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So senken Sie die Emissionen im Rinderstall

Erhöhte Fressstände, Harnabfluss-Rinnen oder Rillenböden – wir zeigen, mit welchen Maßnahmen Sie die Ammoniak-Emissionen reduzieren können. Auch Laufhöfe und Weidegang haben eine positive Wirkung.

Lesezeit: 6 Minuten

Je größer die mit Kot und Harn verschmutzten Oberflächen sind, desto höher sind die Ammoniak-Verluste. Daher haben Laufställe deutlich höhere Emissionen als Anbindebetriebe. Während in Anbindeställen nur rund 4 kg Ammoniak (NH3) pro Stallplatz und Jahr freigesetzt werden, sind das in Laufställen durchschnittlich 12 kg – also das Dreifache!

Nun hat sich aber das Verhältnis der Anbinde- zu Laufstallhaltung in Österreich seit dem Jahr 2005 völlig umgedreht. Wurden damals noch etwa zwei Drittel der Rinder in Anbindeställen gehalten, befinden sich heute mehr als zwei Drittel der Rinder in Laufställen.

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Diese Veränderung hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Ammoniak-Emissionen in Österreich seit dem NEC-Basisjahr 2005 gestiegen sind. Gemäß EU-NEC-Richtlinie muss Österreich bis 2030 mindestens 12 % der Ammoniak-Emissionen reduzieren. Die Verluste im Stall haben mit 37 % den zweitgrößten Anteil an den Emissionen aus der Tierhaltung.

Tier- oder Umweltschutz?

Daraus ergeben sich Zielkonflikte zwischen Tier- und Umweltschutz. Denn in offenen, tiergerechten Milchviehställen mit viel Luft und Licht sind die großdimensionierten Laufflächen die Hauptquelle für Ammoniakemissionen! Hier liegt das größte Potenzial, um Emissionen zu verringern. Wie Laufflächen gestaltet werden können, zeigen Projekte aus den Niederlanden und Dänemark. Dort sind nur noch Rinderställe mit emissionsmindernden Laufflächen genehmigungsfähig.

Harn ist Ammoniaktreiber

Urin ist DER „Ammoniaktreiber“! Der Harn von Rindern enthält Harnstoff; dieser wird mithilfe von Bakterien aus dem Kot in Ammoniak und Kohlendioxid zersetzt. Dieser Prozess findet auf der Lauffläche und im Güllekeller statt und erreicht bereits zwei Stunden nach Absetzen des Harns seinen Höhepunkt.

Die chemische Umsetzung in Ammoniak erfolgt aber nur, wenn der Harnstoff auf Stalloberflächen auftrifft, die bereits vorher mit einem Kot-Harngemisch verunreinigt waren. Dann sind auch die für den enzymatischen Umsetzungsprozess verantwortlichen Mikroorganismen vorhanden. Trifft das Kot-Harngemisch auf saubere Oberflächen bzw. trockene Verhältnisse, kann die Harnstoffbildung erheblich reduziert werden.

Maßnahmen im Stall

Grundsätzlich führen alle Maßnahmen, welche die Lebensbedingungen für Bakterien verschlechtern zu einer reduzierten Ammoniakbildung. Hier die wichtigsten Ansätze:

Oberflächen sauber halten: Alle Flächen innerhalb und außerhalb der Gebäude sollten so sauber wie möglich gehalten werden. Entmistungshäufigkeit erhöhen! Durch die Erhöhung der Schieberfrequenz auf planbefestigten Lauf- und Fressgangflächen können Emissionen reduziert werden.

Das Anfeuchten der Laufflächen im Sommer verbessert die Reinigung. Dazu können Sprinklerdüsen in der Liegeboxenkante verbaut werden, die unmittelbar vor Schieberentmistung die Laufflächen befeuchten. Unbedingt die Sprüh-Taktung an das Schieberintervall anpassen!

Schneller Harnabfluss: Kot und Harn sollten so schnell wie möglich getrennt und aus dem Stall entfernt werden. Laufflächen mit 3 % Quergefälle zu einer mittigen Harnsammelrinne ermöglichen einen schnellen Harnabfluss. Rillenböden leiten ebenfalls den Harn in Rinnen und verringern so die Kontaktzeiten zwischen Kot und Harn. Gummirillenböden lassen sich in bestehenden Ställen nachrüsten, wenn die Räumklappen des Schiebers ein entsprechendes Kammprofil haben (siehe Reportage unten).

Erhöhter Fressstand: Im Fressgang ist der Kotanfall mit 70 % am höchsten. Erhöhte Fressstände können die emittierende Fläche um rund ein Sechstel reduzieren, da die Kühe am Fressgitter weniger Fläche verschmutzen. Zugleich ermöglichen sie eine häufige Entmistungsfrequenz, da die Schieber nicht bei der Futteraufnahme stören. Die Fressstände sollten 155 bis 160 cm lang mit einem Gefälle von 4 % und ca. 15 cm erhöht sein. Nach jedem zweiten Fressplatz muss ein Trennbügel installiert werden.

