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Ab wann leidet die Wurfqualität zu stark?

Lesezeit: 7 Minuten

Maximal 17 gesamt geborene Ferkel scheinen die ideale Wurfgröße zu sein. Diesen Schluss lassen zumindest Auswertungen der Uni Gießen zu.


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Die Wurfgröße ist für Ferkelerzeuger nach wie vor eine entscheidende Kennzahl. Denn jedes verkaufte Ferkel bringt dem Landwirt bei einem normalen Marktverlauf einen zusätzlichen Grenzerlös von 30 bis 40 €. Die Wurfgröße ist aber längst nicht alles. Eine ebenso wichtige Rolle spielt die Wurfqualität. Für den Sauenhalter ist in diesem Zusammenhang unter anderem entscheidend:


  • Wie hoch das durchschnittliche Ferkelgeburtsgewicht des Wurfes ist;
  • wie stark die Geburtsgewichte im Wurf streuen;
  • wie hoch der Anteil der tot geborenen Ferkel ist;
  • und wie viele Ferkel eines Wurfes bei der Geburt weniger als 1 kg wiegen. Denn liegt das Geburtsgewicht unter 900 g, sinkt die Überlebenschance um die Hälfte.


Am Ende muss das Ziel sein, möglichst große und homogene Ferkelwürfe zu produzieren. Verschiedene Zuchtunternehmen berücksichtigen die Wurfqualität bereits im Gesamtzuchtwert, die österreichische Zuchtorganisation Pig Austria zum Beispiel mit 20% bei den Rassen Landrasse und Edelschwein. Neben der Fruchtbarkeit (36%) steht die Wurfqualität damit an zweiter Stelle im Gesamtzuchtwert.


In den Zuchtwert Wurfqualität fließen die durchschnittlichen Geburtsgewichte mit rund 30%, die Streuung der Gewichte im Wurf mit 50% und die Bewertung der Wurfvitalität mit 20% ein.


Über 1000 Würfe ausgewertet


Im Rahmen einer Datenauswertung auf Basis von 1012 Würfen hat die Uni Gießen auf der Lehr- und Forschungsstation Oberer Hardthof analysiert, welche Faktoren Einfluss auf die Wurfqualität haben und wie groß dieser Einfluss ist.


In einer ersten Auswertung wurde geschaut, wie sich die Wurfnummer, also das Alter der Sau, auf den Anteil tot oder untergewichtig geborener Ferkel auswirkt. Wie Übersicht 1 zeigt, verschlechtert sich mit zunehmender Wurfnummer bzw. steigendem Alter der Sau die Wurfqualität. So steigt zum Beispiel der Anteil tot geborener Ferkel ab dem zweiten Wurf kontinuierlich an: In der vorliegenden Auswertung von 4,1% im zweiten Wurf auf 6% im dritten bzw. 7,3% bei älteren Sauen.


Eine ähnliche Tendenz findet man beim Qualitätsparameter „untergewichtige Ferkel“. Bereits im dritten Wurf steigt die Anzahl leichter Ferkel mit weniger als 1 kg Geburtsgewicht deutlich an. Bei mehr als drei Würfen sowie bei Jungsauen ist sie im Vergleich zum zweiten Wurf mehr als doppelt so hoch. Alle Ergebnisse ließen sich signifikant absichern.


Die Frage ist nun: Wie können Sauenhalter gegensteuern? Sowohl die Zahl der tot geborenen Ferkel als auch die Anzahl untergewichtiger Tiere lassen sich durch verschiedene Maßnahmen in Praxisbetrieben beeinflussen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang unter anderem:


  • Bei der Eberauswahl sollten nur männliche Vererber eingesetzt werden, die im Merkmal Wurfqualität positiv abschneiden. Hinweise dazu findet man bei vielen Besamungsstationen im Online-Eberkatalog. Zudem selektieren einige Stationen mittlerweile sehr scharf auf die Wurfqualität. Die GFS-Ascheberg zum Beispiel hat seit 2011 über 9000 Würfe bonitiert und 2,5% der Eber wegen schlechter Wurfqualität gemerzt.
  • Wichtig ist auch die Fütterung. Die Sauen dürfen vor dem Abferkeln nicht zu fett werden. Während der Laktation sollten die Sauen dreimal täglich gefüttert werden, um den Substanzverlust auf ein Minimum zu begrenzen. Nach dem Absetzen bis zur Besamung hat sich die Flushing-Fütterung bewährt. Durch eine Traubenzuckerzulage erhalten die Sauen außerdem zusätzliche, schnell verfügbare Energie. Das ist wichtig für die Einnistung der befruchteten Eizellen.
  • Die Geburten dürfen gerade bei hochfruchtbaren Genetiken nicht zu früh eingeleitet werden, da sich die Trächtigkeitsdauer in den letzten Jahren verlängert hat. Bei einigen Herkünften sollte die Geburtseinleitung frühestens am 114. Trächtigkeitstag erfolgen. Wer unsicher ist, sollte die Geburten erst einleiten, wenn die Hälfte der Sauen in der Abferkelgruppe bereits abgeferkelt hat.
  • Stress während der Einnistung der befruchteten Eizellen ist Gift für die Sau. Im Idealfall bleiben die Sauen für drei bis vier Wochen in Einzelhaltung stehen. Durch die Verabschiedung der neuen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung durch den Bundesrat wird das in spätestens acht Jahren jedoch nicht mehr möglich sein. Wahrscheinlich wird sich die dann vorgeschriebene Gruppenhaltung während der Besamung negativ auf die Wurfgröße und die Wurfqualität auswirken.


