich müsste die Dusche eine Grundfläche von 40 m² aufweisen, oder der Landwirt kann bei einer halb so großen Fläche die Abferkelgruppe einfach in zwei Durchgänge aufteilen.

 

Während die Sauen duschen, darf es nicht zu kalt sein. Die Wassertemperatur entspricht daher idealerweise der Körpertemperatur der Tiere (35 bis 37 °C). Denn kaltes Wasser besitzt nicht nur einen schlechteren Reinigungseffekt, sondern steigert gleichzeitig auch das Erkältungsrisiko der nassen Sauen.


Berater Wilfried Brede empfiehlt einen Betonspaltenboden mit 18 mm Schlitzbreite. Bei geschlossenen Flächen hilft ein Gefälle, sodass das Wasser gut abläuft. „Gummimatten eignen sich nicht als Unterlage in einer Sauendusche, da sie sehr rutschig sind“, berichtet Werner Winkelkötter, Berater vom Erzeugerring Westfalen.


Keine Sauna


Besonders wichtig ist auch die Luftzufuhr. Zustände wie in einer Sauna muss der Landwirt vermeiden. Denn die wasserdampfgesättigte Luft führt dazu, dass die Sauen nicht genug Sauerstoff bekommen. „Kreislaufschwäche und Totgeburten sind dann vorprogrammiert“, gibt Gerd Vahrenhorst, Berater der GFS in Ascheberg, zu bedenken. Fenster, Türen oder Lüfter gewährleisten eine sichere Zufuhr von Frischluft. Zugluft sollte man unbedingt vermeiden!


Feste Düsen sparen Zeit


HD-Reiniger oder fest installierte Düsen: Was eignet sich besser? Grundsätzlich sind beide Varianten geeignet. Doch aufgepasst: Der HD-Reiniger muss im Niederdruckbereich (< 50 bar) eingesetzt werden, sodass der Wasserstrahl nicht stärker ist als bei einem normalen Wasserschlauch. „Auf keinen Fall dürfen die Sauen mit höherem Druck abgespritzt werden“, mahnt Berater Gerd Vahrenhorst zur Vorsicht.


Das Einweichen ist der Schlüssel für ein erfolgreiches Duschen. Denn es öffnet die Hautporen, und der Schmutz kann leicht abfließen. Aus arbeitstechnischen und zeitlichen Gründen fällt die Wahl in der Regel auf fest installierte Waschdüsen. Von den Seitenwänden und von der Decke aus machen sie die Sauen optimal nass. Es empfiehlt sich, je Quadratmeter zwei Düsen auf einer Höhe von 1,50 m anzubringen. Zudem müssen die Düsen das Duschwasser bei 3 bar möglichst fein zerstäuben. Erhältlich sind Ölbrenner-, Flachstrahl- oder Pralldüsen.



Bei stark kalk- oder eisenhaltigem Wasser können sich die Düsen schnell zusetzen. Vorbeugend helfen Feinfilter oder Wasseraufbereitungsanlagen.


Die Sau richtig einschäumen


Nach dem Einweichen geht’s ans Einschäumen. Aber Achtung: Shampoos aus dem Supermarkt sind für das Waschen von Tieren nicht geeignet!


Die Auswahl an Tierwaschmitteln ist mittlerweile riesig. Daher sollte man sich bei der Auswahl unbedingt am Gesundheitsstatus der Herde orientieren. Zahlreiche Waschmittel verfügen auch über Kombinationen verschiedener Wirkungsweisen. Sie reinigen, desinfizieren und wirken gegen Parasiten oder dienen der Hautpflege. Die Kosten liegen zwischen 25 und 150 € je 10 kg.


