Das Thema Nachhaltigkeit ist aus Ihrer Sicht prädestiniert für eine Branchenkommunikation. Warum?
Stahl: Wir brauchen ein Thema, das Menschen bewegt, wenn wir Menschen gewinnen wollen – als Kunden unserer Milchprodukte, als Mitarbeiter in unseren Molkereien, als Politiker oder Journalisten in der Öffentlichkeit. Das Thema Nachhaltigkeit bewegt Menschen heute und in Zukunft, denn die Folgen nicht-nachhaltigen Handels werden immer offensichtlicher. Die Milchbranche muss zeigen, welche Antworten sie jetzt schon hat und wo sie sich noch bewegen muss.
Einige Molkereien und Milcherzeuger nehmen hier eine Vorreiterrolle ein und ernten Kritik. Was sagen Sie dazu?
Stahl: Es ist eine Illusion zu glauben, die deutsche Milchwirtschaft könnte eine Art Wagenburg bauen, um gemeinsam höhere Standards in Nachhaltigkeit und Tierwohl abzuwehren, die von der Gesellschaft gefordert werden. Differenzierung ist die Basis für Mehrwert, und die Molkereien sollten mit ihren Landwirten zusammen die jeweiligen Stärken voll ausspielen. Solidarität durch Stagnation – das kann keine Lösung sein.
Warum fordern Sie ein Umdenken beim Import von Futtermitteln und Export von Milchprodukten?
Stahl: Der Selbstversorgungsgrad bei Milch in Europa und in Deutschland liegt deutlich über 100 %. Sollen wir wirklich Kraftfutter aus Amerika importieren, um damit Milch zu produzieren, die auf dem Binnenmarkt nicht abgesetzt werden kann und als Bulkware ohne Wertschöpfung auf den Drittlandsmärkten landet? Und nebenbei auch noch die Stickstoffbilanz unserer Böden belastet? Das macht für mich keinen Sinn. Ich plädiere dafür, den Export mehr und mehr auf hochpreisige Produkte zu fokussieren, auch wenn das nicht kurzfristig geht.
Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner fordert, dass sich die Branche krisenfester aufstellt. Was antworten Sie?
Stahl: Volatile Preise sind für mich keine Krise, sondern Bestandteil der Findung des Marktgleichgewichtes in unserer sozialen Marktwirtschaft. Man würde die Branchenstrategie überfordern, wenn man die Hoffnung weckt, Phasen mit Preisrückgängen ließen sich damit vermeiden. Zumal wir, wie erwähnt, einen hohen Selbstversorgungsgrad haben und beim Export international mit Molkereien z. B. aus den USA oder Ozeanien im Wettbewerb stehen. Die Entwicklung von Angebot und Nachfrage weltweit beeinflusst auch unsere Milchpreise.
von Rudolf Rößle
Herr Stahl
in welcher Branche steigen die Preise nicht zumindest mit der Inflationsrate. Hätten wir eine Steigerung wie beim Wasser, Strom und Diesel, Landmaschinen usw. gäbe es keine Diskussion um Erzeugerkosten. Sizilien bestreikt das öffentliche Leben weil ihr Milchpreis unter die 60 Cent ... mehr anzeigen rutscht. Auch weltweit rumort es doch aufgrund der geringen Wertschöpfung in der Landwirtschaft. weniger anzeigen
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von Matthias Zahn
Das Problem liegt darin,
dass vom Bauernverband keine Gegenwehr zu solchen Statments kommt. Im Gegenteil, eher wird die ganze verfahrene Situation ebenso als unausweichlich und unveränderbar hingenommen. Die einzigen die sich wehren sind die Bauern im BDM und im MilchBoard. Und die tun sich schwer gegen eine ... mehr anzeigen geschlossene Wand aus DBV, MIV und BMEL..... weniger anzeigen
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von Peter Bühler
MIV
Sich für die Milcherzeuger einzusetzen ist sowieso nicht Sinn des MIV und der Herr Stahl bekommt ja sein Gehalt
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von Willy Toft
Noch was, zum nachdenken!
