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Immer weniger Betriebe in Bayern?

Lesezeit: 4 Minuten

Die Borchert-Kommission will die Nutztierhaltung in Deutschland erhalten. Aber haben die Gremien auch die Alpenwirtschaft auf dem Schirm? Eine Landwirtin befürchtet, dass viele Betriebe aufhören.


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Wenn wir über die Borchert-Pläne sprechen, müssen wir auch an die Menschen denken, die die Vorgaben umsetzen müssen“, zeigt sich Veronika Mangold nachdenklich. Nicht nur den Tieren muss es gut gehen, sondern auch den Landwirten, die täglich die Arbeit verrichten. Gemeinsam mit ihrem Mann bewirtschaftet die 57-Jährige einen Milchviehbetrieb in Oberammergau (Bayern). Zum Hof gehören 20 Milchkühe, die weibliche Nachzucht, Schafe, Pferde, eine Photovoltaik-Anlage sowie eine Ferienwohnung. Mangolds bewirtschaften 53 ha Dauergrünland. „Mehr als 50% unserer Flächen stehen unter Vertragsnaturschutz“, erklärt die gelernte Steuerbeamtin. Die Förderung für den Aufwand und den Naturschutz ist ein wichtiges Standbein.


Bis vor wenigen Wochen standen die Kühe von Familie Mangold noch überwiegend in Anbindehaltung. Nur im Herbst kamen die Milchkühe für einige Wochen auf die Weide. Die Familie liefert an die Molkerei Hochland. Der Käsehersteller will ab 2022 für Milch aus ganzjähriger Anbindehaltung satte 5 Cent/kg für die getrennte Erfassung abziehen.


Weidegang ist Aufwand


Weidegang ist für Mangolds aber mit Aufwand verbunden. Die Familie hat keine geeigneten Weiden direkt am Hof. Der auf 850 m über dem Meeresspiegel gelegene Betrieb ist zwar 1967 an den heutigen Standort ausgesiedelt. Inzwischen ist die Hofstelle aber wieder komplett umschlossen von der Ortsbebauung.


Mangolds wollen trotzdem nicht auf das Milchgeld verzichten und treiben ihre Kühe seit Kurzem täglich auf eine hofnahe, gepachtete Weide. „Um dorthin zu kommen, müssen die Kühe über ein fremdes Grundstück laufen“, beschreibt sie die Herausforderung. „Jetzt im Sommer ist das in Ordnung. Aber wie wird es im Winter, wenn es matschig ist“, merkt die 57-Jährige an. Auch die Witterung lässt aus ihrer Sicht keinen ganzjährigen tiergerechten Weidegang zu: „Wir haben hier von Mitte Dezember bis Mitte März eine geschlossene Schneedecke.“


Nach dem Kenntnisstand des Ehepaares fordern die aktuellen Beschlüsse der Borchert-Kommission zwei Stunden Weidegang oder Bewegung auf einem Laufhof an 120 Tagen. „Ein Laufhof ist auf unserem Betrieb aus Platzgründen nicht möglich“, erklärt Mangold. Der Fußweg zu größeren Weiden dauert 45 Minuten – pro Weg. Zum Treiben wären morgens und abends zwei Personen notwendig. „Das ist zeitlich nicht machbar“, ist die Landwirtin überzeugt. Da der Treibweg mitten durch das Dorf an vielen Vorgärten vorbei führt, befürchtet sie außerdem Ärger mit den Anwohnern.


Das Jungvieh steht im Sommer auf der Alm und auch die Trockensteher kommen auf die Weide.


Wie geht es weiter?


Das Ehepaar hat drei Kinder. Der älteste Sohn ist Mechatronikermeister und möchte den Hof übernehmen. Für ihn steht noch nicht fest, ob er den Betrieb als Milchviehbetrieb weiterführt. Die stetig steigenden Auflagen und die Tatsache, 365 Tage im Jahr an den Hof gebunden zu sein, geben dem 29-Jährigen zu denken. Veronika Mangolds Mann Anton ist jetzt 59 Jahre alt. „Vielleicht gehen die Kühe in sechs Jahren vom Hof“, mutmaßt sie. So lange will das Ehepaar versuchen, 120 Weidetage zu realisieren, um weiterhin mit den Kühen wirtschaftsfähig zu bleiben. „Umbauen ist für uns zurzeit keine Option, weil einfach nicht klar ist, was genau gefordert wird“, erklärt sie.


Sie befürchtet, dass es immer weniger Betriebe in Südbayern gibt: „Borchert will die Nutztierhaltung zwar erhalten, aber haben die Gremien auch die Alpenwirtschaft auf dem Schirm“. In Oberammergau gibt es noch fünf Milchviehhalter. Einer hört dieses Jahr auf. „Es bleiben nur die Großen. Die haben aber oft keine Zeit für die Landschaftspflege“, so ihre Einschätzung. Die ist aber wichtig für den Erhalt der Kulturlandschaft und den Tourismus.


Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen hat der Durchschnittsbetrieb im Jahr 2019 rund 18 ha bewirtschaftet und 16 Kühe gehalten. Rund Drei Viertel der Betriebe haben Anbindehaltung. „Eine Perspektive wäre schön“, wünscht sich die Landwirtin. „Aktuell wissen wir nicht, was auf uns zu kommt.“


-kgw-

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