Jürgen Pfänder tankt zwei Schlepper mit Rapsöl. Er würde mehr umrüsten lassen – wenn der sehr günstige Dieselpreis den alternativen Sprit nicht unattraktiv machen würde.
Jürgen Pfänder aus Ohrenbach (Mittelfranken) produziert seit dem Jahr 2004 Strom, Wärme und Kraftstoff aus erneuerbaren Energien. Dabei setzt er stark auf Kreisläufe:
Die Gülle der 2000 Mastschweine vergärt er in einer Biogasanlage.
Er vergärt Gras, das er nach Aufgabe der Rinderhaltung nicht mehr benötigt.
Die Wärme, die in den Blockheizkraftwerken der Biogasanlage anfällt, nutzt er in drei Wärmenetzen. Diese versorgen drei Ortschaften und den Mastschweinestall.
Auf dem Dach der Ställe sind Photovoltaikanlagen installiert.
Seit 2005 fährt Pfänder Schlepper mit Rapsöl.
Den Anfang machte im Jahr 2005 ein Fendt 815, den Pfänder von den Vereinigten Pflanzenölwerkstätten für ca. 7500 € auf ein Eintanksystem umrüsten ließ. Das bedeutet: Der Traktor fährt nur mit Rapsöl. Hierfür wurden vor allem die Zylinderköpfe und die Einspritzdüsen geändert. Auch ist eine Vorwärmung des Motors eingebaut: Das Kühlwasser wird bei niedrigen Außentemperaturen ca. eine Stunde vor dem Start mit einer Art Tauchsieder elektrisch vorgewärmt.
Zweitanksystem serienmäßig
Als Nächstes kaufte er im Jahr 2010 einen Fendt Vario 820 Greentec mit serienmäßigem Zweitanksystem. Die Mehrkosten lagen auch bei ca. 8000 €.
Bei dieser Maschine übernimmt die Motorsteuerung „Variotronic“ das Kraftstoffmanagement: Zum Starten des Motors verwendet die Maschine Diesel, der in einem Extratank mit 100 l untergebracht ist. Im Standardtank des Schleppers mit 340 l Volumen ist dagegen das Rapsöl enthalten.
Nach Erreichen einer vorbestimmten Betriebstemperatur schaltet die Maschine auf Rapsöl um. Stellt die Steuerung keine Last mehr fest, z.B. im Standgas, wechselt sie automatisch wieder auf Diesel. Soll die Maschine abgestellt werden, muss der Fahrer einen Knopf drücken, um das Spülen des Kraftstoffsystems mit Diesel zu aktivieren. Denn zum erneuten Start darf kein Pflanzenöl in den Leitungen sein.
Anfängliche Probleme gelöst
Seine Erfahrungen mit dem Öl:
Die Vorwärmung erleichtert beim Eintanksystem das Starten im Winter.
Rapsöl geht in das Motoröl über. „Nach ca. 250 Betriebsstunden ist der Ölstand am Peilstab ca. 15 bis 20 mm über dem Maximum“, berichtet er.
Bei den Einspritzdüsen kommt es wegen der höheren Viskosität des Öls zu mehr Verschleiß. Sie sollten alle 4000 Stunden getauscht werden.
Beim Zweitanksystem gab es anfangs Fehlermeldungen bei der Sensorik. Der Tausch einiger Filter schaffte Abhilfe.
Pfänder hat seinen Ackerbau stark auf die Biogasanlage ausgerichtet. Neben Mais baut er Grünroggen und Zuckerrüben an. Raps passt dagegen nicht in seine Fruchtfolge. Daher kauft er das Rapsöl über den Betrieb Kister zu und lässt es wie den Dieselkraftstoff anliefern. Da er nur zwei Rapsölschlepper, aber vier Schlepper mit Dieselantrieb besitzt, benötigt er im Jahr ca. 15000 l Rapsöl und 50000 l Diesel. Er könnte sich durchaus vorstellen, weitere Maschinen mit Rapsöl zu fahren. Aber die Hersteller bieten momentan keine neuen Modelle an.
Auch sorgen die Preise und Rahmenbedingungen dafür, dass der alternative Kraftstoff unattraktiv ist: Für Diesel zahlt er momentan 83 ct/l. Abzüglich der Steuerermäßigung („Gasölverbilligung“) von 21,48 ct zahlt er also rund 62 ct/l. Rapsöl dagegen kostet 1,30 €/l. Zwar beträgt die Steuerrückerstattung 45 ct, trotzdem bleiben netto noch 85 ct/l. „Das motiviert keinen Berufskollegen zur Umstellung. Hier muss die Politik gegensteuern“, fordert er.
