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topplus Reportage

Robustrinder aus Fernost

Lesezeit: 4 Minuten

Zur Yak-Zucht der Familie Kohl in Taufkirchen pilgern Fleischkenner, Professoren und Schamanen.


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Nebenerwerbslandwirt Alfons Kohl ist leidenschaftlicher Bergsteiger. Als er 1997 an einer Expedition in Tibet teilnahm, traf er dort zum ersten Mal auf Yaks. „Das war wie ein Virus“, erinnert sich der Züchter, „und der hat mich bis heute nicht mehr losgelassen.“


Der Yak oder Grunzochse wird im asiatischen Raum zur Milch- und Fleischgewinnung sowie als Arbeitstier gehalten. Sein Ursprung liegt im Himalaya, wo heute nur noch wenige Exemplare des Wildyaks leben.


„Tiere strahlen Ruhe aus“


Tiere dieser Rasse erreichen bei uns eine Widerristhöhe von 180 cm und ein Gewicht von ca. 800 kg (Bullen). Auffallend ist ihr zotteliges, oft bunt gezeichnetes Fell, die geschwungenen Hörner und der nach hinten abfallende Körperbau. „Die Tiere strahlen eine besondere Ruhe aus“, meint Kohl. „Das hat fast etwas von Zen-Buddhismus“.


Mit seiner Frau Anneliese (57), eine gelernte Hauswirtschafterin und im Hauptberuf Schulsekretärin, beschloss er, seine Milchviehhaltung mit fünf Kühen aufzugeben und auf Mutterkuhhaltung umzustellen – mit Yaks.


1999 kauften sie die ersten Tiere von deutschen Züchtern. Der Bestand an Yaks in Deutschland liegt nur bei etwa 1000 Tieren. „Bei der Zucht habe ich anfangs nur Bullen mit einer stattlichen Statur verwendet – typisch Landwirt halt“, lacht Alfons Kohl. „Aber bei den Yaks setzen sich die Elternmerkmale anders und oft erst in der dritten Generation durch.“


70 dieser faszinierenden Rinder stehen heute auf seinem 20-ha-Betrieb, der mittlerweile Demeter-zertifiziert ist. Trotz ihrer imposanten Erscheinung sind Yaks im Umgang zutraulich, Kohls können sich frei innerhalb der Herden, auch der Jungbullen-Gruppe, bewegen.


Ihre Zucht ist mittlerweile weit über Deutschland hinaus bekannt – auch wegen des guten Zuchtmanagements. „Wir führen ein Herdbuch“, erzählt Anneliese Kohl. Ihre drei Zuchtlinien halten sie in drei räumlich getrennten Herden, so gibt es keine unbeabsichtigten Vermischungen. Die Anfragen kommen aus ganz Europa – und sogar die Lieferung an ein kirgisisches Naturschutzprojekt steht derzeit im Raum.


Yaks mögen trockene Weiden


„Der Yak mag eher trockenes Weideland, er eignet sich deshalb auch hervorragend zu Landschaftspflege“, erzählt Alfons Kohl. Im Gegensatz zu Schaf oder Rind reißt ein Yak das Gras nicht in Büscheln ab bzw. aus, er beißt es ab. Damit schont er die Wurzeln und fördert den Aufwuchs.


Seine kompakten, spitz geformten Klauen machen ihn außerdem zu einem guten Kletterer, der auch in bergigen Gegenden bestens zurechtkommt. Und dank seines dichten Fells übersteht er Temperaturen bis –30°C ohne Probleme. Bei den Kohls sind die Tiere ganzjährig draußen und werden im Winter nur mit Heu gefüttert.


Die Marktpreise für Zuchttiere liegen bei etwa 2500 €. Wegen der großen Nachfrage geht die weibliche Nachzucht, sofern sie nicht zur Remontierung benötigt wird, vollständig in den Verkauf. Ihre Jungbullen lassen Kohls von einer kleinen Metzgerei schlachten. Das Fleisch vermarkten sie ab Hof.


Um an Yak-Fleisch zu kommen, brauchen Kunden aber ein wenig Geduld. Kohls führen eine Liste mit Vorbestellungen und wenn geschlachtet wird, wird diese chronologisch abgearbeitet.


35 € Pro Kilo Fleisch


Sie verkaufen das Fleisch in Mischpaketen zu 5 kg bei einem Kilopreis von 35 € in Demeter-Qualität. „Yak-Fleisch ist sehr mager, eiweißreich und reich an Vitaminen, Mineralien und Omega-3-Fettsäuren“, erklärt Anneliese Kohl.


Auch Rohwolle und Leder vom Yak sind sehr begehrt – die Wolle besitzt kein Mark, sie ist daher leicht und isoliert optimal bei Hitze und Kälte.


Aber es sind nicht nur die hochwertigen Produkte, die die Kunden nachfragen – den Yak umweht ein ganz besonderer Mythos. „Kürzlich hat eine Schamanin ein Fell für ihre Praxis gekauft“, sagt Anneliese Kohl und lächelt. „Zu uns kommen oft ganz unkonventionelle Menschen.“ Christiane Kretzer

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