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Anbauen oder aufsatteln

Lesezeit: 9 Minuten

Bei großen Arbeitsbreiten führt fast kein Weg an Geräten mit Fahrwerk vorbei. Doch bietet die gezogene Variante auch Vorteile bei kleineren Maschinen? Wir haben den Vergleich mit der Scheibenegge ATS-RS 3.0 von Agro-Tom gewagt.


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Gezogene Geräte sind nur etwas für große Flächen.“ Diese Meinung trifft man häufig an. Doch stimmt das? Wie lang sind die Wendezeiten? Wie groß muss das Vorgewende sein? Welche Vor- und Nachteile bieten die Systeme? Uns hat der polnische Hersteller Agro-Tom die 3 m breite Scheibenegge ATS-RS für den Vergleich zur Verfügung gestellt. Die Maschine lässt sich gezogen, aber auch mit demontierter Deichsel im Dreipunkt fahren. Deshalb konnten wir beide Systeme mit demselben Gerät vergleichen.Die Egge hat ein Huckepack-System, mit dem sich eine Sämaschine kuppeln lässt. So fuhren wir mit der Maschine die ganze Saison 2020 verschiedene Einsätze: Zwischenfruchteinarbeit, Stoppelsturz, Gülleeinarbeitung, Bearbeitung von gepflügtem Land, Aussaat.


Unterschiedliche Kategorien


Standardmäßig kuppelt man die Maschine über eine Unterlenkertraverse der Kategorie 3N. Die Deichsel ist schön schmal gehalten. Der Drehpunkt liegt ca. 20 cm hinter den Koppelpunkten. Das macht die Maschine sehr wendig. Selbst mit einem Vierzylindertraktor kann man den vollen Lenkeinschlag nutzen, ohne mit den Hinterrädern an die Deichsel zu kommen. Insgesamt verlängert sich die Maschine mit der Zugvorrichtung um 2,1 m.


An der Grundmaschine ist ebenfalls eine Unterlenkerwelle der Kategorie 3N montiert. Zum schnellen Kuppeln ist diese abnehmbar und die Zugvorrichtung hat Fanghaken. Leider haben diese aber nur Kat. 2. So müssen die Kugeln an der Egge einen größeren Innendurchmesser haben als standardmäßig. Für den Oberlenker gibt es ein festes Loch Kat 2 und ein Kat 3-Langloch.


Die Schlauchgarderobe auf der Deichsel ist nicht praktisch. Da man die Schläuche aber sehr gut auch zur Seite legen kann, hat uns dies weniger gestört. Insgesamt sind die Schläuche ordentlich verlegt. Agro-Tom schützt zudem bewegliche Schlauchabschnitte durch Kunststoffspiralen.


Auf einer Rolle


Die Deichsel stützt sich mit einer langen Spindel am Oberlenkerkoppelpunkt ab. Hinten trägt der Nachläufer die Maschine. An sechs Haltern sind insgesamt zwölf Reifen der Dimension 195/65R15 (660 mm Durchmesser) einzeln wartungsfrei gelagert montiert. Dadurch radieren die Reifen in Kurvenfahrten kaum – schön. Nachteilig, besonders auf runden Feldwegen, ist allerdings die Anordnung auf einer Achse. Die Reifen in der Mitte tragen dabei die größte Last. Der Hersteller gibt die Maschine mit 25 km/h auf der Straße frei. Aber auch bei 40 km/h liegt sie ruhig hinter dem Schlepper.


Über zwei Zylinder lässt sich die Egge absenken und anheben. Dafür benötigt man ein dw-Steuergerät. Für die Tiefeneinstellung dienen sieben, 8 mm breite, schwenkbare Clips vor jedem Zylinder als Anschlag. Aufgrund des kurzen Abstandes zur Drehachse verändert sich die Arbeitstiefe nicht gleichmäßig in Bezug auf den Zylinderweg. Eine etwas feinere Einstellung hätte uns hier besser gefallen. Fährt man die Scheibenegge angebaut, kann man alle Clips ausschwenken und die Zylinder als vollhydraulische Tiefeneinstellung nutzen – hydraulischer Oberlenker vorausgesetzt. An jedem Reifenpaar ist ein Abstreifer angebracht, der falls nötig, überschüssige Erde beseitigt. Bei uns war dies aber selbst bei der Gülleeinarbeitung nicht nötig. Die Reifen haben eine ausreichend hohe Selbstreinigung.


