Die Preise für Schlachtsauen steigen kräftig. So meldet die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG) für die Zeit vom 10. bis 16. September einen Durchschnittspreis von 1,26 €/kg Schlachtgewicht (SG) frei Eingang Schlachtstätte. Der Vorwochenpreis lag dagegen noch bei 1,13 €/kg. Auch in der "Amtlichen Notierung" des Düsseldorfer Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz spiegelt sich die Veränderung wider. Von 1,16 €/kg in der vorvergangenen Woche sprang der Preis für die Handelsklasse M (Sauen) in der vergangenen Woche auf 1,28 €/kg. Nach Angaben des Landwirtschaftlichen Wochenblattes Westfalen-Lippe liegen diesen Zahlen offizielle Meldungen der Schlachtbetriebe zugrunde.
Hintergrund der Preisexplosion ist offiziell die Umstellung der VEZG-Notierung vom Ab-Hof-Preis auf den Preis frei Schlachtstätte. In Wahrheit sei es aber so, dass ein regelrechter Preiskrieg um die Sauen entbrannt ist. In ganz Deutschland gibt es nur noch rund ein Dutzend Schlachtbetriebe, die in Ernst zu nehmendem Umfang Sauen schlachten. Einer der ganz großen davon ist Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Diesen und anderen Unternehmen geht es nun offenbar darum, ihre Marktanteile zu steigern. Schon früher war es Praxis, dass auf die VEZG-Sauenpreise ein Zuschlag in nennenswerter Größenordnung gezahlt wurde. Nur so ist zu erklären, dass zwischen dem VEZG-Preis und den amtlichen Notierungen eine Lücke von rund 10 Cent/kg Schlachtgewicht bestand.
Mit der Umstellung der VEZG-Preismeldung hätte die Differenz eigentlich verschwinden oder kleiner werden müssen. Tatsächlich ist es aber wohl so, dass Tönnies auch auf die jetzt höheren VEZG-Preise weiter nennenswerte Zuschläge zahlt \- und die Konkurrenz tut es ihm zähneknirschend gleich. So ergibt sich die paradoxe Situation, dass der Sauenpreis sich in großen Schritten dem Schlachtschweinepreis nähert, obwohl die Karkassen deutlich weniger Wert haben.
Fraglich ist, wie lange die Schlachtbetriebe einen solchen Preiskampf aushalten können. Bei Schlachtzahlen von mehreren tausend Sauen pro Woche errechnen sich für die Zuschläge schnell Mehraufwendungen in sechsstelliger Höhe. Nicht auszuschließen ist, dass über diesen Mechanismus bestimmte Schlachthöfe ganz aus dem Schachtsauenmarkt herausgedrängt werden. Wie sich danach die Sauenpreise entwickeln können, bleibt abzuwarten.
Die ISN sieht die Gefahr, dass am Markt für Schlachtsauen mehr oder weniger ein Monopol entsteht \- mit den entsprechenden Nachteilen für die Sauenhalter. Die Organisation rät Ferkelerzeugern daher, dazu beizutragen, dass die Sauenschlachter im Markt zu halten, um die wenigen alternativen Vermarktungswege zu erhalten.
