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Färsenmast – eine Nische für Spezialisten

Mit speziellen Vermarktungswegen, einem durchdachten Betriebsablauf und der richtigen Rasse, kann die Färsenmast ein zusätzliches Standbein sein. Ein Landwirt erklärt, wie es geht.

Lesezeit: 6 Minuten

Wer Färsen für den freien Markt produzieren will, kann es gleich lassen. Das lohnt sich nicht“, ist sich Heinz-Jürgen Krouhs sicher. Darum sollte seiner Ansicht nach am Anfang immer eine Frage stehen: Für wen will ich produzieren? So klärte der gelernte Landschaftsgärtner und Landwirt zuerst die Fleischvermarktung, als er vor 20 Jahren mit seinem Hof den Schritt vom Neben- in den Vollerwerb wagte.

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Die Mast von Limousin-Färsen ist für Heinz-Jürgen Krouhs Teil eines ineinandergreifenden Betriebskonzeptes: An die Haltung von 100 Limousin-Mutterkühen gliedern sich die Mast von rund 200 Limousin-Bullen sowie die Färsenvornutzung und Färsenmast an.

Die Mutterkühe grasen einen Großteil des Jahres in kleinen Gruppen auf kleinstrukturierten Grünlandflächen im Umkreis von 10 km um die Hofstelle in Kempen (Nordrhein-Westfalen). Die Mutterkühe sowie die Vornutzungsfärsen, also Rinder, die einmal abkalben bevor sie gemästet werden, lässt Krouhs zurzeit mit einem genetisch behornten Bullen belegen und ganzjährig abkalben. Sieben bis zehn Monate bleiben die Kälber bei den Müttern, bevor sie unterschiedliche Wege gehen. Die Bullenkälber nutzt Krouhs für die eigene Bullenmast.

Zwei Drittel der weiblichen Kälber verkauft er nach dem Absetzen an die Großschlachterei Thönes Naturverbund, die eine kleine Premiumlinie für Kalbfleisch betreibt. Um als Kalbfleisch bezeichnet zu werden, dürfen die Kälber nach den Vorgaben der Handelsklassenverordnung höchstens acht Monate alt sein. Thönes bezeichnet zudem ein Schlachtgewicht von 130 bis 150 kg und eine Fettstufe von 3 oder darunter als optimal.

Die übrigen Kälber der Mutterkühe sowie Vornutzungsfärsen zieht Krouhs weiter auf. Je nach Genetik nutzt er die Kälber für die Remontierung der eigenen Mutterkuhherde, für die Färsenmast oder wiederum für die Vornutzung. „Zur Remontierung behalte ich aber nur die Tiere, die sich bei der Aufzucht ihres ersten Kalbes bewähren“, erklärt Krouhs. Das heißt, sie sollten ohne Hilfe abkalben, gute Muttereigenschaften und einen ruhigen Typ haben.

Färsenaufzucht ausgelagert

Da der Betrieb mitten in einer intensiven Ackerbauregion liegt, ist die Futtergrundlage in der Nähe der Hofstelle knapp. Deshalb lässt Krouhs die Mastfärsen nach dem Absetzen im Alter von sieben bis zehn Monaten per Spedition zu einem Grünlandbetrieb im Westerwald bringen. Dieser zieht die Tiere für ein Tagegeld weiter auf. Zusätzlich zur eigenen Nachzucht kauft Krouhs sieben bis zehn Monate alte Absetzer von festen Lieferanten sowie über Auktionen zu. So laufen auf dem Partnerbetrieb im Westerwald über das gesamte Jahr immer 80 bis 100 Mastfärsen.

Auf die Auswahl der Zukauftiere legt Krouhs besonderen Wert: „Wichtig ist, schon beim Kauf der Absetzer mit etwa acht Monaten ihr Potenzial erkennen zu können.“ Das Verhältnis von Gewicht und Alter sollte stimmen, ebenso wie die Proportionen und der Typ, so Krouhs Strategie. „Ich nehme gerne behornte Tiere, meist lieber als genetisch hornlose. Diese erreichen oft in der gleichen Zeit 20 bis 30 kg höhere Endgewichte“, so der Landwirt.