Fein gezackt


Das Scheibenfeld hat insgesamt 24 Scheiben. Die beiden äußeren auf der rechten Seite haben einen Durchmesser von 510 mm. Alle anderen sind 560 mm groß. Die äußersten Scheiben links und rechts lassen sich jeweils senkrecht nach oben klappen. Das reduziert die Transportbreite. Auch die Randbleche kann man (leider nur mit Werkzeug) stufenlos einschieben. Das reduziert die Transportbreite zwar auf 3,06 m, ist aber für den deutschen Markt trotzdem noch zu breit. Laut Agro-Tom ist das bereits in der Produktion geändert. Die Randbleche (in vier Positionen) und die Randscheiben (in fünf Positionen) lassen sich in der Höhe anpassen. Nachdem wir die Einstellung so verändert haben, dass es bei tieferer Arbeit keine Furchen oder Haufenbildung mehr gab, kollidiert die rechte Scheibe beim Klappen mit dem Randblech und in Transportposition mit der Warntafel (bei abgesenktem Fahrwerk). Zudem sinkt die Arbeitsbreite von gut drei Metern auf etwa 2,8 m, da die Randscheibe den Boden nicht mehr auf voller Tiefe bearbeitet, um eine Furchenbildung zu vermeiden.


Die fein gezackten Scheiben sind allesamt wartungsfrei von hinten gelagert. Die geschweißten Halter machen einen soliden Eindruck. Sie verringern allerdings den Durchgang. Die Halter sind über vier Gummiwülste als Überlastsicherung auf das 70x70x5er Rahmenrohr geklemmt. Der Balkenabstand beträgt 740 mm.


Sämaschine mit dabei


In der gezogenen Variante überträgt die Scheibenegge lediglich eine Stützlast von etwa 700 kg auf den Schlepper. So konnten wir problemlos noch eine Drille im Huckepack mitnehmen. Dabei muss man allerdings beachten, dass man das angehängte Gewicht von 3,0 t nicht überschreitet, da man sonst eine Bremse benötigt. Wir haben eine knapp 400 kg schwere Amazone D8 angehängt. Zusammen mit dem Eigengewicht der Egge von 2350 kg bleiben noch Reserven für Saatgut.


Baut man die Maschine direkt am Kraftheber an, überschreiten die Hinterachslast oder das Gesamtgewicht vieler Schlepper schnell die zulässigen Grenzen. Die Scheibenegge wiegt ohne Deichsel 440 kg weniger. Dennoch drücken bei unserem John Deere 6115R nur mit der Scheibenegge schon 6,9 t auf die Hinterachse, trotz 1,05 t Frontgewicht. Mit Sämaschine und Saatgut würde das die zulässige Hinterachslast von 7,0 t weit überschreiten und zudem viel Frontballast erfordern. Deshalb haben wir auf diese Variante verzichtet.


Eindeutiger Vorteil der angehängten Version: Hier liegt die Hinterachslast lediglich bei etwa 4,55 t (ohne Frontgewicht). Auch ist es in der angehängten Version möglich, einen Tiefenhaken zwischen Schlepper und Scheibenegge zu montieren. Die Hinterachslast bleibt so selbst dabei im rechtlichen Rahmen.


In der angehängten Ausführung lässt sich zudem der Druck in den Schlepperreifen weit absenken. Auf dem Feld war ein Reifendruck von nur 0,6 bar möglich. In der angebauten Variante hätte man die Reifen auf mindestens 1,4 bar aufpumpen müssen. Für die Spuranreißerschaltung legt Agro-Tom einen Hydraulikanschluss auf den Hubbock. Auch eine Beleuchtungssteckdose ist hier installiert – so soll es sein. Zwei einfachwirkende Zylinder betätigen den Huckepack. Ist die Sämaschine sehr hoch ausgehoben, senken sich die ersten Zentimeter über die Kinematik recht langsam. Deshalb sollte man im Feld die Sämaschine nicht vollständig ausheben. Damit die Schare den Boden nicht mehr berühren, reicht aber der Aushub der Scheibenegge über die Walze.


