Schweinestau
Weihnachten drohen 1 Mio. Schweine in der Warteschleife
Der Schweinestau baut sich immer weiter auf: Laut ISN warten derzeit ca. 570.000 Schweine auf die Schlachtung. Jede Woche kämen 30.000 – 60.000 weitere Schweine dazu.
In den schweinehaltenden Betrieben spitzt sich die Lage immer weiter zu, weil die Stallplätze nicht frei werden. Spätestens zu Weihnachten droht die nächste Eskalationsstufe, weil dann mehrere Schlachttage bedingt durch die Feiertage wegfallen, warnt die Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN).
Die Bauern sehen bei NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann in entscheidendem Maße politische Verantwortung dafür, dass sich schweinehaltenden Betriebe in dieser katastrophalen und existenzbedrohenden Lage befinden.
Denn die erhebliche Einschränkung der Kapazitäten von Europas größtem Schlachtbetrieb bei Tönnies in Rheda sei ein Schlüsselfaktor. Inzwischen könne der Infektionsschutz längst nicht mehr als Begründung für diese Einschränkung in Rheda herhalten. Denn dass die Ausweitung des Schlachtbetriebes bei Einhaltung der Corona-Vorsichtsmaßnahmen funktioniert, zeigten eine ganze Reihe von positiven Beispielen aus verschiedenen Bundesländern, auch aus NRW, argumentiert die ISN weiter.
Die Schweinehalter fragen sich, warum das ausgerechnet bei Europas größtem und zudem wohl auch modernsten Schlachtbetrieb nicht gehe. "Dass hier nicht mehr möglich ist, hat aus unserer Sicht wenig mit Sachzwängen zu tun, sondern ist ein reines Politikum", schreibt die ISN in einer Pressemitteilung.
Eine Freigabe der möglichen Schlachtkapazitäten wäre für ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack kein Einknicken vor dem Unternehmen Tönnies, es sei Nothilfe für die Bauern! „Dass die Schlachtungen nicht nur am Tönnies-Schlachthof in Rheda wieder hochgefahren werden müssen, ist klar. Aber gerade die Kapazitätsauslastung an diesem größten deutschen Schlachtstandort ist mitentscheidend für das Ausmaß des Schweinestaus“, so Staack.
Zollstockmentalität behindert Lösung des Schweinestaus
„Mithilfe einer überbordenden behördlichen Zollstockmentalität sucht man penibel immer weitere Gründe, damit der Schlachthof nicht weiter hochfahren kann. Anders ist dieser lange Zeitraum nicht mehr zu erklären“, so der ISN-Geschäftsführer weiter.
Und das hat fatale Folgen, ISN-Marktanalyst Klaus Kessing fasst die Lage so zusammen: „Zwar konnten die Schlachtmengen bei anderen Schlachtbetrieben wieder etwas hochgefahren werden, dennoch reichen die deutschlandweiten Kapazitäten noch immer nicht aus, um das Angebot an Schlachtschweinen, das jede Woche neu hinzukommt, zu bewältigen. Der Berg an angestauten Schweinen wächst zwar langsamer, aber er wächst noch immer deutlich“.
Weihnachten drohen 1 Mio. Schweine in der Warteschleife
“Die Notlage ist schon heute auf vielen schweinehaltenden Betrieben kaum noch zu ertragen. Und spätestens zu Weihnachten droht die nächste Eskalationsstufe, wenn nicht sofort gegengesteuert wird“, skizziert Staack die Lage. Dazu erläutert Marktexperte Kessing: „Schon in normalen Jahren baut sich aufgrund der eingeschränkten Schlachtungen an den Feiertagen ein Überhang auf, der bis in den späten Januar abgebaut werden muss. Dabei werden schon in normalen Jahren Schweineschlachtungen in die Tage vor Weihnachten vorgezogen, um die Situation etwas zu entzerren. Dies ist angesichts der aktuell verfügbaren Schlachtkapazitäten in diesem Jahr nicht möglich“.
Dementsprechend wird die Zahl der angestauten Schweine über Weihnachten und den Jahreswechsel geradezu explodieren.
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von Eckard Wendt
Befremdliche Wortwahl
Ja, den "Schweinestau" gibt es bedingt durch die Corona-Hotspots in den Schlachthöfen während der vergangenen Monate. Aber gibt es eine "Warteschlange"? ja, doch wer wartet? Zum einen sind es die Mäster, die ihre "schlachtreifen" Schweine nicht loswerden, und zum anderen die ... mehr anzeigen Vermehrungsbetriebe (sogen. "Ferkelerzeuger") die (immer noch) systemkonform weiterproduzieren, obwohl sie die Ferkel nicht mehr im gewohnten Maße loswerden können. Da beißt sich der Hund in den eigenen Schwanz, weil Tiere im Vergleich zu Maschinen nicht durch Umlegen eines Schalters abgestellt werden können, denn sie brauchen weiter Futter, Tränke und andere Versorgung. Im einleitenden Absatz heißt es allerdings: "Laut ISN warten derzeit ca. 570.000 Schweine auf die Schlachtung." Also sind es die Schweine, die angeblich warten? Da frage ich mich nach deren Motivation für ihr Begehren nach Beendigung ihres Lebens. Ist es deren Wunsch, endlich auf den Tellern der Verbraucher zu landen? Kann es sein, dass sie ihren Tod herbeisehnen, weil sie ihre Lebensbedingungen nicht mehr ertragen können? Letzteres wage ich noch nicht einmal für diejenigen Schweine anzunehmen, die ihre ersten Lebenswochen in Freilandhaltung erleben und die Mastzeit in Ställen mit Außenquartier verbringen durften (z.B. nach Neuland-Richtlinien). Übrigens: Ich bin "kein eingefleischter Vegetarier", sondern kaufte auch heute bei einem selbst mästende und selbst vermarktenden Schweinehalter wie fast wöchentlich Frühstücksfleisch (bzw. Wurst im Wechsel), weil ich möchte, dass auch hier Produkte aus sogen. "minderwertigen Teilstücken" konsumiert werden und diese von unserer Wohlstandsgesellschaft nicht im großen Stil exportiert werden (müssen). Mit bestem Gruß aus meiner Heimat Ironien ganz nahe der sarkastischen Grenze weniger anzeigen
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von Gerd Uken
Dann kann Tönies die ja nach
China verfrachten vielleicht sind dort dann schon genügend Schlachtkapazitäten vorhanden! ( Ironie off) wenn es nicht so traurig wäre. Fahrt die Kapazitäten runter genau so wie bei der Milch aberdavon will keiner was hören.
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von Bernhard ter Veen
runterfahren...
hast Du wohl wahr... aber... der Eine stockt ab ...und der Nachbar schiebt dann für eine weniger gleich zehn dazu... ICH kann BILLIGER... und wenn ich abstocke für die marktüblichen Preise dann kann ich morgen ganz zu machen... da wird es nicht besser von... Die Grossen sind der ... mehr anzeigen Kleinen LAST...und Untergang. weniger anzeigen
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von Jürgen Donhauser
Langer Bremsweg
Schon mal überlegt und nachgerechnet wie lange es dauert, wenn wir heute keine Schweine mehr besamen, damit in Folge weniger Ferkel auf die Welt und zum Schluss weniger schlachtreife Mastschweine anfluten????!!!!
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