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Büffel im Melkroboter

Lesezeit: 6 Minuten

In Neuseeland melkt Familie Keijzer 18 Büffel. Der Landwirt treibt die Tiere zweimal täglich in den Stall zum automatischen Melksystem. Die Milch vermarkten die Keijzers selbst.


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Es ist 6.00 Uhr morgens. Auf der Wairiri Buffalo Farm in Neuseeland herrscht bereits geschäftiges Treiben. Christo Keijzer holt die Wasserbüffel von der Weide, während seine Frau Lucy die Käseproduktion vorbereitet.


Vor 13 Jahren kaufte Familie Keijzer die Farm mit 100 ha Land. Nicht etwa, weil sie Büffel halten wollten, sondern weil sie eine Leidenschaft für Berge und den Skisport haben. Erst nach dem Kauf überlegten sie, wie sie das Gelände sinnvoll nutzen können. Weil rund 40 ha Wald- und Feuchtreservat zum Betrieb gehören und die Böden sehr sumpfig sind, fiel die Entscheidung für Büffel. „Sie eignen sich ideal für die Voraussetzungen hier“, ist sich das Ehepaar einig. Damit besitzt Familie Keijzer eine von vier Büffelfarmen in Neuseeland. Vor dem Kauf der Farm hatten Christo und Lucy weder Erfahrung mit Büffeln noch mit der Käseproduktion. Inzwischen können sie sich nichts anderes mehr vorstellen.


Verschiedene Charaktere


Als alle 18 melkenden Kühe im Stall sind, schließt Christo das massive Tor hinter den Tieren. Entlang an mannshohen Trenngittern geht er an der Herde vorbei und öffnet das Gatter zum Melkroboter. Das erste Tier tritt ein. „Die Büffel haben eine genau ausgeklügelte Reihenfolge unter sich ausgemacht“, erklärt der Betriebsleiter. Erstaunlicherweise ist diese unabhängig von der Rangordnung. Wie auch bei Milchkühen, gewöhnen sich die Tiere unterschiedlich schnell an das automatische Melken. „Es gibt Büffel, die treten und geben die Milch nicht her“, sagt Christo. „Andere sind wiederum ganz entspannt.“ So ist es auch im Umgang außerhalb des Roboters: Während sich die einen gerne eine Streicheleinheit abholen, senken die anderen drohend den Kopf, wenn man sich ihnen nähert. „Wir halten Riveren Buffalo, italenischer Abstammung“, sagt Christo. Diese Büffel sind in der Regel etwas größer, haben lange Haare und lange, geschwunge Hörner. Es gibt aber auch kleinere Tiere in der Herde: „Die kleineren Büffel sind asiatische Sumpfbüffel“, erklärt Christo. „Sie sind etwas kleiner und haben kürzeres Haar. Ein bisschen wie Schweineborsten mit dickerer Haut“, sagt er und grinst.


Im Melkroboter gibt es Pellets als Lockfutter und Grassilage, die Christo mit der Hand in den Trog gibt. Büffel sind sehr argwöhnisch und geben je nach Umgebungsfaktoren ihre Milch nicht her. Zum Beispiel wenn unbekannte Menschen vor Ort sind oder es zu laut ist. „Wir haben immer eine Flasche Oxytocin parat“, sagt der gebürtige Niederländer. Diese kommt allerdings nur selten zum Einsatz. Der Milchfluss liegt bei etwa 480 ml/Min. Eine Kuh gibt am Tag etwa 5,7 l Milch.


Langsam Aufstocken


Mit 18 Büffeln, die zweimal täglich in den Stall zum Melken getrieben werden, ist der Melkroboter längst nicht ausgelastet. Gerne würde die Familie die Herde aufstocken. Doch das dauert, denn es ist schwer, Büffel zu kaufen. Die Herde muss sich aus eigener Nachzucht vergrößern.


