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Wann lohnt sich hiesiges Soja?

Lesezeit: 5 Minuten

Die Anbaufläche von Soja in Deutschland wächst. Funktioniert ein Austausch von Importsoja gegen die einheimische Variante?


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Nur 2% der in Deutschland eingesetzten Sojabohnen kommt auch von hier. Nach Informationen des Deutschen Sojaförderrings e.V. bauten deutsche Landwirte 2019 auf rund 29200 ha Soja an. Schwerpunkte waren Bayern (15700 ha) und Baden-Württemberg (7668 ha). Der Ruf nach mehr heimischem Soja wird lauter. Aber lohnt es sich, wenn die Anbaufläche steigt, für Milchviehhalter auf Dauer überhaupt auf deutsches Soja zu setzen?


MAximal 3 kg Vollbohnen


Die Sojabohne besteht zu einem Drittel aus Eiweiß und zu 18% aus Fett. Die Einsatzempfehlung liegt bei maximal 3 kg verarbeiteten Vollbohnen je Kuh und Tag unter Berücksichtigung aller möglichen Restriktionen:


  • Soja enthält sekundäre Inhaltsstoffe, die die Einsatzhöhe bei einigen Tierarten begrenzen. Bekannt sind Stoffe wie Trypsininhibitoren, Phytinsäure, Hämaglutenine oder Lipooxidasen. Diese führen zu Problemen bei Schweinen und Geflügel. Für Wiederkäuer sind sie wenig relevant.6


  • Für Rinder ist die hohe Konzentration an Urease problematisch. Wenn Sojavollbohnen und Futterharnstoff in der Ration sind, kann es zu einer Freisetzung von Ammoniak kommen. Das kann die Futteraufnahme beinträchtigen. Zudem kann es zu einer Übersättigung der Ammoniakkonzentration in den Vormägen führen.7


  • Milchkühe sollten max. 800 g ungeschütztes, das heißt nicht pansenstabiles Fett pro Tag aufnehmen. Das entspricht 4 kg Sojabohnen pro Tag.8


  • Der erhöhte Zuckergehalt von ca. 100 g je kg Sojavollbohne ist unproblematisch, wenn nicht schon die übrige Ration hohe Zuckergehalte aufweist.9


  • Es gibt Hinweise, dass es bei der Fütterung von mehr als 2 kg Vollbohnen pro Tag zu Geruchs- und Geschmacksveränderungen in der Milch kommen kann. Dies wird auf den hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren und deren aerobe Instabilität (Peroxidbildung, Fettbegleitstoffe) zurückgeführt.10


  • Der hohe Gehalt an ungesättigten Fettsäuren kann die Butterfettkonsistenz und deren Haltbarkeit (weiche Butter, hohe Jodzahl) beeinflussen.11


UDP-Gehalt entscheidend


Bei steigender Milchleistung (> 25 kg) kommt es darauf an, dass die Kuh ausreichend mit Protein versorgt wird. Hier spielt das Futterdurchflussprotein (UDP) eine große Rolle. UDP ist pansenbeständig und wird erst im Dünndarm abgebaut. Daher sind Proteinkonzentrate im hohen Milchleistungsbereich nur und auch preiswürdig, wenn sie hohe UDP-Gehalte aufweisen.


Rein in Bezug auf das Rohprotein ersetzt ca. 1 kg Sojavollbohnen auch 1 kg RES. Um aber 1 kg RES (35% UDP) aus Sicht des UDP zu ersetzen, sind 1,2 bis 1,6 kg rohe Sojabohnen (15 bis 20% UDP) nötig. Der Preis der Sojaprodukte müsste somit um ein Drittel günstiger sein als der des RES, um einen auch wirtschaftlich gleichwertigen Ersatz zu haben.


Es gibt allerdings Möglichkeiten, die Proteinqualität von Sojavollbohnen für Milchviehhalter zu verbessern. Mittels Wärmebehandlung lässt sich die Proteinbeständigkeit verbessern.


