Der zweite Arbeitstag startete morgens um 7 Uhr mit dem gemeinsamen Frühstück. Bei Kaffee, Brot und Marmelade haben wir besprochen, was an diesem Tag zu tun ist. Torsten Frener erklärte mir, dass heute die abgesetzten Sauen zu besamen sind.
Auf dem Betrieb werden die Sauen immer am Donnerstag abgesetzt, die erste Brunstkontrolle erfolgt am Sonntag. Bei der Brunstkontrolle geben sich Freners besonders viel Mühe, schließlich kosten Umrauscher den Inselbetrieb viel mehr Geld als einen Sauenhalter, der auf dem Festland wirtschaftet. Wieso ist das so?, frage ich Torsten Frener. Er erklärt mir, dass er für jede Spermalieferung 4,50 € extra an der Fähre bezahlen muss. Müssen fünf Spermaportionen nachgeliefert werden, verteuert sich die Besamung also allein wegen der Fährkosten um 90 Cent pro Tube. Das ist viel Geld. Sofort wird mir klar, warum die intensive Rauschekontrolle so wichtig ist.
Anders als auf dem Festland wird das Ebersperma nicht bis zum Hoftor gebracht. Vielmehr stellt der Fahrer der GFS-Besamungsgenossenschaft den Styroporkarton am Fähranleger in Nordstrand ab, dort nehmen die Mitarbeiter der Fährgesellschaft den Karton mit aufs Schiff. Auf Pellworm muss Torsten Frener diesen dann am Fähranleger abholen. Der Aufwand und die Organisation sind deutlich höher als z.B. bei uns zu Hause, denke ich. Zudem dürfen die Fährleute den Karton nicht vergessen, schließlich müssen die Sauen termingerecht besamt werden.
Auch wenn man sich noch so viel Mühe gibt, manchmal läuft es doch schief. In meiner Praktikumswoche jedenfalls rauschte eine Jungsau um. Ein teurer Spaß denke ich, denn zu den eigentlichen Spermakosten in Höhe von 3,34 € pro Tube musste Torsten Frener auch diesmal die Fährgebühren für das Sperma bezahlen. „Hoffentlich wirft die Sau viele Ferkel, dann ist der Schaden wenigstens nicht ganz so groß“, versucht Torsten Frener dem Ganzen etwas Positives abzugewinnen.
In der Regel hat der Betriebsleiter das Besamungsmanagement aber im Griff. Die Umrauschquote des Betriebes liegt bei unter 3%. Zur Förderung der Rausche bleibt die Beleuchtung im Deckzentrum den ganzen Tag über an. Außerdem bekommen die abgesetzten Sauen bis zum Tag der Besamung 200 g Traubenzucker pro Tag. Der Traubenzucker fördert die Rausche, weil dadurch der Blutzuckerspiegel sehr schnell ansteigt. Darauf reagieren die Tiere mit der Produktion des Hormons Insulin, das die Produktion der Geschlechtshormone positiv beeinflusst. Außerdem läuft im Deckzentrum grundsätzlich ein Sucheber vor den Sauen, um rauschende Sauen sicher zu erkennen. Besamt werden alle Tiere mit so genannten „Safe-Blue-Kathetern“, weil diese besonders hygienisch sind. Auch das soll die Umrauschrate niedrig halten.
Ich frage Torsten, warum er nicht selbst Ebersperma absamt. „Der Zeitaufwand ist sehr hoch und der Zuchtfortschritt geringer“, erklärt er mir.