Kommentar
Milchjahr 2019: Auszahlungspreise recht unterschiedlich
Starre Grundpreise, niedrige Milchpreise: Das vergangene Milchjahr war eher wolkig als heiter.
Ein Kommentar von Esther von Beschwitz vom Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben:
Das Milchjahr 2019 war eher unspektakulär. Wenig Bewegung gab es bei den Grundpreisen. Sie dümpelten auf gleichbleibendem Niveau vor sich hin. Die Hoffnung auf höhere Erzeugerpreise – Fehlanzeige. Ähnlich die aktuellen Milchpreise: Sie sind einfach viel zu niedrig.
FrieslandCampina hat die Nase vorn
Im Rückblick erhielt ein nordrhein-westfälischer Milchviehbetrieb mit 500.000 kg Jahresmenge rund 33 Cent je kg Milch. Das zeigt unser Milchpreisvergleich 2019 (jetzt im aktuellen Wochenblatt). An der Spitze erneut: FrieslandCampina. Die niederländische Genossenschaft schafft es Jahr für Jahr, die Nase vorn zu haben. Und das mit beachtlichem Abstand. Die Differenz zwischen der erst- und zweitplatzierten Molkerei Hochwald betrug 2019 im Schnitt satte 3 Cent/kg Milch.
Noch krasser der Erlösunterschied zwischen dem Branchenprimus und den Milchwerken am Ende der Leistungsskala: Je nach Anlieferungsmenge errechneten wir Differenzen zwischen knapp 5 Cent/kg (bei 300.000 kg) bis zu 6,3 Cent/kg (bei 2 Mio. kg)! Was das für einzelne Betriebe bedeutet, lässt sich schnell ausrechnen.
Die Zahlen lösen Frust aus. Lieferanten der „falschen“ Molkereien schielen neidisch auf ihre Kollegen – verständlicherweise. Manchmal ist es sogar der Nachbar, der vielleicht irgendwann den Wechsel wagte. Jede Molkerei hat wohl schon eine Schwächephase erlebt. Doch am Ende des Tages entscheidet der Auszahlungspreis über das Sein oder Nichtsein. Anders formuliert: Schlechte Leistungen beeinträchtigen die Leistungsfähigkeit der Bauern.
Wechsel mit Hindernissen
Dabei weiß jeder, dass ein Molkereiwechsel nicht mal eben getan ist. Bei einigen ist das „Eintrittsgeld“ schon ein Hinderungsgrund. Andere Unternehmen holen die Milch in bestimmten Regionen gar nicht erst ab. Eine regelrechte Zwickmühle, in der sich Milcherzeuger befinden, die im schlimmsten Fall dazu führt, dass ein Betrieb nicht mehr konkurrenzfähig ist.
Auswirkungen der Corona-Krise
In der aktuellen Krise zeigt sich erneut, wie wichtig ein starker Marktpartner ist. Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie ist der Milch- und Schlachtviehmarkt nicht verschont geblieben. Je nach Ausrichtung der Molkerei hat das Konsequenzen: Exportlastige Unternehmen oder solche, die den Gastronomiebereich mit haltbarer Milch und Milchprodukten versorgen, haben zu kämpfen. Wegen des fehlenden Absatzes appellieren einige Molkereien an ihre Lieferanten, ihre Milchmengen zu drosseln. Und mal wieder wird die Diskussion rund um die Mengenreduzierung – wie bei jeder Milchkrise – entfacht.
Die Sorgen auf den Betrieben reißen nicht ab: Futterknappheit, Düngeverordnung, gesellschaftliche Anforderungen, Klimaschutz, Tierwohl, steigende Pachten – die Liste der Herausforderungen ist gefühlt unendlich. Neben einer gehörigen Portion Unternehmertum und Zuversicht können vor allem solide Auszahlungspreise bei der Umsetzung helfen. Umso wichtiger ist der kritische Blick auf die Leistung der eigenen Molkerei.
