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Dosieren ohne Spritzer

Lesezeit: 5 Minuten

Der Anwenderschutz steht beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln an erster Stelle.Closed-Center-Systeme (CTS) mindern das Kontaminationsrisiko für Anwender und Befüllplatz – ein Erfahrungsbericht.


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So wie sie die Pflanzenschutzspritzen in den vergangenen Jahren stetig weiterentwickelt haben, verbesserten die Hersteller auch die Technik zum Befüllen: Das Einfül-len der Pflanzenschutzmittel über den Domdeckel wurde bei Feldspritzen endgültig von Einspülschleusen abgelöst. Mit geschlossenen Befüllsystemen, sogenannten Closed-Transfer-Systemen (CTS), steht nun eine sinnvolle technische Ergänzung für flüssige Präparate zur Verfügung, mit der jegliche Kontamination wirksam verhindert werden kann. Schließlich stellt der Befüllvorgang ein besonders hohes Risiko dar, da mit unverdünnten Pflanzenschutzmitteln hantiert wird.


CTS mindern das Risiko der Kontamination nicht nur für den Anwender, sondern auch für den Befüllplatz. Letzteres ist nicht zu unterschätzen. Denn Punktkontaminationen auf den Hof- stellen durch unkontrollierte Spritzer beim Abmessen mit Literbechern können beim nächsten Regen über den Gully in Oberflächengewässer gelangen. Mit dem Einsatz eines CTS wird dieser Eintragspfad verhindert, wodurch die Systeme auch einen Beitrag zum Umweltschutz leisten.


Derzeit sind Systeme von Banjo, EasyFlow und Polmac am Markt verfügbar. Im kommenden Jahr soll das System EziConnect in einzelnen EU-Mitgliedstaaten zum Testeinsatz kommen. Die bereits verfügbaren Syste-me nutzen zur Entleerung die Schwerkraft und sind für Gebindegrößen von 0,25 bis 20 l vorgesehen.


Einheitliche Gewindegrößen fehlen


Ein Knackpunkt ist bisher noch die nicht einheitliche Gewindegröße der Behältnisse: Hier müssten ausnahmslos alle Hersteller von Pflanzenschutzmitteln den bereits gebräuchlichen Standard von 63 mm Gewindegröße konsequent auch für 1-l-Gebinde verwenden. Dies würde die Akzeptanz der CTS sicherlich noch einmal deutlich erhöhen. Zudem sind am Kanister eine Skala sowie eine gute Durchsichtigkeit für eine effiziente Nutzung der unterschiedlichen CTS erforderlich.


easyflow in der Praxis


Exemplarisch wird im Folgenden der Einsatz des EasyFlow-Systems der Firma Agrotop beschrieben. Bei der Version easyFlow M wurde ein Messbecher integriert, mit dem Kleinstmengen ab 60 ml beziehungsweise maximal 2200 ml abgemessen werden können. Die Skalenteilung liegt von 60 bis 400 ml bei 20 ml und bis 2200 ml bei 50 ml. Mit dieser Ergänzung benötigt das System allerdings mehr Platz zur Montage an der Feldspritze, der nur bei Anhängespritzen oder Selbstfahrern zur Verfügung steht.


Wer easyFlow M bei einer Anbaufeldspritze einsetzen will, kann auf eine mobile Version zurückgreifen, die auf einer Transportkarre montiert ist. Besonders für diese Nutzergruppe ist die Messeinheit hilfreich, da aufgrund der kleinen Spritzenbehälter häufig Klein- und Kleinstmengen dosiert werden müssen, die an den Kanisterskalen – sofern eine vorhanden ist – nicht richtig abgelesen werden können.


An die Feldspritze wird EasyFlow saugseitig über eine Leitung mit tropffreier Steckkupplung angeschlossen. Zudem wird eine Frischwasserleitung angekuppelt. Für eine ausreichende Reinigungsleistung beim Spülen von Kanistern sollte hier mindestens ein Druck von 3,0 bar anliegen.


Der Kanisteradapter wird auf den versiegelten Kanister des Pflanzenschutzmittels aufgeschraubt. Ein integriertes Messer schneidet dabei die Siegelfolie so, dass sie am Kanister verbleibt. Um Teilmengen zu entnehmen, wird nach dem Aufsetzen und Verriegeln des Kanisters das Ventil durch Drehen geöffnet. Die Weite der Drehung bestimmt dabei die Entnahmegeschwindigkeit. Befindet sich die gewünschte Menge im Messbecher, kann das Ventil wieder zugedreht werden.


Mit der integrierten Libelle und den verstellbaren Standfüßen kann das System waagerecht ausgerichtet und damit exakt gemessen werden.


Zurück in der Ausgangsstellung wird zunächst das dosierte Pflanzenschutzmittel abgesaugt. Anschließend können Kontaktflächen und Messbecher gespült werden. Beim vollständigen Entleeren eines Kanisters werden dieselben Schritte bei geöffnetem Ablauf durchgeführt. Ist der Kanister leer, wird er bei geöffnetem Ventil vollständig gespült. Dazu muss der Kanister per Hand im Uhrzeigersinn gedreht werden. Anschließend werden wieder die Kontaktflächen gespült. Entriegelt kann der saubere Kanister samt Adapter abgenommen werden. Zunächst klingt das sehr kompliziert, jedoch hat man die einzelnen Schritte nach den ersten Füllungen verinnerlicht. Dabei helfen auch die eindeutige Beschriftung und die anschaulichen Anleitungen.


Schneller mit Chucker


Nachdem einige Anwender bemängelt haben, dass der Befüllvorgang mit Closed-Transfer-Systemen länger dauert, hat Agrotop den sogenannten Chucker entwickelt. Dieses Handeinstechventil kann verwendet werden, wenn ein Kanister vollständig entleert werden soll – und auch nur dann. Es wird vor dem Umfüllen eingestochen und erst nach dem Spülen wieder entfernt. Der Chucker sorgt für einen konstanten Luftstrom, was das Entleeren des Kanisters deutlich beschleunigt.


Anerkennung steht noch aus


In der Zulassung werden CTS bislang noch nicht berücksichtigt. Das Julius Kühn-Institut (JKI), das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) und das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) haben in einem gemeinsamen Projekt eine Methodik entwickelt, um die Anwenderexposition beim Befüllen von Pflanzenschutzgeräten zu messen.


Bei der Methodenentwicklung wurde die konventionelle Befüllung über den Domschacht und die Einspülschleuse mit der Befüllung über das CTS easyFlow verglichen. Bei der CTS-Variante konnte eine signifikante Reduktion der Kontamination nachgewiesen werden. Zukünftig könnten entsprechende Systeme anhand dieser Methodik bewertet sowie beim JKI gelistet werden und in Anwendungsbestimmungen bei der Mittelzulassung münden.


andreas.holzhammer


@topagrar.com

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