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Sorgen Sie für freien Zugang zur Tränke!

Lesezeit: 5 Minuten

In einem 500er Sauenbetrieb traten im Herbst/Winter vermehrt Harnwegsinfekte auf. Erst durch intensive Tierbeobachtung im Sommer konnten Landwirt und Tierarzt das Problem lösen.


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Dr. Ulrich Brinkmann, Tierarztpraxis An der Maiburg, Bippen in Niedersachsen


Dr. Ulrich Brinkmann, Tierarztpraxis An der Maiburg, Bippen in Niedersachsen


Dr. Ulrich Brinkmann, Tierarztpraxis An der Maiburg, Bippen in Niedersachsen


Ferkelerzeuger Peter Kintzel (Name geändert) aus dem Osnabrücker Land hatte seit längerer Zeit ein Bestandsproblem: Immer wieder litten einzelne Sauen seiner 500er Herde unter Harnwegsinfektionen. Im frühen Stadium, dass Kintzel aufgrund der Gruppenhaltung im Wartestall häufig gar nicht bemerkte, trübte sich der Urin zunächst ein und es kam bei einzelnen Sauen zu eitrigem Ausfluss. Hauptproblem war jedoch, dass aufgrund der Infektionen vermehrt Sauen verendeten.


Futtersäuren eingemischt


Auf Anraten seines Tierarztes mischte Kintzel dem Sauenfutter, das er in der eigenen Mahl- und Mischanlage zubereitete, zunächst 0,5% Benzoesäure zu. Denn die aromatische Carbonsäure senkt nicht nur den pH-Wert und erreicht dadurch eine bessere enzymatische Verdauung im Magen. Bei der Verstoffwechselung wird zudem Hippursäure gebildet, die über die Niere ausgeschiedenen werden muss. Dadurch sinkt der pH-Wert im Harn und Harnwegserkrankungen wird vorbeugt.


Doch die Maßnahme bewirkte keine deutliche Besserung des Problems, ebenso wenig wie verschiedene antibiotische und homöopathische Behandlungen der Sauen. Zeitweise schien es den Sauen besser zu gehen, die Probleme verschwanden für einige Zeit, bis sie plötzlich wieder aufblühten – wie es so typisch ist bei chronischen Bestandsproblemen.


Alle Tränken überprüft


Oder lag es an der Wasserversorgung? Bekamen die Sauen zu wenig oder qualitativ minderwertiges Wasser? Der Tierarzt riet Peter Kintzel, die Durchflussraten aller Nippel- und Schalentränken gründlich zu checken und schickte eine Wasserprobe in ein Labor.


Doch weder bei den Durchflussraten noch bei der Wasserqualität gab es Grund zu Beanstandungen. Alle Tränken wiesen die gewünschten Durchflussraten auf. Wie viel Wasser die Sauen tatsächlich zu sich nahmen, ließ sich so allerdings nicht klären, weil vor den Ställen bzw. Abteilen keine Wasseruhren installiert waren.


Als erneut zwei Sauen verendeten, ließ Kintzels Hoftierarzt die Tiere zur Untersuchung in die praxiseigene Sektionshalle bringen. Der Befund war erschreckend. Die Harnblasenwand der Sauen war massiv verdickt, die Blasenschleimhaut stark gerötet und der Urin mit Blut durchsetzt.


Die Diagnose: Ausgehend von einer Blasenentzündung war es zu einer Blutvergiftung (Sepsis) gekommen. Die Überschwemmung des Körpers mit Keimen führte am Ende zu einem septischen Kreislaufschock, der für die erkrankten Sauen tödlich endete.


Häufung im Herbst/Winter


Die Tatsache, dass die plötzlichen Todesfälle im Spätsommer, Herbst und beginnenden Winter auftraten, brachte den Tierarzt schließlich auf die entscheidende Fährte. Er vermutete, dass die Probleme ihren Ursprung in den heißen Sommermonaten hatten und sich zum Herbst hin immer stärker aufschaukelten. Bekamen die Sauen an den extrem warmen Sommertagen, die sich in den letzten Jahren häuften, nicht genügend Wasser?


Die Durchflussraten der Tränken waren in Ordnung. Daran konnte es nicht liegen. Und auch die Anzahl der Tränken passte. Es waren genug Tränken für alle Sauen im Deck- und Wartestall vorhanden. Erst eine intensive Tierbeobachtung an Tagen mit besonders hohen Temperaturen des nächsten Sommers brachte dann Licht in das Dunkel.


Im Wartestall, in dem die Sauen in Gruppen gehalten und von drei Abruffütterungsstationen mit Futter versorgt wurden, gab es Zonen mit Stroheinstreu und Vollspaltenbereiche. Die Wasserversorgung erfolgte über Tränken, die an den Außenwänden montiert waren, und Pendeltränken, die über den Vollspalten aufgehängt waren.


Zugang zu Tränken versperrt


An den warmen Sommertagen suchten die Sauen bewusst den kühleren Untergrund der Betonspalten, um ihre Körperwärme loszuwerden. Und besonders kühl war es dort, wo der Boden feucht war, also unter den Pendel- und Schalentränken. So kam es, dass sich die ranghöheren Sauen die besten Plätze unter den Pendeltränken sicherten, wie der Tierarzt beobachtete.


Das Nachsehen hatten die rangniederen Tiere. Ihnen blieb nicht nur die kühle Liegefläche verwehrt, sondern auch der freie Zugang zum Wasser, das sie bei der Hitze jedoch besonders nötig gehabt hätten. Die Folge: Die Sauen konnten nicht genug Wasser aufnehmen, ihre Blasen und Nieren wurden nicht ausreichend gespült und es kam zur Ansammlung von Keimen. Der Grundstein für eine Harnwegsentzündung war gelegt.


Folgten mehrere heiße Tage hintereinander, wuchs sich das Problem zu einer massiven Blasenentzündung aus, die bei einigen Tieren zu einer Blutvergiftung und zum Tod führte.


Zusätzliche Tränken nötig


Kintzels Hoftierarzt riet daher, vier zusätzliche Tränken pro Wartestallbucht zu installieren und diese Wasserstellen gleichmäßiger über den Aufenthaltsbereich der Sauen zu verteilen. So würden mehr Sauen Gelegenheit bekommen, gleichzeitig zu saufen.


Gesagt, getan. Peter Kintzel installierte in jeder der drei Wartestallbuchten vier zusätzliche Schalentränken. Die Tränken wurden räumlich von den bereits vorhandenen Wasserstellen getrennt. Unter anderem wurde je eine Tränke zu beiden Seiten der Abruffütterungsstationen montiert.


Der Erfolg war durchschlagend. Der nächste Hitzesommer kam, diesmal entzerrte sich jedoch der Andrang an den Tränken im Wartestall. Alle Sauen konnten ausreichend Wasser zu sich nehmen, und die Zahl der Sauen mit Harnwegsinfektionen tendierte schnell gegen null. Antibiotische Behandlungen waren kaum mehr erforderlich, und es landete im folgenden Herbst keine einzige Sau mehr auf dem Sektionstisch. Das Problem hatte sich erledigt.


henning.lehnert@topagrar.com

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