Auch wenn die Tierzahl noch vergleichsweise gering ist, kann Christo seine Entscheidung für den Melkroboter gut begründen: „Wir haben zuerst im konventionellen Melkstand gemolken. Dort war die Milchqualität aber nicht zufriedenstellend“, erinnert er sich. Es folgte die Umstellung auf einen DeLaval-Melkroboter. Mit der Milchqualität sind Keijzers jetzt zufrieden, eine Arbeitserleichterung ist die Anschaffung allerdings nicht: Die Büffel gehen nicht selbstständig zum Melken, sondern werden jedes Mal gesammelt in den Stall getrieben. Bis alle Euter leer sind, vergehen etwa 2,5 Stunden. Das Gruppenmelken begründet Christo so: „Wir vermarkten die komplette Milch selbst. Da sich der Roboter nach einer Standzeit von 45 Minuten selbst reinigt, würde die in den Schläuchen vorhandene Milch weggegossen.“ Der aus der Milch hergestellte Käse stellt aber die Haupteinnahmequelle der Familie dar. Auf die Menge, die pro Spülgang vergossen wird, will er nicht verzichten.


Die Büffelmilch hat im Durchschnitt einen Fettgehalt von 9% und einen Eiweißgehalt von 4%. Eine ganzjährig gleichbleibende Milchqualität ist wichtig für die Käseproduktion. Da sich der Fett- und Eiweißgehalt im Laufe der Laktation ändert, kalben die Büffel, anders als es in Neuseeland üblich ist, ganzjährig ab.


Wasserbüffel produzieren A2-Milch. Pro Woche fallen etwa 540 l Rohstoff an. 40 l pasteurisiert Lucy und füllt sie in Flaschen ab. Die restliche Menge verarbeitet sie zu verschiedenen Käsesorten und zu Joghurt. „Aus 400 l Milch kann ich 100 kg Käse machen“, erklärt sie. Die Familie vermarktet alle Produkte unter der Marke „Wairiri Buffalo“. Zu je einem Drittel über ihren Online-Shop, über Wochenmärkte und über Gastronomiebetriebe. Ein Liter pasteurisierte Büffelmilch kostet 10 $. Das sind umgerechnet 6,11 €/l Milch. „Aktuell ist unsere Milchmenge nicht gewinnbringend“, gesteht Lucy. Sie ist in Vollzeit für die Verarbeitung und für die Vermarktung zuständig. Unterstützung erhält sie von zwei Teilzeitkräften sowie von der 16-jährigen Tochter Chloe.


Ganzjährig Weidegang


Hoffnung auf mehr Rohstoff geben die sieben Abkalbungen, die in den nächsten Wochen anstehen. Darum kümmert sich Christo, denn er ist zuständig für die Büffelherde. Insgesamt stehen auf der Farm 55 Tiere inklusive Nachzucht. Grundsätzlich sind die Tiere robust und wenig anfällig für Krankheiten. „Die Herde läuft das ganze Jahr über draußen auf überwiegend feuchtem Untergrund“, erklärt er. Klauenprobleme gab es bisher keine. Auch Parasitenbehandlungen waren noch nicht nötig. „Im Winter führen verschmutzte Euter aber zu Problemen“, schildert der Büffelhalter. In dem Fall hängt er die Zitzenbecher im Melkroboter manuell an. Sonst saugt der Roboter bei der Suche nach den Strichen zu viel Dreck ein, den man später in den verarbeiteten Produkten wiederfinden könnte. „Das wäre schlecht für unsere Vermarktung“, erklärt Christo.


Züchten Mit Büffeln


Für die ganzjährige Abkalbung belegen Keijzers die Büffel mithilfe von künstlicher Besamung. Die genetische Auswahl ist allerdings begrenzt. „Die Euter sind nicht die typischen Roboter-Euter“, gesteht der Landwirt. „Bei manchen Tieren zeigen die Striche in alle Himmelsrichtungen.“ Auch die Kühe hängt er manuell an.


Deckbullen, der die Färsen ab einem Alter von 18 Monaten belegt. Auf ein bestimmtes Erstkalbealter zielt der Neuseeländer nicht ab. Er hat allerdings die Erfahrung gemacht, dass eine zu frühe Trächtigkeit das Wachstum der Kühe beeinträchtigt.


Nach der Geburt trennt Christo Kuh und Kalb voneinander. Die Büffelkälber erhalten drei Tage Kolostrum, bevor sie anschließend für drei Monate Milchaustauscher bekommen. Nach dem Absetzen verkauft er die Bullenkälber. Die weiblichen Tiere behält Christo zur Zucht.


Die Futterversorgung für den Winter sichert Familie Keijzer über zugekaufte Grassilage, Heu und Luzerne. „Wir haben den Büffeln auch außerhalb des Roboters mal Pellets vorgelegt“, erinnert sich Christo. „Aber die haben die Tiere nicht angerührt.“


kirsten.gierse-westermeier@topagrar.com

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