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Knappes Grundfutter ruft nach Alternativen

Lesezeit: 6 Minuten

Mit Reserven ins nächste Jahr – ein schöner Gedanke. Doch welche Futtermittel eignen sich, um vorhandenes Grundfutter zu strecken oder zu ergänzen?


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Die Grundfutterversorgung ist auch in diesem Jahr regional sehr unterschiedlich. Einige Betriebe sind ohne große Reserven in das Jahr 2020 gestartet. Für dieses Jahr sagt der Deutsche Raiffeisenverband jedoch eine gute Maisernte voraus: Gegenüber dem vergangenen Jahr stieg die Anbaufläche in Deutschland um 11%. Außerdem profitierten die Bestände von den Niederschlägen in der ersten Junihälfte. So liegen die Ernteschätzungen bei 4,4 Mio. t (2019: 3,7 Mio. t).


Dramatischer ist die Lage beim Grünland. Bereits im Sommer 2019 richtete die wachsende Mäusepopulation großen Schaden an. Der milde Winter spielte den Mäusen in die Karten und sorgte dafür, dass der Aufwuchs, wie in einigen Landesteilen von Niedersachsen, im Frühjahr flächendeckend fehlte. Es folgten Nachsaat oder Umbruch und Neuansaat großer Grünlandbestände. Für einige dieser Flächen kam jedoch der Regen im Frühjahr zu spät. Das verschärft zum Teil die ohnehin knappen Grassilagereserven.


Vorräte kalkulieren


Umso wichtiger ist es, Restmengen zu kalkulieren. Mithilfe von Markierungen an der Silowand lässt sich der Vorschub berechnen.


Sollte es knapp werden, gilt es, die Milchviehration so früh wie möglich anzupassen, also Ersatzprodukte einzusetzen. So lassen sich Grundfutterreserven länger strecken und später große Rationsänderungen vermeiden. Dr. Hubert Schuster von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft schlägt verschiedene Futteralternativen vor. Inhaltsstoffe sind in % der Trockenmasse (TM) bzw. MJ/kg TM angegeben.


Zwischenfrüchte


Der Einsatz von Zwischenfrüchten ist eine Möglichkeit, um fehlendes Grundfutter zu ergänzen. Die Auswahl der Zwischenfrüchte richtet sich nach der Fruchtfolge sowie dem Zeitpunkt der Nutzung. Für die Nutzung als Sommerzwischenfrucht im selben Jahr muss der Anbau im Juli bis spätestens Mitte August erfolgen. Hauptvoraussetzung sind ausreichend Niederschläge in der Zeit, insbesondere für Gräser. Ist das nicht gegeben, ist der Anbau von Winterzwischenfrüchten sinnvoller. Auch ein Kleeanteil im Gras kann das Risiko minimieren. Getreide als Zwischenfrucht lässt sich im Frühjahr als Grünschnittsilage oder als Ganzpflanzensilage (GPS) ernten. Die Aussaat erfolgt im September/Oktober nach der Silomaisernte. Grünschnittsilage liefert höhere, energiereichere Erträge als GPS und die Einsatzmenge in der Ration ist nicht begrenzt. Da Grünschnittsilage spätestens im Ährenschieben geerntet wird, ist danach noch Maisanbau möglich.


Grünschnittsilage aus Hafer, Roggen oder Triticale


  • Einsatz: Kombination mit Silomais günstig, da hoher Rohproteingehalt
  • Eigenschaften: Hafer: 11% Rohprotein (XP), Ernte im Rispenschieben 35% TM, Einsatz bis 20 kg Frischmasse (FM)/Tier/Tag, 6,3 MJ Netto-Energie-Laktation (NEL); Roggen: 15% XP, Ernte bei beginnendem Ährenschieben, 25% TM, bis 25 kg FM/Tier/Tag, 6,4 MJ NEL; Triticale: 17,5% XP, Ernte vor Ährenschieben/nach Fahnenblatt-Ausbildung, Anwelken auf 35% TM, Einsatz unbegrenzt, aber Strukturausgleich berücksichtigen
  • Einsatzempfehlung: Futtermenge über mindestens eine Woche steigern; Strukturausgleich ist wichtig


Ganzpflanzensilage aus Gerste, Weizen, Triticale oder Roggen


  • Einsatz: Ergänzung von Silomais; Menge durch niedrigen Energiegehalt begrenzt (15% weniger als Maissilage)
  • Eigenschaften: hoher Stärkeertrag angestrebt; 9,8% XP, 5,5 MJ NEL
  • Ernte: Direktschnitt mit Feldhäcksler; Ende Milchreife bis Mitte Teigreife (Körner lassen sich leicht mit Fingern zerdrücken); optimale TM-Gehalte unter 35% (Gerste) bzw. 35 bis 40% (Weizen, Roggen, Triticale); 5 bis 10 mm Häcksellänge; ggf. Hochschnitt, da sonst Energiegehalt reduziert
  • Silierung: Neigt zu Nacherwärmung: großer Vorschub nötig, ggf. Siliermittel mit Wirkungsrichtung 2 einsetzen
  • Einsatzempfehlung: Jungvieh/Fresser: bis 20% der TM-Aufnahme; Milchkuh: 10 bis 15 kg FM/Tier/Tag; Mastrind: 20% der TM-Aufnahme; da hoher Zucker- und Stärkegehalt, stärkearme Kraftfutter oder mit hohem Anteil beständiger Stärke einsetzen (z.B. Trocken- oder Pressschnitzel, Körnermais)


Saftfutter


Eine weitere Alternative ist der Zukauf von Saftfuttermitteln. Auch wenn das Angebot oft regional und saisonal begrenzt ist, sind diese eine gute Möglichkeit, den Futterbedarf abzudecken.


