„Der Strukturwandel geht weiter, Betriebe wachsen und bedienen breitere Felder, da sich die Verbrauchernachfrage verändern wird“, ist sich Matthias Quaing, Marktreferent der ISN, sicher. Trotzdem hat die Schweinehaltung in Deutschland eine Zukunft. Hier waren Sich die Experten bei den digitalen DLG Unternehmertagen in der vergangenen Woche einig.
Nachfrage in Drittländern steigt
Matthias Quaing fasste die Lage auf dem Schweinemarkt zusammen. Die Marktnachfrage im internationalen Markt steigt gerade bei den großen Importeuren wie China weiter an. Im Inland dagegen steigen die Herausforderungen durch hohe gesetzliche Anforderungen und die drohende ASP. Quaing ging vor allem auf die Forderungen der Borchert-Kommission ein. „Durch die geforderten Umbauten der Tierhaltung entstehen Zielkonflikte, die in ein Gesamtkonzept umgewandelt werden müssen.“ Es sei besonders wichtig, den Landwirten die notwendige Entwicklung auch zu ermöglichen. Das funktioniere nur dann, wenn die Regierung Planungssicherheiten schaffe, Zielkonflikte beseitige und ganzheitliche Umbau- und Finanzierungskonzepte definiere.
Umbauen für das Außenklima
Bernhard Feller, Berater für Bauen und Technik der Landwirtschaftskammer NRW stellte verschiedene Modelle für den bevorstehenden Stallumbau vor. Er betonte, vor allem die Tiergerechtigkeit und das Wohlbefinden der Tiere in den Mittelpunkt zu rücken.
Um den Schweinen verschiedene Klimazonen innerhalb des Stalles zu bieten, sei es notwendig die Buchten zu strukturieren. Dabei sollte der Landwirt den verpflichtenden Außenklimareiz bei den Umbauten gut durchdenken. Für die geforderten Umbauten fehle Feller aktuell die Definition, inwieweit das Schwein mit dem Außenklima in Kontakt kommen muss. Außerdem solle eine genaue Definition aufzeigen, wie ein Landwirt steigende Mehrkosten bei verringertem Tierbestand decken kann. Nur dann habe die Schweinehaltung eine Zukunft.
Flexibilität ist wichtig
Michael Ingerl, Landwirt aus Landshut in Bayern, führt mit seiner Familie einen Betrieb mit Schweine- und Bullenmast sowie Ackerbau, Biogas und einem eigenen Agrarhandel. In den letzten Jahren haben sie den eigenen Betrieb bereits für die eigenen Ferkelerzeugung erweitert. So seien sie weniger von anderen Erzeugerqualitäten abhängig. Er betont, dass die neuen Anforderungen vor allem Anpassungen aller Landwirte fordern. Dabei sehe er die Flexibilität der Betriebsleiter generell als wichtigsten Punkt eines Betriebes. Dieser müsse offen sein und Veränderungen annehmen, Chancen sehen und ergreifen und sich auch trauen neue Wege einzuschlagen.
Auch Dr. Jens van Bebber, Landwirt aus der Grafschaft Bentheim, unterstreicht die Aussagen seines Berufskollegen. Es sei wichtig auch neue Geschäftsfelder zu erschließen. Dies könne vor allem durch Betriebsentwicklung und eine Umstrukturierung umgesetzt werden. Van Bebber hat seine Schweinemast vor einigen Jahren zu einer Offenstalllmast umstrukturiert und vermarktet seine Schweine nun unter einer eigenen Hausmarke. Er betonte, dass in Zukunft vor allem die Bedürfnisse der Tiere in den Vordergrund rücken würden. „Der Offenstall bietet viele Möglichkeiten, die Mast so zu gestalten, dass die Tiere ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben können.“