Preiswürdig mit Behandlung


In Versuchen mit dem Eco-Toaster der Firma Agrel stieg mit steigender Temperatur der Anteil pansenstabilen Proteins bis ca. 170°C um das Dreifache an. Die Proteinlöslichkeit reduzierte sich um den Faktor 5. Ab ≥ 190°C waren drastische Proteinschäden erkennbar. Ein Viertel des Eiweißes war so stark geschädigt, dass es unverdaulich wurde.


Sojafuttermittel sind per se methioninarm (ca. 1% des RP), aber lysinreich (> 6% am RP). Doch bereits bei 170°C Einblastemperatur im Toaster war zwischen handelsüblichem RES und Sojavollbohne kein Vorteil vom Soja mehr nachweisbar. Grund dafür waren sogenannte Maillard-Reaktionen.


Die Wärmebehandlung bleibt somit notwendig, muss aber dringend standardisiert werden. Sie sollte gezielt erfolgen, um die Eiweiße bzw. Aminosäuren nicht zu schädigen. Hier besteht noch weiterer Forschungsbedarf. Zudem braucht es verlässliche Laboranalysen zur Kontrolle von Handelsware. Landwirte brauchen zudem hofeigene oder mobile Toaster, um arbeits- und energieeffizient arbeiten zu können.


Ob sich die Wärmebehandlung in Dienstleistung rechnet, hängt vom Effekt auf den UDP-Gehalt und vom Marktpreis der Alternativfuttermittel wie RES ab. In Übersicht 1 ist dargestellt, wie viel die Wärmebehandlung maximal kosten darf, um bei unterschiedlichen RES-Preisen den UDP-Gehalt am Rohprotein in Sojaprodukten von 20 auf 45% zu steigern. Um preiswürdig Rapsextraktionsschrot aus der Milchviehration zu verdrängen, darf die Einheit getoasteter Sojavollbohnen nicht mehr als 14% über dem Rapsextraktionsschrotpreis liegen.


Praxistest: Austausch Klappt


Um den Praxiseinsatz zu untersuchen, hat das LVG Köllitsch das hofeigene Soja in der Fütterung getestet.


Der Betrieb toastete die Sojavollbohnen mit einer Einblastemperatur von 140°C bei einem Durchsatz von 100 kg/Std. vor Ort und schrotete sie anschließend. In Übersicht 2 sind ausgewählte Futterwertdaten der Vollbohnen im Vergleich zum Rapsextraktionsschrot zusammengestellt. Während die beiden Proteinkonzentrate sich nur geringfügig im Proteingehalt unterscheiden, sind die Unterschiede im Fett-, Stärke- und damit Energie- und Fasergehalt sehr deutlich. Rapsextraktionsschrot hatte erwartungsgemäß einen höheren Methioningehalt. Die geschätzten UDP-Gehalte im Rohprotein waren wiederum bei den getoasteten Sojabohnen höher.


In einem 60-tägigen Fütterungsversuch mit zwei homogen zusammengesetzten Gruppen mit je 30 Kühen (ca. 40 kg Milchleistung) tauschten Wissenschaftler 3,3 kg TM Rapsextraktionsschrot vollständig durch 2,9 kg TM getoastete Sojavollbohnenschrot ohne weitere Rationskorrekturen aus. Dabei untersuchten sie den Einfluss auf die Futteraufnahme, Milchleistung, Milchzusammensetzung sowie diverse Parameter in Kot und Harn.


Das Ergebnis: Hofeigen erzeugte Sojavollbohnen können Rapsextraktionsschrot vollständig in Milchviehrationen für 40 kg Milchleistung ersetzen. In der Köllitscher Testration war damit kein importiertes Futtereiweiß mehr enthalten. Der Einsatz von knapp 3 kg geschroteten Sojavollbohnen führte zu gleichen Tierleistungen und war in der Stickstoff-Ausnutzung sogar überlegen.


julia.hufelschulte@topagrar.com

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