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topplus Reportage

Der Weg ist das Ziel

Lesezeit: 3 Minuten

Mit dem MilchPlus-Programm entwickelte Hochwald ein eigenes Modul, das über das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch vom Thünen-Institut hinausgeht. Ein Erzeuger berichtet.


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△ Mit diesem Logo wirbt die Milchbranche für ihren Nachhaltigkeitsstandard.


Meine Begeisterung hielt sich zuerst sehr in Grenzen“, gesteht Torsten Kleinheßling als er über das Nachhaltigkeitsmodul von Hochwald spricht. Der Landwirt aus Hamminkeln (Nordrhein-Westfalen) liefert die Milch seiner 200 Kühe an die Genossenschaftsmolkerei. Trotz aller Skepsis sah der 32-Jährige Chancen und entschied sich, mitzumachen. Inzwischen ist er sicher, dass er von der Teilnahme profitiert.


Helmut Stuck, Leiter der Milchverwaltung Hochwald, erklärt die Entstehung des MilchPlus-Programms: „Die erste Idee war, einen für alle Molkereien und Erzeuger in der Branche geltenden Nachhaltigkeitsstandard zu entwickeln. Das scheiterte weil die deutschen Molkereistrukturen zu verschieden sind.“


Deshalb entschied Hochwald 2017, selbst aktiv zu werden: Die Molkerei nahm nicht nur am Pilotprojekt QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch vom Thünen-Institut teil, sondern entwickelte darüber hinaus ein eigenes System. Das QM-Nachhaltigkeitsmodul Milch diente als Hilfestellung. „Es verschafft uns eine große Datenbasis und zeigt uns, wo wir als Molkerei stehen“, erklärt Stuck. Er sieht darin Potenzial für einen Branchenstandard und ergänzt: „Es eignet sich allerdings noch nicht für den internen Verbesserungsprozess.“ Denn dafür bedarf es einer kontinuierlichen Datenerfassung.


Seit 2018 können Lieferanten am MilchPlus-Programm teilnehmen. Im ersten Jahr beteiligten sich 52% der Erzeuger mit 75% der Hochwald-Milchmenge. Die Basisanforderungen sind die Milchmengenplanung, S-Klasse Qualität der Milch in neun von zwölf Monaten, die Teilnahme am QM-Nachhaltigkeitsmodul sowie die Selbsteinschätzung über das MilchPlus-Programm. Dabei vergeben sich die Mitglieder in den Kategorien Energie, Tierwohl, Umwelt und Soziales selbst Punkte. Auf Basis der Angaben erhalten sie im Folgejahr einen Zuschlag von bis zu 1 ct je kg. Zur Finanzierung schaffte Hochwald den Staffelzuschlag ab. Bis Ende November tragen die Landwirte dann ihre tatsächlichen Werte, zum Beispiel den Energie- und Wasserverbrauch, im System ein. Daraufhin erhalten sie eine Endabrechnung, die von der vorherigen Selbsteinschätzung abhängt. Jährlich entscheiden alle Lieferanten neu, ob sie auch im Folgejahr am MilchPlus-Programm teilnehmen.


Bei Teilnahme erhalten die Landwirte eine Einordnung ihres Betriebs auf Molkereiebene. Zusätzlich ordnet Hochwald die Betriebe je nach Liefermenge einer Gruppe zu. Auch dort sehen die Landwirte, wo sie innerhalb der vier Kategorien im Vergleich zu anderen stehen.


Diesen Vorteil schätzt Torsten Kleinheßling: „Unter den Berufskollegen vergleichen wir Ergebnisse und diskutieren Verbesserungspotenziale“, sagt er. Der Landwirt beteiligt sich in einer Arbeitsgruppe an der Programmentwicklung. „Mir ist erst da bewusst geworden, welche Anforderungen die Kunden der Molkerei hinsichtlich Nachhaltigkeit stellen“, gibt er zu. „Als Erzeuger können wir uns daran beteiligen, einen für alle tragbaren und fairen Weg zu finden.“ Der Milchviehhalter findet es gut, dass es zunächst nur um eine Datenerfassung geht und auf seinem Betrieb nicht von vornherein alles perfekt laufen muss. Positiv nimmt er auch wahr, dass er sich intensiver mit den Verbräuchen auf seinem Hof auseinandersetzt.


Er sieht aber auch Zielkonflikte: Beispielsweise hat das Tierwohl für ihn oberste Priorität. „Ich kühle meine Kühe mit Ventilatoren und Sprinklern. Wie soll ich dabei meinen Wasser- und Energieverbrauch senken, um etwas für den Umweltschutz zu tun“


Für ihn ist die Chance einer faktenbasierten Kommunikation ein großer Pluspunkt. Kleinheßling wünscht sich allerdings einen Branchenstandard, der auch einen Mehrwert auf der Milchgeldabrechnung schafft. „Kein Verbraucher hat einen Überblick über die verschiedenen Nachhaltigkeitssiegel“, macht er deutlich. Dennoch hält er den Weg für richtig: „Nachhaltigkeit ist ein Prozess“, sagt er. „Jeder ist gefordert, sich Gedanken zu machen, welchen Teil er dazu beitragen kann.“

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