Anbindehalter Herbert Wagner würde gern auf den Laufstall umsteigen. Doch seine beengte Hofstelle und die niedrigen Milchpreise lassen das kaum zu.
Wenn man durch Forstinning östlich von München fährt, kommt man zwangsläufig am Hof von Herbert Wagner vorbei. Denn mitten im Ortskern befindet sich der Milchviehbetrieb des 55-jährigen Landwirts. Zusammen mit seinem Schwiegersohn Thomas Loidl versorgt er dort 38 Kühe plus Nachzucht, die ganzjährig im Anbindestall stehen. Doch die Anbindung ist eine Haltungsform, auf die Familie Wagner nicht mehr lang setzen kann.
Bald Abschläge für Milch
Erste Molkereien haben mitgeteilt, Milch aus Anbindehaltung schlechter zu bezahlen. Die Molkerei Weihenstephan, an die Wagner liefert, hat dazu noch nichts angekündigt. Er geht jedoch davon aus, dass auch sie bald 1 bis 2 ct/kg weniger für Milch aus Anbindehaltung zahlen wird.
Für den Milchviehhalter ist klar, dass der Hof in seiner jetzigen Form nicht zukunftsfähig ist. Da die beengte Hof-stelle keinen Platz für einen Umbau zulässt, muss die Familie zeitnah eine schwierige Entscheidung treffen: Entweder siedelt sie aus und errichtet einen neuen Laufstall. Oder sie geben die Tierhaltung ganz auf. Der Kompromiss „Kombinationshaltung“, bei dem die alten Ställe erhalten bleiben könnten, ist auf dem Hof mitten im Ortskern nicht umsetzbar: Es fehlt der Platz für einen Laufhof.
Neubau rentiert sich kaum
Zu gerne würde Herbert Wagner daher einen Laufstall für 60 Kühe mit Melkroboter bauen. Ein Grundstück etwas außerhalb von Forstinning, auf dem bereits eine Maschinenhalle gebaut wurde, wäre vorhanden.
Das Problem sind jedoch die hohen Kosten für den Neubau. In den letzten Jahren stiegen die Baukosten stark an, trotzdem deckelte das Land Bayern lange Zeit die Förderung für neue Laufställe. Das machte es fast unmöglich, einen Laufstall zu bauen, der sich unterm Strich wirtschaftlich rechnet. Herbert Wagner hat in den letzten Jahrzehnten durch Zuchtarbeit und Verbesserung des Tierwohls die Leistung seiner Fleckviehherde auf über 9000 kg gesteigert. Wegen des niedrigen und schwankenden Milchpreises konnte er aber kaum Geld für Investitionen zurücklegen. Das ärgert ihn. „Es muss für einen Betrieb doch möglich sein, so zu wirtschaften, dass man auch mal einen neuen Stall bauen kann“, meint der Landwirt.
Schwierige Entscheidung
Dabei muss sich Herbert Wagner nicht einmal Sorgen um die Hofnachfolge machen. Sein Schwiegersohn, Thomas Loidl, macht aktuell neben seiner Vollzeitstelle als Landmaschinenmechaniker über das BiLa-Programm die Ausbildung zum Landwirt. Ob der 26-Jährige jedoch überhaupt dazu kommen wird, den Betrieb einmal zu übernehmen, ist fraglich. Denn die Entscheidung „aufgeben oder aussiedeln“ muss die Familie bald treffen.
Herbert Wagner hofft, dass sich die Politik bald entscheidet, wie die bayerische Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll: Kleinbäuerliche Strukturen erhalten oder auf Großbetriebe setzen. Denn zum jetzigen Zeitpunkt haben die kleinen Betriebe nach seiner Einschätzungen kaum eine Chance, weiterhin zu bestehen, geschweige denn in neue Gebäude oder Technik zu investieren.
Helena Biefang
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Anbindehalter Herbert Wagner würde gern auf den Laufstall umsteigen. Doch seine beengte Hofstelle und die niedrigen Milchpreise lassen das kaum zu.
Wenn man durch Forstinning östlich von München fährt, kommt man zwangsläufig am Hof von Herbert Wagner vorbei. Denn mitten im Ortskern befindet sich der Milchviehbetrieb des 55-jährigen Landwirts. Zusammen mit seinem Schwiegersohn Thomas Loidl versorgt er dort 38 Kühe plus Nachzucht, die ganzjährig im Anbindestall stehen. Doch die Anbindung ist eine Haltungsform, auf die Familie Wagner nicht mehr lang setzen kann.
Bald Abschläge für Milch
Erste Molkereien haben mitgeteilt, Milch aus Anbindehaltung schlechter zu bezahlen. Die Molkerei Weihenstephan, an die Wagner liefert, hat dazu noch nichts angekündigt. Er geht jedoch davon aus, dass auch sie bald 1 bis 2 ct/kg weniger für Milch aus Anbindehaltung zahlen wird.
Für den Milchviehhalter ist klar, dass der Hof in seiner jetzigen Form nicht zukunftsfähig ist. Da die beengte Hof-stelle keinen Platz für einen Umbau zulässt, muss die Familie zeitnah eine schwierige Entscheidung treffen: Entweder siedelt sie aus und errichtet einen neuen Laufstall. Oder sie geben die Tierhaltung ganz auf. Der Kompromiss „Kombinationshaltung“, bei dem die alten Ställe erhalten bleiben könnten, ist auf dem Hof mitten im Ortskern nicht umsetzbar: Es fehlt der Platz für einen Laufhof.
Neubau rentiert sich kaum
Zu gerne würde Herbert Wagner daher einen Laufstall für 60 Kühe mit Melkroboter bauen. Ein Grundstück etwas außerhalb von Forstinning, auf dem bereits eine Maschinenhalle gebaut wurde, wäre vorhanden.
Das Problem sind jedoch die hohen Kosten für den Neubau. In den letzten Jahren stiegen die Baukosten stark an, trotzdem deckelte das Land Bayern lange Zeit die Förderung für neue Laufställe. Das machte es fast unmöglich, einen Laufstall zu bauen, der sich unterm Strich wirtschaftlich rechnet. Herbert Wagner hat in den letzten Jahrzehnten durch Zuchtarbeit und Verbesserung des Tierwohls die Leistung seiner Fleckviehherde auf über 9000 kg gesteigert. Wegen des niedrigen und schwankenden Milchpreises konnte er aber kaum Geld für Investitionen zurücklegen. Das ärgert ihn. „Es muss für einen Betrieb doch möglich sein, so zu wirtschaften, dass man auch mal einen neuen Stall bauen kann“, meint der Landwirt.
Schwierige Entscheidung
Dabei muss sich Herbert Wagner nicht einmal Sorgen um die Hofnachfolge machen. Sein Schwiegersohn, Thomas Loidl, macht aktuell neben seiner Vollzeitstelle als Landmaschinenmechaniker über das BiLa-Programm die Ausbildung zum Landwirt. Ob der 26-Jährige jedoch überhaupt dazu kommen wird, den Betrieb einmal zu übernehmen, ist fraglich. Denn die Entscheidung „aufgeben oder aussiedeln“ muss die Familie bald treffen.
Herbert Wagner hofft, dass sich die Politik bald entscheidet, wie die bayerische Landwirtschaft in Zukunft aussehen soll: Kleinbäuerliche Strukturen erhalten oder auf Großbetriebe setzen. Denn zum jetzigen Zeitpunkt haben die kleinen Betriebe nach seiner Einschätzungen kaum eine Chance, weiterhin zu bestehen, geschweige denn in neue Gebäude oder Technik zu investieren.