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ITW Schwein wächst

Lesezeit: 6 Minuten

Die dritte Runde von Initiative Tierwohl (ITW) läuft seit Jahresbeginn und verändert die Vermarktung von Schweinefleisch in Süddeutschland. Denn Fleischverarbeiter und Lebensmitteleinzelhandel (LEH) werten bisherige Herkunftsprogramme wie „Geprüfte Qualität Bayern“ oder „Süddeutsches Schweinefleisch“ mit dem ITW-Siegel auf und suchen dafür noch Lieferanten. „Unsere Abnehmer wollen die regionale Herkunft und eine besondere Haltungsform“, bringt es Stephan Lange, Geschäftsführer des Süddeutschen Schweinefleischzentrums in Ulm, auf den Punkt.


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10% mehr Platz


ITW fordert in der Ferkelerzeugung und Mast 10% mehr Platz als die gesetzlichen Vorgaben, Raufuttervorlage und ein jährliches Audit. Diese Kriterien entsprechen der Haltungsform 2 („Stallhaltung plus“) des vierstufigen Haltungskompasses, den die großen Lebensmitteleinzelhändler vor zwei Jahren eingeführt haben. Im Gegenzug erhalten die Schweinemäster einen Zuschlag von 5,28 €/Tier, die Sauenhalter 3,07 € plus 0,50 €/Ferkel aus den zusätzlichen 50 Mio. € von Lidl und Kaufland.


Die Mäster bekommen den festgelegten Bonus vom Schlachtbetrieb, den dieser auf der Abrechnung separat ausweist, die Ferkelerzeuger aus einem Fonds, den der LEH finanziert.


13000 Gutfleisch-Schweine Für Edeka Südwest


Die Edeka Südwest Fleisch kombiniert ihr regionales Markenfleischprogramm „Gutfleisch“ mit ITW und baut es weiter aus. Gutfleisch-Schweine sind der „Hauptrohstoff“ für das Fleischwerk in Rheinstetten bei Karlsruhe. „Die Schlachtmenge soll von derzeit 8800 Schweinen pro Woche bis Ende dieses Jahres auf 13000 Schweine steigen“, nennt Annuka Gehring, Koordinatorin Gutfleisch bei der Edeka Südwest Fleisch GmbH, die konkrete Zielvorgabe.


Die Gutfleisch-Tiere müssen in den Bundesländern des Absatzgebietes der Edeka Südwest, sprich in Baden-Württemberg, Saarland, Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern, geboren, aufgezogen, gemästet und geschlachtet sein. QS ist für Ferkelerzeuger und Mäster verpflichtend, ITW nur für die Mastbetriebe. Zudem ist eine ausgewählte Ebergenetik vorgeschrieben.


Atrraktiver Bonus


Um die entsprechenden Mengen zu bekommen, zahlt die Edeka Südwest Fleisch zusätzlich zum ITW-Bonus von 5,28 €/Tier weitere Aufschläge:


  • 3,50 €/Tier als ITW-Ausgleich,
  • 3 ct/kg SG Gutfleisch-Bonus und
  • 2 ct/kg SG Regionalbonus für die vertraglich festgelegte Abnahmemenge. ▶


Davon gibt der Mäster 1,70 € pro Gutfleisch-Ferkel an seinen Lieferanten weiter, sodass ihm in der Summe ein Zuschlag von etwa 12 €/Schwein bleibt.


Zudem sichert die Edeka Südwest nach den Erfahrungen mit der Preiskrise im letzten Herbst und Winter den Preis nach unten ab. Sie gewährt zusätzlich 15 ct/kg SG, wenn der Vereinigungspreis unter 1,25 €/kg SG fällt. Andererseits gibt es ab 1,95 € eine Deckelung nach oben.


GQB plus ITW


Die Edeka Südbayern geht einen ähnlichen Weg. Sie koppelt „Geprüfte Qualität Bayern“ (GQB), das in Bayern sehr erfolgreich läuft, mit ITW. Kriterien für GQB sind QS, die Geburt, Aufzucht und Mast des entsprechenden Tieres in Bayern, eine begrenzte Transportzeit und ein pH-Wert des Schlachtkörpers von mindestens 5,8. In der Summe soll es um eine Menge von 6000 Schweinen pro Woche gehen.


Die beteiligten Mäster erhalten neben dem ITW-Bonus von 5,28 €/Tier einen GQ-Zuschlag von 4,72 ct/kg SG und 0,50 ct/kg SG Gesundheitsbonus, sodass in der Summe ein Bonus von etwa 10,50 €/Programmschwein winkt.


Preisabsicherung nach unten


Auch bei dieser Kombination ist eine Preisabsicherung nach unten vorgesehen. Fällt der Vereinigungspreis unter 1,40 €, zahlt Edeka Südbayern einen Extrazuschlag von 5 ct/kg SG. Bei einem Vereinigungspreis unter 1,30 € steigt dieser auf 8 ct/kg SG und unter 1,20 € auf 11 ct/kg SG.