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Jürgen Pfänder tankt zwei Schlepper mit Rapsöl. Er würde mehr umrüsten lassen – wenn der sehr günstige Dieselpreis den alternativen Sprit nicht unattraktiv machen würde.
Jürgen Pfänder aus Ohrenbach (Mittelfranken) produziert seit dem Jahr 2004 Strom, Wärme und Kraftstoff aus erneuerbaren Energien. Dabei setzt er stark auf Kreisläufe:
Die Gülle der 2000 Mastschweine vergärt er in einer Biogasanlage.
Er vergärt Gras, das er nach Aufgabe der Rinderhaltung nicht mehr benötigt.
Die Wärme, die in den Blockheizkraftwerken der Biogasanlage anfällt, nutzt er in drei Wärmenetzen. Diese versorgen drei Ortschaften und den Mastschweinestall.
Auf dem Dach der Ställe sind Photovoltaikanlagen installiert.
Seit 2005 fährt Pfänder Schlepper mit Rapsöl.
Den Anfang machte im Jahr 2005 ein Fendt 815, den Pfänder von den Vereinigten Pflanzenölwerkstätten für ca. 7500 € auf ein Eintanksystem umrüsten ließ. Das bedeutet: Der Traktor fährt nur mit Rapsöl. Hierfür wurden vor allem die Zylinderköpfe und die Einspritzdüsen geändert. Auch ist eine Vorwärmung des Motors eingebaut: Das Kühlwasser wird bei niedrigen Außentemperaturen ca. eine Stunde vor dem Start mit einer Art Tauchsieder elektrisch vorgewärmt.
Zweitanksystem serienmäßig
Als Nächstes kaufte er im Jahr 2010 einen Fendt Vario 820 Greentec mit serienmäßigem Zweitanksystem. Die Mehrkosten lagen auch bei ca. 8000 €.
Bei dieser Maschine übernimmt die Motorsteuerung „Variotronic“ das Kraftstoffmanagement: Zum Starten des Motors verwendet die Maschine Diesel, der in einem Extratank mit 100 l untergebracht ist. Im Standardtank des Schleppers mit 340 l Volumen ist dagegen das Rapsöl enthalten.
Nach Erreichen einer vorbestimmten Betriebstemperatur schaltet die Maschine auf Rapsöl um. Stellt die Steuerung keine Last mehr fest, z.B. im Standgas, wechselt sie automatisch wieder auf Diesel. Soll die Maschine abgestellt werden, muss der Fahrer einen Knopf drücken, um das Spülen des Kraftstoffsystems mit Diesel zu aktivieren. Denn zum erneuten Start darf kein Pflanzenöl in den Leitungen sein.
Anfängliche Probleme gelöst
Seine Erfahrungen mit dem Öl:
Die Vorwärmung erleichtert beim Eintanksystem das Starten im Winter.
Rapsöl geht in das Motoröl über. „Nach ca. 250 Betriebsstunden ist der Ölstand am Peilstab ca. 15 bis 20 mm über dem Maximum“, berichtet er.
Bei den Einspritzdüsen kommt es wegen der höheren Viskosität des Öls zu mehr Verschleiß. Sie sollten alle 4000 Stunden getauscht werden.
Beim Zweitanksystem gab es anfangs Fehlermeldungen bei der Sensorik. Der Tausch einiger Filter schaffte Abhilfe.
Pfänder hat seinen Ackerbau stark auf die Biogasanlage ausgerichtet. Neben Mais baut er Grünroggen und Zuckerrüben an. Raps passt dagegen nicht in seine Fruchtfolge. Daher kauft er das Rapsöl über den Betrieb Kister zu und lässt es wie den Dieselkraftstoff anliefern. Da er nur zwei Rapsölschlepper, aber vier Schlepper mit Dieselantrieb besitzt, benötigt er im Jahr ca. 15000 l Rapsöl und 50000 l Diesel. Er könnte sich durchaus vorstellen, weitere Maschinen mit Rapsöl zu fahren. Aber die Hersteller bieten momentan keine neuen Modelle an.
Auch sorgen die Preise und Rahmenbedingungen dafür, dass der alternative Kraftstoff unattraktiv ist: Für Diesel zahlt er momentan 83 ct/l. Abzüglich der Steuerermäßigung („Gasölverbilligung“) von 21,48 ct zahlt er also rund 62 ct/l. Rapsöl dagegen kostet 1,30 €/l. Zwar beträgt die Steuerrückerstattung 45 ct, trotzdem bleiben netto noch 85 ct/l. „Das motiviert keinen Berufskollegen zur Umstellung. Hier muss die Politik gegensteuern“, fordert er.