Pressschnitzelsilage


  • Einsatz: Ersatz für Getreide und Maissilage, da hoher Energiegehalt
  • Eigenschaften: schmackhafter Energieträger mit niedrigem Stärke- und Zuckergehalt; positive Wirkung auf Pansengesundheit; langsam freiwerdende Energie; 8,4% XP; 7,6 MJ NEL
  • Lagerung: frisch innerhalb von 2 bis 3 Tagen verfüttern oder direkt warm und sauber einsilieren: Zwischenlagerung vermeiden, in warmen Monaten Silierhilfsmittel einsetzen, Silohöhe max. 2 m, ab 6 bis 8 Wochen nach Einsilierung verfüttern (nach Abkühlen des Silos); Vorschub: mehr als 0,2 (Winter) bzw. 0,4 m/Tag (Sommer)
  • Einsatzempfehlung: Jungvieh/Fresser, Milchkuh, Mastrind: mehr als 20% der TM-Aufnahme möglich; Heu oder Stroh als Strukturergänzung


Biertrebersilage


  • Einsatz: reduziert nötigen Zukauf von Eiweißfutter
  • Eigenschaften: schmackhaft mit hohem Gehalt an nutzbarem Rohprotein; wenig Strukturwirkung, daher Einsatzmenge begrenzt; 25% XP; 6,7 MJ NEL
  • Lagerung: frisch max. 1,5 (Sommer) bzw. 2 bis 3 Tage (Winter) haltbar; einsilieren auf befestigter Bodenplatte; Konservierungsmittel einsetzen; öffnen erst nach Abkühlung unter 20°C bzw. frühestens nach 4 bis 6 Wochen
  • Einsatzempfehlung: Milchkuh: 6 bis 15 kg FM/Tier/Tag; Mastrind/Fresser: bis 1,5 kg FM/100 kg Lebendgewicht


Kartoffelpresspülpe


  • Einsatz: kann teilweise Maissilage bzw. Getreideschrot ersetzen
  • Eigenschaften: energiereich, eiweiß-, mineralstoff- und vitaminarm; Einsatzmenge begrenzt, da wenig Strukturwirkung; 4,9% XP; 7,1 MJ NEL
  • Lagerung: leicht verderblich, einsilieren nötig: Haufen nach zwei Tagen glatt streichen und luftdicht abdecken, alternativ als Deckschicht auf Gras- oder Maissilage silieren; öffnen frühestens nach 6 Wochen; Vorschub: mind. 1 m (Winter) bzw. 2 m/Tag (Sommer)
  • Einsatzempfehlung: Rindermast: 5 bis 6 kg, Milchkuh: 15 kg FM/Tier/Tag


Strukturfutter


Um die Pansenverträglichkeit der Ration abzuschätzen, fließen die Menge an strukturwirksamer Faser jeweils aus dem Grobfutter und die Menge an pansenabbaubaren Kohlenhydraten in eine Formel ein, welche das Futterberechnungsprogramm Zifo 2 anbietet. Das Ergebnis ist der Strukturindex, der einen Wert von 50 oder mehr erreichen muss.


Unterschreitet die Mischration diesen Wert, können Landwirte den Grobfutteranteil mit Stroh oder Heu erhöhen und/oder den Anteil von pansenabbaubaren Kohlenhydraten durch Austausch von Weizen oder Gerste gegen Körnermais oder Melasseschnitzel verringern.


Luzernetrockengut


  • Einsatz: gute Strukturwirkung; Ergänzung zu maisbetonten Rationen
  • Eigenschaften: 18,4% XP (vgl. Wiesenheu 10%); 5,1 MJ NEL; Verdaulichkeit geringer als Gras- u. Maissilage


Grassamenheu


  • Einsatz: Rotschwingel, Weidelgras, Wiesenrispengras als Alternative zu Gras oder Wiesenheu
  • Eigenschaften: Futterwert zwischen Wiesenheu und Getreidestroh


Getreidestroh


  • Einsatz: teilweiser Ersatz für Gras- und Maissilage bei Ausgleich von Eiweiß und Energie; Ergänzung zu Saftfutter mit geringer Strukturwirkung
  • Eigenschaften: Selektion durch Partikellänge von max. 4 cm vermeiden; geringe Energiedichte begrenzt Menge
  • Einsatzempfehlung: zur Kraftfutterergänzung Getreide mit Körnermais und/oder Melasseschnitzeln kombinieren; mehr als 4 kg Stroh bei über 30 kg Milchleistung nicht möglich


katharina.luetke-holz@topagrar.com

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