Positiv fällt auf, dass der Korridor für den optimalen Gewichtsbereich von 50 bis 120 kg reicht. Dafür ist das Mengenkorsett extrem eng gestrickt. Die Mäster dürfen maximal 4% von ihrer monatlichen Zielvorgabe ab-weichen.


Neben der Edeka nutzen auch Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe verstärkt ITW. So stellt die Müller-Gruppe in Ulm, die für beide Edeka-Programme schlachtet, auch ihr eigenes Premiumfleischsiegel „Süddeutsches Schweinefleisch“ auf ITW um. Programmfähig sind Tiere, die in Baden-Württemberg oder Bayern geboren sind und in Süddeutschland gemästet wurden.


Im Gegenzug zahlt die Müller-Gruppe zum ITW-Zuschlag von 5,28 € je Tier noch 2 ct/kg SG Regionalbonus und 1 ct/kg SG Gesundheitsbonus, wenn bei 90% der Tiere die Schlachtbefunde definierte Vorgaben erreichen. Zudem gewährt das Schlachtunternehmen weitere 2 ct/kg SG Vertragsbonus für die Vereinbarung von festen Liefermengen.


Mehr vertragliche Bindungen


Vertragliche Bindungen gewinnen an Bedeutung. Weil Schlachtschweine mit süddeutscher Herkunft wegen sinkenden Tierzahlen in den letzten Jahren knapper werden, versuchen einige Fleischverarbeiter auf diesem Weg ihren Rohstoff zu sichern.


So auch der private Verarbeiter Schillerfleisch im oberfränkischen Hof. Er kombiniert das bayerische Herkunftsprogramm GQB mit ITW und zahlt für diese Tiere zum ITW-Zuschlag noch Boni von 3 ct/kg SG für GQB und 1 ct je kg SG für Gesundheit, sodass der Gesamtzuschlag bei gut 9 €/Tier liegt. Betriebe, die diese Kriterien erfüllen und zusätzlich noch ohne Gentechnik füttern, erhalten weitere 8 ct/kg SG auf die genannten Zuschläge.


Schillerfleisch nimmt ab 1. Juli 2021 auch in der Basisvariante ohne GQB Schweine mit ITW-Status ab und sichert die Abnahme vertraglich zu. Diese Betriebe müssen aber QS-zertifiziert sein. Sie erhalten neben dem ITW-Zuschlag noch den Gesundheitsbonus von 1 ct/kg SG, wenn die Tiere die entsprechenden Vorgaben erfüllen.


Premiumprogramme plus ITW


Das Wertschätze-Programm von Kaufland, das 40% mehr Platz, Zugang zu Frischluft, Stroh als Beschäftigungsmaterial und Fütterung ohne Gentechnik vorschreibt, kann laut Kaufland ebenfalls mit ITW kombiniert werden. Denn die Mastbetriebe erfüllen die ITW-Vorgaben, weil die Wertschätze-Kriterien nicht nur der Haltungsstufe 2, sondern sogar der Stufe 3 entsprechen.


Der Bonus für das Programm beträgt ohne Berücksichtigung des ITW-Zuschlags 20 €/Tier. Allerdings ist davon noch eine Maskenschwund abzuziehen, weil nur Tiere zwischen 85 und 110 kg SG und mit mindestens 55% Muskelfleischanteil programmfähig sind. Derzeit nehmen 31 Schweinehalter aus Bayern und Baden-Württemberg teil, 20 sollen sich auf der Warteliste befinden.


Die Programme, die Strohhaltung vorschreiben, lassen sich in der Regel nicht mit ITW kombinieren. Dafür gewährt Schillerfleisch ebenso wie die Edeka Südbayern einen Bonus von 35 ct/kg SG für die Erfüllung der Strohschweinkriterien (GQB, Haltungsstufe 3, Fütterung ohne Gentechnik, 300 g Langstroh pro Tier und Tag im Liegebereich) sowie eine Tiefstpreisgarantie von 1,70 €/kg SG. Der Verarbeiter will seine Erfassungsmenge von 100 Strohschweinen pro Woche auf 400 steigern. klaus.dorsch@topagrar.com


Immer mehr Schweinehalter wollen ITW nutzen. Für die dritte Phase von 2021 bis 2023 haben sich deutschlandweit 6832 Schweine haltende Betriebe mit insgesamt 14 Mio. Ferkeln und 17 Mio. Mastschweinen angemeldet. Das sind doppelt so viele Ferkel und 44% mehr Mastschweine wie in der letzten Phase 2018 bis 2020. Damit stammt nun rund ein Drittel aller Mastschweine aus ITW-Betrieben.

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