Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Agri-Food-Abschlussveranstaltung

Agrar- und Ernährungsbranche: Visionen für die Zukunft

Die Agrar- und Ernährungsbranche sieht sich mit vielen Anforderungen konfrontiert – und steht unumgänglich vor einem Umbruch. Wie geht sie mit den Herausforderungen um?

Lesezeit: 5 Minuten

Am Ende sind es viele unstrittige Ziele, die die Agrar- und Ernährungsbranche in den nächsten 20 Jahren erreichen muss. Mehr Tierwohl, mehr künstliche Intelligenz und weniger Planungsunsicherheiten standen ganz oben auf der Agenda. Außerdem wurde klar: Die Gestaltung der Zukunft gelingt nur, wenn die Akteure der Wertschöpfungskette zusammenarbeiten. Alleingänge, z.B. der Politik, tragen nicht zur Lösung der kommenden Herausforderungen bei. Zu diesem Ergebnis kamen Vertreter aus Landwirtschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, die in der vergangenen Woche bei einer Diskussionsrunde der Uni Vechta über die Zukunft der Landwirtschaft im Nordwesten debattierten.

„Die Landwirtschaft steht mitten in einem Prozess grundlegender Transformation“, verkündete Uwe Bartels, Vorsitzender des Agrar- und Ernährungsforums Oldenburger Münsterland (AEF). Um die aktuellen Herausforderungen unter einen Hut bringen zu können, müssen die Landwirte die Transformation aktiv mitgestalten, forderte er. Das Motto: „Transformation durch Innovation“. Für die Realität sei dies mit einer Operation am offenen Herzen zu vergleichen. Denn alle Anforderungen müssten unter Berücksichtigung knapper werdender Produktionsfaktoren, wirtschaftlichen Aspekten und wachsendem Weltmarkt erfüllt werden. Es müsse konsequent auf Fortschritt und neue Technik gesetzt werden. Gleichzeitig sei die Politik aber auch gehalten, die richtigen Rahmenbedingungen zu schaffen.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Zustimmung erhielt er von Dr. Henning Müller, zweitem Vorsitzenden des AEF. Im Hinblick auf die Digitalisierung gab Müller zu Bedenken: „Sowohl die landwirtschaftlichen Betriebe, aber auch die größten Unternehmen der Region, werden das alleine nicht schaffen. […] Wir sind da auf die Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen und den Forschungseinrichtungen angewiesen.“ Außerdem könne bestehendes Know-how genutzt werden, die geforderte Transformation auszugestalten.

Landwirte sind offen für einen Wandel

Stefan Teepker ist Landwirt und blieb realistisch. Seiner Meinung nach sei es unstrittig, dass sich Tierwohl weiterentwickeln werde. Außerdem sehe er langfristig eine Reduzierung der Schlachtungen. Viel wichtiger deshalb: „Wir brauchen einen Wandel im Denken. Ich persönlich sage auch immer: Ich habe kein Problem damit, wenn ich in 20 Jahren eine Proteinfabrik habe. Entscheidend ist, dass ich die Wertschöpfung mit Ernährung betreiben kann.“ Denn im Endeffekt sollte es das Ziel eines Landwirts sein, den Bedürfnissen der Verbraucher nachzugehen. Und wenn der Verbraucher in 20 Jahren eher alternative Proteinquellen nachfragt, so sei die Landwirtschaft dazu bereit. Niedersachsens Staatssekretär Prof. Dr. Ludwig Theuvsen ergänzte, dass die Generation „Fridays for Future“ ohnehin in einigen Jahren die Hoheit im Haushaltseinkauf führen werde. Das gehe automatisch mit einer Änderung der Nachfrage einher. Die Agrar- und Ernährungsbranche habe also keine andere Chance.

Wenig Planungssicherheit, fehlendes Finanzierungskonzept

Teepker merkte an, dass Landwirte bereit für den Wandel seien, die Planung aber durch die fehlende Rechtssicherheit erschwert sei. Außerdem fehle ein verlässliches Finanzierungskonzept. Theuvsen erwiderte, dass die Machbarkeitsstudie zur Tierwohl-Finanzierung vorliege. Diese sei allerdings noch kein fertiges Finanzierungskonzept des BMEL. Deshalb fordere das niedersächsische Ministerium ein entsprechendes Konzept – noch vor den Bundestagswahlen. „Diese Hängepartie führt zu immer mehr Unsicherheit in der Branche. Und Verunsicherung können wir uns nicht leisten.“

Der Markt regelt vieles besser als Politik das jemals kann. - Stefan Teepker, Landwirt

Zum Thema Planung sagte er, dass tierhaltende Betriebe eine Sicherheit von 25 Jahren benötigten. Er sei zuversichtlich und verwies auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz, bei dem eine solche Planungssicherheit auch funktioniert hätte. Agrarökonom Prof. Dr. Alfons Balmann sah diesen Vergleich skeptisch: „Ich glaube, die Politik ist auch aufgefordert, ehrlich gegenüber der Landwirtschaft zu sein. Es wird keine 25 Jahre Planungssicherheit geben.“ Wenn der Einzelhandel gewisse Produkte der Landwirte nicht absetzen könne, sei der Landwirt trotzdem draußen.

Prof. Dr. Alfons Balmann ließ zu verstehen, dass die Branche den Stukturwandel als Chance sehen solle. Aber auch die Politik sei gefragt. Beispielsweise solle das Thema Genomeditierung noch einmal überdacht werden. Um langfristig an der Farm-to-Fork-Strategie festhalten zu können, mache es nur Sinn, Gentechnik gezielt einzusetzen. Alle seien aufgefordert, über den Tellerrand hinauszublicken. In den Abschlussstatements der Referenten wurde deshalb noch einmal deutlich: Der Wunsch nach mehr Zusammenarbeit steht ganz oben. Dhem: „Ich würde mir wünschen, dass wir diese politischen Entscheidungen mitgestalten dürfen.“ Es sei wichtig, die Menschen, die ein jeweiliges Gesetz auch betreffen würden, in Entscheidungen mit einzubeziehen. Teepker fügte abschließend hinzu: „Ich wünsche mir weniger Staat im Markt. Denn der Markt regelt vieles besser, als Politik das jemals kann.

Neues Schulfach: Ernährung

Ein weiterer großer Baustein der Diskussion war das Thema Ernährung. Denn in einem war sich das Plenum sicher: Ernährung müsse zurück auf den Stundenplan. Sarah Dehm plädierte dafür, dass die jungen Leute ein nachhaltiges Kochen erlernen sollten. Dies bedeute, jedes Lebensmittel so zu verwerten, dass keine Reste weggeworfen werden müssten. Das habe sie selbst von ihrer Großmutter beigebracht bekommen. Eine Zuschauerin ergänzte: „Wenn ich als Kind nicht das Richtige lerne, kann ich das als Erwachsener auch nicht umsetzen.“ Das Ministerium um Theuvsen sei ebenfalls für die Einführung dieses neuen Lehrfachs – der Kultusminister Niedersachsens sehe das jedoch anders.

Die Statements aller Referenten der Veranstaltung können hier nachgehört werden.

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen bei f3 - farm food future.

Die Redaktion empfiehlt

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.