Schon seit Wochen habe ich dem top agrar Power Praktikum bei Ferkelerzeuger Ulrike und Torsten Frener entgegen gefiebert. Deshalb bin ich schon am Sonntagabend angereist, schließlich wollte ich Montagmorgen sofort loslegen. Die Anreise war für mich ein ganz besonderes Erlebnis: Mit der Fähre fuhr ich knapp eine Stunde durch die Nordsee vom Hafen in Nordstrand zur Insel Pellworm. Dort leben ca. 1100 Einwohner und im Hochsommer tummeln sich gut 3000 Feriengäste auf der Insel.
Auf Pellworm bewirtschaftet die Familie Frener einen Ferkelerzeugerbetrieb mit 310 PIC-Sauen und 54 ha Acker. Insgesamt gibt es noch drei weitere Sauenhalter auf der Nordseeinsel. Hauptsächlich wird Winterweizen und Sommergerste angebaut, aber auch Raps und Mais gehören zur Fruchtfolge. Weil an der Nordseeküste viel Wind „geht“, hat sich Familie Frener vor einigen Jahren zusammen mit 41 weiteren Gesellschaftern an einem Bürgerwindpark auf Pellworm beteiligt. Weitere Einkommensstandbeine sind die Stromerzeugung mittels Photovoltaikanlage sowie die Vermietung von Ferienwohnungen. Und jüngst hat man sich mit rund 25 Gesellschaftern am Bau einer Biogasanlage beteiligt.
Familie Frener betreibt die Ferkelerzeugung auf zwei Standorten, die Sauen stehen auf dem elterlichen Betrieb. Die Ferkelaufzucht erfolgt 4 km entfernt. Gemeinsam mit Kooperationspartner Marc Lucht, der ebenfalls 300 Sauen hält, wurde in der Feldflur in zwei Bauabschnitten ein neuer Ferkelaufzuchtstall mit 2800 Plätzen gebaut. Der erste Teil wurde 1998/1999 errichtet, der zweite Gebäudeteil 2008 fertig gestellt.
Leistungsmäßig liegt der Betrieb im oberen Drittel: Es werden 28 Ferkel pro Sau und Jahr abgesetzt, die Saugferkelverluste liegen bei 14 %. Der Betrieb hat eine Remontierungsrate von 42 % und bekommt alle 6 bis 8 Wochen 25 neue Jungsauen vom Festland geliefert. Diese bleiben die ersten 6 Wochen im Quarantänestall stehen.
Von den Ferkeln, die mit 28 bis 30 kg Lebendgewicht den Aufzuchtstall verlassen, werden pro Jahr ca. 2000 auf der Insel gemästet. Die restlichen 14000 Ferkel „setzen“ mit der Fähre aufs Festland über. Der Lkw kommt alle 10 Tage per Fähre zur Insel. Ulrike Frener erklärt mir, dass der Ferkeltransport übers Wasser kein Problem ist, die Fähre kann sogar mehrere Lkws gleichzeitig transportieren. „Und Seekrank ist auch noch kein Ferkel geworden“, erzählt Ulrike mir schmunzelnd. „Nur die Touristen rümpfen manchmal etwas die Nase, wenn der Ferkel-Lkw auf die Fähre fährt. Diesen Geruch kennen die meisten Urlauber nicht. Aber letztlich finden das viele Städter dann doch interessant.“
Nachdem ich Torsten, Ulrike und zwei der drei Kinder heute kennengelernt und einen ersten Eindruck von dem Inselleben bekommen habe, endete für mich ein toller erster Tag.