Endmast im Strohstall

Je nach Futtergrundlage weiden die Färsen auf den Grünlandflächen im Westerwald oder stehen dort in einem Strohstall und erhalten Grassilage, Heu und eine Getreidemischung. Im Alter von etwa 20 Monaten lässt Krouhs die Mastfärsen wieder per Spedition zurück auf seinen Betrieb fahren. Dort beginnt für sie die Endmast im Strohstall. Sie erhalten über drei bis sechs Monate eine Ration aus dem ersten Schnitt Gras- und Maissilage im Verhältnis 50:50. Ergänzt ist diese mit bis zu 3 kg hofeigener Getreidemischung, die als Eiweißkomponente zu etwa 30% Futtererbsen und Rapsschrot enthält. Diese Mischung legt der Betriebsleiter zweimal täglich manuell mit dem Eimer vor. „Das ist unüblich für einen Betrieb in unserer Größe, aber ich schätze die Möglichkeit der guten Tierkontrolle“, erklärt er.

Die Vornutzungsfärsen kalben im Strohstall kontrolliert ab. Nach der Geburt lässt der Landwirt sie für zwei Monate mit ihren Kälbern auf die Weide. Verglichen mit der Haltung im Stall sinkt so das Infektionsrisiko für die Kälber in den ersten kritischen Wochen. Anschließend ziehen die Färsen ihre Kälber bei intensiver Fütterung im Strohstall auf.

Vermarktung: Nicht nur Abliefern

Bei der Vermarktung seiner Färsen arbeitet Heinz-Jürgen Krouhs eng mit dem Schlachthof Thönes im zehn Kilometer entfernten Wachtendonk zusammen. Seine Aufzucht hat er auf die Anforderungen der Schlachterei ausgelegt. Er lässt die Kühe ganzjährig kalben und kann so auch ganzjährig wöchentlich Kälber und Färsen an Thönes liefern. Die benötigte Tierzahl gibt der Schlachthof jeweils in der Vorwoche an.

„Um das maximale Ergebnis zu erzielen, ist eine tierindividuelle Vermarktung wichtig. Ich bewerte die Färsen unabhängig von ihrem Gewicht nach dem individuellen Reifegrad“, erklärt der Landwirt. Sie sollten zur Schlachtung in eine gute Fettklasse 2 bis zu 3 fallen. In der Regel sind die Mastfärsen dann zwischen 23 und 26 und die Vornutzungsfärsen 32 bis 36 Monate alt.

Krouhs bezeichnet sich dabei nicht als Lieferant, sondern als Geschäftspartner. „Das heißt, ich verhandele mit dem Schlachthof auf Augenhöhe, liefere die Tiere selbst an und bin auch bei der Klassifizierung dabei“, sagt er. Denn auch wenn der Schlachthof einen Festpreis oberhalb der Färsennotierung zahlt, bestimmt die Bewertung des Tieres letztendlich den Preis.

Einstieg in dieDirektvermarktung

Zunehmend aufwendiger ist für Heinz-Jürgen Krouhs der Ankauf von Absetzern in ausreichender Zahl. „Gute Tiere gehen nach Italien oder Holland zu Preisen, die ich nicht zahlen kann“, sagt er. Dabei sind Limousin-Absetzer in der Regel in größeren Gruppen verfügbar als andere Fleischrassen. Krouhs begrüßt, dass Mutterkuhhalter auf diesem Weg mehr für ihre Absetzer erhalten. Die Mast in Deutschland erlaubt hingegen nur eine geringe Wertschöpfung. Um zumindest die Wertschöpfung einzelner Färsen zu steigern, arbeiten er und sein Neffe Maximilian Brandt gerade an dem Aufbau einer eigenen Vermarktung. Interessenten können unterschiedliche Fleischpakete von 3 bis 6 kg oder Teilstücke auf der Internetseite des Betriebes vorbestellen. Einmal monatlich lassen sie ein Tier schlachten und geben die Fleischpakete an die Kunden ab Hof aus. Dabei ist Brandt und Krouhs der Kundenservice besonders wichtig: Jedes Teilstück ist vakuumiert und beschriftet. Zudem bieten sie das Fleisch zu einem festen Termin an, damit es für die Kunden kalkulierbar ist. Krouhs erklärt: „Qualität und Service schlagen sich im Produktpreis nieder. Das ist mir wichtig. Denn es ist auch eine Botschaft an den Kunden, dass die Wertschöpfung über das Produkt kommen muss.“ katharina.luetke-holz@topagrar.com

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