Hinweis: Gastkommentare geben nicht in allen Bereichen die Meinung der Redaktion wieder. Wir veröffentlichen sie dann, wenn wir sie für einen interessanten Diskussionsbeitrag zur Weiterentwicklung der Landwirtschaft halten. Wie stehen Sie dazu? Wir freuen uns auf Ihren Kommentar unten.
von Ottmar Ilchmann
Guter Kommentar,
korrekte, schonungslose Analyse. Eigentlich ist allen klar, dass es so nicht weitergehen kann im Milchsektor. Warum geschieht trotzdem nichts? Warum müssen Milchbauern, die das Pech haben, an schwache Molkereien zu liefern, den Betrieb aufgeben, während sich diese schlechten Molkereien, ... mehr anzeigen zu denen auch der "Branchenprimus" DMK zählt, nach wie vor am Markt halten? Und ihren Mitarbeitern und vor allem Führungskräften gute, jährlich steigende Gehälter zahlen. Was macht eigentlich das Ehrenamt solcher häufig genossenschaftlich organisierter Molkereien? Wieso lässt sich unsere Ministerin Klöckner von der Branche mit einer Sektorstrategie 2030 abspeisen, die keinerlei Konzepte zur wirtschaftlichen Besserstellung der Milcherzeuger beinhaltet? Fragen über Fragen! Die Hauptfrage: Wie lange nehmen die Milchbauern diese Situation noch hin? weniger anzeigen
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von Gerd Uken
Die Molkereien verschleiern
Gerne ihre Milchpreis. Niedrige Grundpreise und dann sattelt man auf: GVO Millieubonus Planet Proof und bei einigen auch noch Nachzahlungen. Das macht das Ganze so undurchsichtig . Leider haben wir den Milchpreis nicht angeglichen bekommen. Alles andere ist bei der € Einführung 1:1 ... mehr anzeigen umgesetzt worden nur der Milchpreis der hat sich damals halbiert. Was fehlt ist ein verbindlicher Vertrag mit der Molkerei aber den fürchtet MIV und DBV wie der Teufel das Weihwasser. So lange wie die das gegen halten können so lange wird sich für uns nichts ändern und wenn wir 100 Mal Systemrelevant sind! weniger anzeigen
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von Michael Prantl
Milchpreis
Nicht immer Rummjammern - die Molkereien zahlen was geht - lieber auf Qualität der Milch, Leistung bei den Kühen und Inhaltsstoffe bei der Milch schauen - das bringt mehr als der letzte cent. 10.00 statt 7.000 liter Milchleistung je Kuh sind 1.000 Euro je Kuh mehr. Bei 50 Kühen 50.000 ... mehr anzeigen Euro mehr. Heute gibt es doch bei den Besamungsbullen alles vom feinsten - hinsetzen und schauen und raussuchen - nicht der Spermapreis machts sondern der gute Bulle weniger anzeigen
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von Steffen Hinrichs
Die kleinen Schrauben haben wir doch schon Alle angedreht
Unter immer höheren Rahmenbedingungen müssen auch mal die Milchpreise anziehen und nicht mit denen vor 30 Jahren verglichen werden .
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von Armin Eugler
Einfach immer schnellerlaufen im Hamsterrad!
Mit Unternehmertum hat das nichts zu tun.
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von Matthias Zahn
1000 Euro mehr??
Mehr Einnahmen, aber noch lange nicht mehr Gewinn.... Denn die 10.000 kommen ja nicht vom Nichtstun. Da steckt Arbeit und Geld drin. In einer Branche die mit den ersten 7000 kg ihre Arbeitskosten nicht gedeckt hat. Vorsicht mit solchen Aussagen.
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von Gerd Uken
2019 ist Schnee von gestern
Jeder hat seinen eigenen Milchpreisvergleich LTO NL http://www.milkprices.nl/Reviews/nl202004.pdf Das für April da liegt DMK vor Hochwald aber mit über 4 Cent hinter FrieslandCampina
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