„Einfache Tierwaschmittel entfernen nur fettige Verschmutzungen wie Kotreste und verringern damit die Anzahl der Keime auf der Haut“, erklärt Berater Johannes Hilgers. Shampoos mit einer parasitären Wirkung lösen dagegen auch die klebrigen Wurmeier aus den Haaren und von der Haut der Sauen. Beim Waschen in der Abferkelbucht sollte man zusätzlich ein desinfizierendes Waschmittel einsetzen. Denn erst dieses tötet die Keime endgültig ab. Wilfried Brede weist noch darauf hin, dass die Wirksamkeit der Waschmittel auch von der Wasserhärte abhängt.


Jetzt bleibt noch die Frage nach der geeigneten Ausbringung. Berater Gerd Vahrenhorst erläutert die Möglichkeiten beim Einschäumen: „Je nach Technik kann man die Sauen automatisch durch die Düsen oder per Hand mittels Desinfektionsspritzen/-wagen oder Schaumlanzen einschäumen.“


Desinfektionsspritzen lassen sich einfach an einen Wasserschlauch anschließen. Beachtet werden muss jedoch die Ausdosiermenge. Diese hängt vom ausgewählten Produkt ab. Durch das Aufstecken verschiedenfarbiger Düsen auf die Spritze kann der Landwirt dann die passende Durchflussrate auslitern und das Produkt richtig auftragen.


Eine praktische Lösung bieten auch Desinfektionswagen. Diese kann der Landwirt bis vor die Sauen fahren und das Shampoo einfach ausbringen. Nachteilig sind jedoch die erhöhten Anschaffungskosten. Daher bieten sich als weitere Alternative auch Schaumlanzen für den Anschluss an den HD-Reiniger an. Diese sind vor allem praktisch für Betriebe mit festen Anschlüssen vor jedem Abteil. Das spart besonders Zeit.


Johannes Hilgers erwähnt zudem, wie wichtig es ist, dass das Mittel die gesamte Körperoberfläche der Sauen benetzt. Denn durch das Aneinanderreiben der eingeschäumten Sauen löst sich der Schmutz besonders gut. Zusätzliche Bürsten an den Seitenwänden tragen ebenfalls positiv dazu bei, und die Sauen können sich scheuern. „Das fördert ungemein das Wohlbefinden“, merkt Berater Werner Winkelkötter an.


Sauen gründlich abspülen


Nach Ablauf der vorgegebenen Einwirkzeit muss der Landwirt dafür sorgen, dass der gesamte Schaum von der Haut abfließt. Hierfür eignen sich die fest installierten Düsen in der Dusche, der HD-Reiniger mit niedrigem Druck oder aber auch ein gängiger Wasserschlauch mit Spritzpistole. Im Vergleich zu festen Düsen sind die letzteren beiden Alternativen besser gegen hartnäckige Verschmutzungen an den Gelenken und Klauen geeignet. Bernhard Feller empfiehlt zudem, besonders schmutzige Stellen noch mal mit einer Bürste nach zu arbeiten.


Nach der etwa 30- bis 40-minütigen Dusche muss nur noch das restliche Duschwasser abtropfen und dann geht es frisch geduscht und porentief sauber in das gut vorgewärmte Abferkelabteil. Bernhard Feller rät, die Raumtemperatur auf über 20 °C einzustellen. Dann trocknen die Sauen schneller, und das Erkältungsrisiko bleibt gering.

 

„Anschließend, wenn die Sauen im Ferkelschutzkorb abgetrocknet sind, lassen sie sich gut mittels einer handelsüblichen Rückenspritze mit einem jodhaltigen Mittel einsprühen“, empfiehlt Gerd Vahrenhorst. Das verschließt Kratzer auf der Haut und verhindert, dass Streptokokken eindringen. Werner Winkelkötter gibt hierzu noch den Tipp, Jodmittel auf Basis von Glycerin zu verwenden. Das fettet die empfindliche Gesäugehaut nochmals nach und macht sie geschmeidig. Somit wirkt das Jod nicht nur gegen Keime, sondern verhindert auch, dass neue Abschürfungen entstehen. Dies kann man am besten vor der Geburt noch mal wiederholen.