Flächen trocken halten: Der Einsatz von Steinmehlen und kohlensauren Kalken zur Flüssigkeitsbindung kann in bestimmten Bereichen, z.B. im hinteren Teilen von Hochboxen oder auf Laufflächen für eine schnelle Abtrocknung sorgen; insbesondere bei hohen Temperaturen.

Belüftung optimieren: Die Luftgeschwindigkeit und -temperatur über verschmutzten Bereichen sollten immer möglichst niedrig gehalten werden, ohne dabei die erforderliche Lüftungsrate zu verringern. Maßnahmen zur Stallklimaverbesserung umfassen z.B. die Kühlung der Zuluft bei kontrollierten Lüftungssystemen oder die Dachdämmung bzw. Kaltdachkonstruktionen bei Außenklimaställen mit freier Lüftung.

Windgeschützter Laufhof: Steht den Tieren ein Laufhof zur Verfügung, verringert sich das Emissionspotenzial um rund 10 %, sofern gleichzeitig Laufflächen mit Emissionsminderungspotenzial eingebaut werden. Windgeschütze Flächen, z.B. integrierte Laufhöfe sind von Vorteil, da hier die Luftgeschwindigkeit gebremst und so die Ammoniak-Verdampfung reduziert wird.

Weidegang ermöglichen: Beim Weidegang fallen weniger Emissionen an, da dort Kot und Harn rasch getrennt werden und der Harnstoff schnell vom Boden aufgenommen wird. Daher sollte die Weidehaltung in Österreich zumindest in diesem Ausmaß erhalten oder besser noch ausgeweitet werden.

Die Entscheidung für oder gegen Weide erfolgt allerdings auf den Betrieben meist aus anderen Gründen wie Arbeitswirtschaft, Flächenstruktur, -ausstattung, etc. Die ÖPUL-Maßnahmen „Tierschutz Weide“ und „Alpung und Behirtung“ sollten daher als Anreiz unbedingt weitergeführt werden.

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Reportage: Trockenere Füße mit Rillenmatte

Familie Ettenhuber legte den gesamten Stall mit emissionsmindernden Rillenmatten aus. Dadurch verbesserte sich die Klauengesundheit enorm.

Im August 2019 legte Familie Ettenhuber (Eggstätt, Bayern) den gesamten Stall für ihre 80 Fleckvieh-Kühe mit einer Gummi-Rillenmatte aus. Die Laufflächen aus Gussasphalt aus dem Jahr 2003 waren nach 16 Jahren zu rau und führten zu massiven Klauenproblemen. Auch der Schieber war durch den rauen Boden verschlissen. „Das Abschleifen bringt aber nur kurzfristigen Erfolg, davon wurde uns abgeraten“, berichtet Josef Ettenhuber Senior. „Wir wollten eine langfristige Lösung und haben uns daher für Gummimatten entschieden.“

Rillen sammeln Urin

Inzwischen liegt die Rillenmatte auf allen Lauf- und Übergängen. „Wir haben uns bewusst für eine Rillenmatte entschieden. Der Hauptgrund war allerdings, dass die Kühe darauf trockener stehen. Ein positiver Nebeneffekt ist, dass wir nun auch noch Ammoniak-Emissionen reduzieren können!“

Bei Rillenmatten (z.B. Rima von Kraiburg; Magellan Groove von Bioret Agri) sammeln Längsrillen die Flüssigkeiten bis zur nächsten Reinigung. Dadurch reduziert sich die verschmutzte (emittierende) Oberfläche im Stall. Eine gewölbte Oberfläche (ca. 4% Gefälle) leitet die Flüssigkeiten zur Rille, die Kontaktzeit zwischen Kot und Harn verringert sich, es bildet sich weniger Ammoniak. Dazwischen trocknet die Oberfläche schneller ab. Das erhöht die Sauberkeit im Stall, die Klauen bleiben trocken. Eine große Auftrittfläche sorgt dennoch für angenehmen Laufkomfort.

Schieber mit Gegenstück

Bei den Ettenhubers wurde der verschlissene Schieber erneuert und mit der passenden Räumlippe aus Metall bzw. dem entsprechenden Gummiprofil ausgestattet. So werden nun bei der stündlichen Fahrt auch die Vertiefungen in den Matten ausgeräumt. Die Übergänge schieben die Ettenhubers zur Stallzeit mit einem eigens konzipierten Handschieber ab; auch darauf ist das entsprechende Gummi-Gegenstück zum Rillenboden aufgebaut.

„Die Klauengesundheit hat sich gewaltig verbessert“, ist Josef Ettenhuber begeistert. „Die Klauen sind härter und bei der Klauenpflege ist wieder genügend Material vorhanden, um einen korrekten Schnitt durchzuführen. Die Kühe laufen wieder!“

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