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Mutterkuhhalter fordern mehr Unterstützung

Lesezeit: 5 Minuten

Steigende Flächenpreise, geringe Erlöse und kaum Wertschätzung: Mutterkuhhalter sorgen sich um ihre Zukunft. Mit einem Positionspapier machen sie auf ihre schwierige Lage aufmerksam.


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Das Fleischrinder-Herdbuch hat gemeinsam mit dem Bundesverband Rind und Schwein ein Positionspapier zur Lage der Mutterkuhhalter herausgegeben. Was steht darin?


Menrath: Wir fordern, dass Politik und Gesellschaft die positiven Leistungen der weidebasierten Fleischrinderhaltung erkennen, honorieren und unterstützen. Es ist doch so, dass die Mutterkuhhaltung alles erfüllt, was aktuell gefordert wird: Die Tiere laufen im Herdenverbund auf der Weide, zum Teil ganzjährig. Die in der Regel extensive Haltung leistet einen Beitrag zur Biodiversität. Die Tiere halten ökologisch, oft auch kulturlandschaftlich und für den Tourismus wertvolle Flächen offen. Wo keine andere Bewirtschaftung möglich ist, produzieren Mutterkühe nachhaltig Rindfleisch.


Mit Blick auf diese Leistungen ist es frustrierend, dass diese Haltungsform von der Politik komplett vernachlässigt wird und viele Rinderhalter mit dem Rücken zur Wand stehen.


Weshalb ist die wirtschaftliche Situation der Mutterkuhhalter aktuell so angespannt?


Buhl: Die letzten Trockenjahre haben die Grundfutterversorgung der vom Grünland abhängigen Betriebe verschärft. Zusätzlich steigen die Pachtpreise unaufhaltsam weiter und viele Mutterkuhhalter können nicht mehr mithalten. Demgegenüber stehen eine hohe Arbeitszeitbelastung und geringe Erlöse für Absetzer. Abhängig von der Rasse ergeben sich durchschnittlich Deckungsbeiträge von 30 bis 150 € je Tier. So ist die konventionelle Mutterkuhhaltung nicht rentabel. Selbst mit Flächenprämien ist eine schwarze Null nur noch schwer zu erwirtschaften. Dazu kommen schärfere bauliche Auflagen für Mist- oder Silagelager, die für einige nicht finanzierbar sind. Und zu all dem kommt auch noch der Wolf.


Was fordern Sie?


Buhl: Die Politik muss endlich anerkennen, welchen Mehraufwand und welchen Mehrwert wir leisten. Die Argumentation ist häufig „man kann nicht fördern, was sowieso schon da ist“. Doch ich denke, wir müssen „jetzt etwas fördern, damit es bald noch da ist“.


Mutterkuhhalter sind häufig Landwirte im Nebenerwerb. Viele kleine Betriebe arbeiten mit Leidenschaft und ohne hohe Gewinnziele. Es wäre so viel sinnvoller und günstiger, diese Betriebe jetzt zu halten statt später teure Programme für Naturschutz zu finanzieren. Wenn die Mutterkuhhaltung wegbricht, ist sie weg.


Menrath: Aktuell laufen die Verhandlungen der Europäischen Union zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 2021 und anschließend zu den Umsetzungen in den Ländern. Die Politik diskutiert z.B. über die Nutztierhaltungsstrategie oder Fördermaßnahmen für den „Umbau der Tierhaltung“. Dabei muss die Mutterkuhhaltung stärker berücksichtigt werden. Wir fordern gezielte finanzielle Maßnahmen, um die zukünftige Beweidung und Pflege von Grünlandstandorten sicherzustellen.


Wie kann die Politik konkret unterstützen?


Menrath: Bereits jetzt gibt es die Möglichkeit mit gekoppelten Prämien die Weidehaltung zu unterstützen. Im Rahmen der GAP haben das dieses Jahr 22 Mitgliedsstaaten genutzt. Spätestens mit der neuen Reform sollte auch Deutschland diese Möglichkeit nutzen.


Außerdem könnte man das System „Mutterkuh-Weide“ definieren und beim Greening-Antrag mit einem Code festhalten. Mit einem Klick könnten Mutterkuhhalter so den Antrag stellen. Bei einer Kontrolle wäre das einfach mit zu prüfen.


Buhl: Wichtig ist uns, dass es bei der Weideförderung nicht heißt: entweder Milchkühe oder Mutterkühe. Beide Systeme sind wichtig und richtig. Dass aber aktuell Milchviehhalter eine Weideprämie erhalten und Mutterkuhhalter nicht, obwohl sie oft mehr als die geforderten 120 Tage Weidehaltung betreiben, ist frustrierend und unfair.


Letztendlich ließe sich die Mutterkuhhaltung auch als eine Ausgleichsmaßnahme zur intensiven Tierhaltung einordnen. Denn Betriebe, die nach Öko-Richtlinien wirtschaften und nur 1,2 Großvieheinheiten je ha halten, betreiben Naturschutz.


Damit sich die Mutterkuhhaltung selbst trägt, fehlen die Mehrerlöse. Wie lässt sich die Vermarktung stärken?


Buhl: Das Grundproblem ist doch, dass die meisten Verbraucher gar nicht wissen, was Mutterkuhhaltung ist. Geschweige denn, welchen Mehrwert wir für Tiere und Natur leisten. Entsprechend verstehen sie auch nicht, weshalb sie mehr bezahlen sollten. Dazu kommt, dass sich Steak oder Gulasch aus Mutterkuhhaltung an der Fleischtheke nicht von „normalem Fleisch“ unterscheiden lassen.


Menrath: Sinnvoll wäre ein Label für Fleisch, das seinen Ursprung in der Mutterkuhhaltung hat, um den Mehrwert nachweisen zu können. Das Label sollte auch für Absetzer und Masttiere genutzt werden. Nur so können wir auf allen Vermarktungsebenen eine höhere Wertschöpfung erreichen.


Buhl: Und wenn es nicht gelingt, den Begriff „Mutterkuhhaltung“ zu erklären, müssen wir uns Alternativen überlegen. In den USA gibt es z.B. das Label „Grass-fed Beef“.


Das Positionspapier haben Sie an Entscheidungsträger in Brüssel und Berlin geschickt. Wie geht es weiter?


Menrath: Wir wollen auf die Situation der Mutterkuhhalter hinweisen. Mit unseren Forderungen waren wir mit dem Arbeitskreis Mutterkuhhaltung Hochsauerlandkreis vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) im nordrhein-westfälischen Landtag und planen Termine in weiteren Bundesländern. Wir hoffen, dass sich Mutterkuhhalter aus anderen Regionen anschließen. Nur gemeinsam können wir uns genug Gehör verschaffen. ▶


anke.reimink@topagrar.com

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