Sind 17 Ferkel je Wurf ideal?


In vielen Praxisbetrieben schwanken die Wurfgrößen extrem. Das war auch bei den über 1000 ausgewerteten Würfen der Fall. Der kleinste Wurf umfasste zwei Ferkel, der größte 25 Tiere. Um die Auswirkungen der Wurfgröße auf die Wurfqualität näher beurteilen zu können, wurden vier Wurfgrößenklassen gebildet (siehe Übersicht 2). Die mittlere Wurfgröße lag bei 9,5 Ferkeln in Klasse I, bei 13,6 Tieren in Klasse II, bei 16 in Klasse III und 19,5 Ferkeln in Klasse IV.


Die Datenanalyse ergab, dass mit zunehmender Wurfgröße die Wurfmasse erwartungsgemäß anstieg. Und zwar von 15,6 kg in der ersten Größenklasse auf 24,9 kg in der Größenklasse mit den meisten Ferkeln. Unterschiede gab es auch bei den Geburtsgewichten. In den sehr großen Würfen mit 18 bis 25 Ferkeln wogen die Neugeborenen 0,4 kg weniger als die Ferkel in der unteren Klasse mit maximal 12 Ferkeln.


Außerdem stieg die Unausgeglichenheit, also die Streuung, der Ferkelgewichte innerhalb des Wurfes um 10% an. In den kleineren Würfen bis 12 Ferkel lag der Wert bei 16,6%, in den großen Würfen mit mehr als 17 Ferkeln waren es 26,5%.


Mit steigender Wurfgröße nahm sowohl der Anteil tot geborener Ferkel als auch die Quote untergewichtig geborener Ferkel zu. Während sich der Anteil tot geborener Ferkel verdoppelte, vervierfachte sich der Prozentsatz untergewichtiger Ferkel sogar.


Nun stellt sich die Frage, bis zu welcher Wurfgröße die Nachteile in Bezug auf die Wurfqualität noch wirtschaftlich vertretbar sind? Betrachtet man die Ergebnisse in Übersicht 2, sind bis zu 17 Ferkel pro Wurf für Praxisbetriebe akzeptabel. Denn das durchschnittliche Geburtsgewicht fiel nur um 100 g, wenn die Sau anstatt 14 Ferkel maximal 17 Nachkommen bekam. Auch die Streuung der Geburtsgewichte und der Anteil untergewichtig geborener Ferkel stiegen nur unwesentlich an. Alle ausgewerteten Unterschiede ließen sich übrigens signifikant absichern!


Hinzu kommt, dass neben den eher geringen Auswirkungen auf die Wurfqualität bei einem normalen Marktverlauf zwei mehr verkaufte Ferkel positiv zu Buche schlagen. Unterstellt man einen Grenzerlös von 30 € je Ferkel, beträgt der Zusatzerlös 60 € pro Wurf.


Für die Praxis bleibt somit festzuhalten: Bis zu einer Wurfgröße von 17 gesamt geborenen Ferkeln nimmt die Wurfqualität nur unwesentlich ab, und sie hat keine negativen Auswirkungen auf den betriebswirtschaftlichen Vorteil, den der große Wurf bringt.


Rolle des Gewichtsverlustes


Ein zu großer Körpermasseverlust der Sau während der Laktation führt nachweislich zu Problemen im Folgewurf. Im Rahmen der Datenanalyse wurde überprüft, wie sich die Gewichtsentwicklung der Sau während der vierwöchigen Säugezeit auf die Wurfgröße und die Wurfqualität im Folgewurf auswirkt. Dazu wurden die Sauen in vier Klassen eingeteilt:


  • Über 2 kg Gewichtszunahme;
  • 2,1 kg Zu- bis 6 kg Abnahme;
  • 6,1 bis 15 kg Gewichtsverlust und
  • Mehr als 15 kg Gewichtsverlust.


Wie zu erwarten war, führte der Gewichtsverlust der Sau im Folgewurf zu sinkenden Ferkelzahlen. Während Tiere mit mehr als 2 kg Gewichtszunahme in der Säugezeit mit 15,9 gesamt geborenen Ferkeln die höchsten Ferkelzahlen im Folgewurf erreichten, nahm die Wurfgröße bei einem Lebendmasseverlust auf bis zu 14,3 Ferkel ab (siehe Übersicht 3). Die Tendenz bei den lebend geborenen Ferkeln war ähnlich.


Ein Grund für den relativ starken Rückgang der Ferkelzahlen dürfte sein, dass stark abgesäugte Sauen offensichtlich zu wenig Energiereserven für die Ovulation vieler Eizellen sowie deren Befruchtung haben.


Bleibt die Frage, ob sich der Gewichtsverlust der Sau auch auf die Wurfqualität – also das Geburtsgewicht, die Streuung etc. – ähnlich stark auswirkt. Wie Übersicht 4 zeigt, ist dem nicht so. Zwar hatten Ferkel von Sauen, die während der Laktation an Gewicht zulegten, im Folgewurf im Vergleich zu Tieren mit Gewichtsverlust das niedrigste Geburtsgewicht, eine relativ große Streuung in den Geburtsgewichten sowie einen hohen Anteil untergewichtiger Ferkel. Die Zahlen sind aber eher darauf zurückzuführen, dass diese Sauen aufgrund der besseren Befruchtungsergebnisse relativ viele Ferkel bekamen. Es ist daher logisch, dass das Einzeltiergewicht sinkt bzw. mehr untergewichtige Ferkel geboren werden.


marcus.arden@topagrar.com

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