Das ganze Szenario um die Milch aus DE als einzigartig herauszustellen, kostet nur bei den Erzeugern richtig Geld, alle anderen profitieren davon! Es nützt Ihnen am Ende gar nichts, wenn irgendwann die Erzeugerbasis wegbricht, und der Rohstoff von irgendwo herkommt. Machen Sie mit, bei ... mehr anzeigen den auskömmlichen Lieferverträgen, sonst haben Sie bald ganz andere Sorgen! weniger anzeigen
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von Willy Toft
Die Krise liegt darin, dass wir über Jahre zuwenig bekommen, Herr Stahl!
Das ganze Niveau 10 Cent höher, und dann könnten wir auch mit volatilen Märkten umgehen! So wie jetzt, bleibt das Risiko auf untersten Level bei uns! Kommen Sie mir ja nicht noch mit sozialer Marktwirtschaft, die hat auch der MIV schon lange Ad Acta gelegt!
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von Gerd Uken
Das ist eine Einzelmeinung von Herrn Stahl
Mehr nicht und so lange sich am System Milchmarkt nichts ändert bleibt es ein Wunschdenken..... Das Jahr ich letzte Woche in Brüssel gesehen wie schnell der europäische Generalsekretär des Milchindustrieverbandes verschwunden war obwohl Herr Schöppkes ihm Redegelegenheut angeboten ... mehr anzeigen hat. Es funktioniert doch alles bestens so.....?! weniger anzeigen
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von Gerd Schuette
In den ersten Punkten liegt Herr Stahl richtig. Wie wir produzieren ist vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit zu hinterfragen. Und Futtermittel zu importieren um damit Milch zu erzeugen die sich weder ökologisch noch wirtschaftlich sinnvoll absetzen lässt, ist irrsinnig. Volatilität ... mehr anzeigen bei den Milchpreisen wird es weiterhin geben. Auch das stimmt so weit. Ob wir Landwirte darauf mit innerbetrieblicher Vorsorge, Absicherung durch Börsen oder Festpreismodelle reagieren, kann und sollte jeder selbst entscheiden. Wenn jedoch trotz aller Schwankungen im Schnitt der Jahre kein kostendeckenden Milchpreis für uns Landwirte dabei raus kommt, so besteht dort ein Problem in der Branche, in dem Sektor, das es zu beheben gilt. Hierzu schweigt Herr Stahl. Das wird sauber ausgeblendet. weniger anzeigen
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von Renke Renken
Soziale Marktwirtschaft Herr Stahl,
wir sollen mit volatilen Märkten auf unterem Niveau bei 70 Std Wochenarbeitszeit leben, und Sie sind auf hohem Niveau bestens versorgt
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von Ottmar Ilchmann
Wer trägt das Risiko?
Dass volatile Preise für Herrn Stahl keine Krise sind, glaube ich gerne, schließlich sind ja weder sein Gehalt noch die Gehälter der Molkerei-Geschäftsführer davon betroffen. Es sind ausschließlich die Milcherzeuger, die als letztes Glied in der Wertschöpfungskette das gesamte ... mehr anzeigen Marktrisiko alleine tragen. Das Hauptproblem sind auch nicht die Preisschwankungen; niemand würde sich beschweren, wenn der Milchpreis bei einem insgesamt auskömmlichen Niveau mal bei 35 und mal bei 50 Cent liegen würde. Es ist die nahezu dauerhafte Kostenunterdeckung, die die Betriebe langsam mürbe macht. Eine akute Preiskrise ist dann oft nur der letzte Auslöser für den Ausstieg. Ich bin mir im übrigen sehr sicher, dass Herr Stahl und der MIV das alles ganz genau weiß. Solange die Milchbauern dieses Spiel aber mitmachen, wird sich nichts ändern. Erst wenn die Anlieferung der Rohmilch zurückgeht, kommt Unruhe auf. weniger anzeigen
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