Praxisbeispiel: Sauenduschen leicht gemacht


„Geduschte Sau, gesunde Ferkel“ – so lautet das Motto von Ferkelerzeuger Heinrich Lohmann. Er setzt auf das Waschen in der separaten Sauendusche.


Die Sauendusche haben wir schon seit 1999, seit dem Anbau des neuen Sauenstalls. Einen freistehenden 16 m² großen Raum im Altgebäude konnten wir damals ideal zur Sauendusche umfunktionieren“, erzählt Ferkelerzeuger Heinrich Lohmann. Der 54 Jahre alte Landwirt aus dem münsterländischen Ascheberg bewirtschaftet bereits seit 1987 den 100 ha großen Familienbetrieb. Gemeinsam mit zwei Lehrlingen und einem Angestellten betreut er die 320er Sauenherde im geschlossenen System.


Sauenduschen sparen viel Zeit


Im zweiwöchigen Produktionsrhythmus setzt Heinrich Lohmann 28 Ferkel pro Sau und Jahr ab. Er ist überzeugt: „Nur mit gesunden Sauen erzielt man eine gute Leistung.“


Bevor Heinrich Lohmann die separate Sauendusche nutzte, wurde jede Sau einzeln in einem eigens dafür gebauten Kastenstand mit dem HD-Reiniger gewaschen. „Das ist heute bei der Größe der Sauenherde gar nicht mehr zu bewerkstelligen“, lacht Lohmann. Die Sauendusche ist daher die optimale Lösung, um den Arbeitsschritt in den Betriebsablauf zu integrieren und die Rüstzeit so gering wie nötig zu halten.


Eine Abferkelgruppe besteht i. d. R. aus 30 Tieren. Eine Woche vor der Geburt teilt er die Abferkelgruppe in zwei Partien auf. Während die erste Gruppe für etwa 30 Minuten duscht, verbleibt die zweite Sauengruppe zunächst noch im Wartestall.


Keimen den Garaus machen


Über eine selbst eingebaute Mischbatterie mit Thermometer stellt Heinrich Lohmann die Wassertemperatur optimal ein. Das Wasser wird dann über Düsen, die an der Wand und unter der Decke verteilt sind, fein zerstäubt. „Nur selten bricht eine durch Aufreiten der Sauen ab“, erzählt der Ferkelerzeuger.


Über einen ausreichend großen Zugang zum Treibgang und ein Fenster sowie eine Luke in der Decke zum Dachstuhl des Altgebäudes strömt ausreichend Frischluft in die Dusche. Je nach Außentemperatur kann er die Zuluft passend regulieren. Bei sehr niedrigen Außentemperaturen im Winter schaltet der Landwirt einen Gasstrahler als zusätzliche Heizung in der Dusche an.


Zum Einschäumen verwendet Heinrich Lohmann eine handelsübliche Desinfektionsspritze. Eine selbst gebaute Bürste an der Seitenwand unterstützt den Selbstreinigungseffekt.


Nach einer zehnminütigen Einwirkzeit spritzt Heinrich Lohmann, ausgerüstet mit Schürze, Gummistiefeln und einem Wasserschlauch sowie aufgesteckter Spritzpistole, die Sauen von oben bis unten mit Wasser ab. Besonders die Gelenke, Klauen und Hautfalten nimmt er sich gezielt vor. Sind alle Tiere vom Schaum bzw. restlichen Schmutz befreit und ist das meiste Wasser abgetropft, treibt Lohmann die Gruppe Sauen mithilfe seines Lehrlings in das bereits auf 20 °C aufgewärmte Abferkelabteil.


„Abends, wenn die Tiere komplett abgetrocknet sind, sprühe ich die Sauen von oben bis unten noch mit einer Jodlösung ein. Das fördert die Wundheilung ungemein“, berichtet der Ferkelerzeuger. Nach dem Duschen wären die Tiere zu nass, dann würde das Jod auf der Haut einfach wieder abfließen.

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