Flache Bearbeitung


Für die Einstellung der Tiefe legt man hinten die Clips ein und stellt vorne die Unterlenker auf die passende Höhe ein. Sind die Unterlenker auf der falschen Höhe, zieht die Maschine zur Seite. Auch bei Hanglagen ist die Scheibenegge in der aufgesattelten Version recht anfällig für Abdrift.


Beim Stoppelsturz lieferte die Scheibenegge eine ordentliche Arbeit ab. Sie konnte recht flach ab ca. 4 cm arbeiten. Die Reifenpackerwalze drückte das Ausfallgetreide anständig an. Das sorgte für gute Auflaufquoten. Bei etwa 14 km/h fing die ATS-RS an, hin und wieder zu springen. Bei schnellerer oder langsamerer Fahrt hörte das meistens wieder auf. Jedoch ist diese Resonanz im Hauptgeschwindigkeitsbereich einer Scheibenegge sehr ärgerlich. Stellt man die Scheibenegge etwas tiefer, schaukelt die Maschine sich ebenfalls nicht mehr auf. Bei einer Tiefe von etwa 7 bis 9 cm arbeitet die Egge auch Zwischenfrüchte und Maisstoppeln ordentlich ein. Arbeitet man noch tiefer, auf etwa 12 cm, können die Scheiben auf leichtem Sandboden und feuchtem Lehmboden beginnen zu schieben. Dann muss man die Scheibenegge etwas über die Walze ausheben. Richtig gut hat uns das Levelboard an der Deichsel gefallen. Über zwei dw-Hydraulikzylinder lässt sich das Board einstellen. Mit den elf gekröpften, 150 mm breiten Paddeln kann man sehr gut Erdhaufen planieren und Furchen zuziehen. Doch aufgepasst: Wer nicht das nötige Feingefühl hat, verursacht schnell Haufen und Löcher im Feld. Uns hat das Levelboard besonders auf dem gepflügten Acker gefallen. Ist der Boden schüttfähig, ist das Ergebnis mit einer Kreiselegge ebenbürtig.


Kaum Unterschiede


Am Vorgewende reicht es mit dem aufgesattelten Gerät, lediglich das Steuergerät für die Walze zu betätigen. Die Scheibenegge hebt dann ausreichend weit aus, um zu wenden. Vorteil der angehängten Variante: Man kann schon, bevor man aushebt, mit dem Schlepper einlenken und so noch etwa 2 m die Egge fast gerade weiter ins Vorgewende ziehen. In der angebauten Variante wirkt sich jede Lenkbewegung direkt auf das Gerät aus.


Im Vorgewende haben wir unterschiedliche Strategien gefahren und dabei die Wendezeit sowie die Vorgewendebreite gemessen. Fährt man Spur an Spur, ohne am Kopfende rückwärts zu fahren, benötigen wir mit beiden Ausführungen etwa 19 Sekunden und 15 m. Möchte man das Vorgewende möglichst klein halten und fährt dazu ein Stück rückwärts, ist die angebaute Version mit 20 Sekunden schneller als die aufgesattelte Version mit 26 Sekunden. Beide Maschinen benötigten jedoch 9 m Vorgewendebreite. Kaum einen Unterschied gibt es bei Fahrten in Beeten. Beide Varianten benötigen 14, bzw. 15 Sekunden und eine Vorgewendebreite von 9 m.


Bearbeitet man zuerst das Feldinnere und anschließend das Vorgewende als Rahmen rund um die Fläche, ist die aufgesattelte Variante schneller. Legt man das Vorgewende hingegen nur an zwei Seiten an, ist beim Drehen die angebaute Variante schneller und benötigt weniger Platz zum Wenden.


Unterm Strich würden wir uns für die aufgesattelte Variante entscheiden. Uns konnten die geringere Belastung auf den Schlepper und somit niedrigeren Reifendruck, das fehlende Frontgewicht, die gute Wendigkeit und das Crossboard an der Deichsel überzeugen. Mit etwas Übung ist man genauso schnell oder auch schneller als mit der Egge im Dreipunkt. Kann man sich z.B. beim Stoppelsturz an den Fahrgassen orientieren oder hat man ein Spurführungssystem, lässt sich zudem das Ackern in Beeten und die Vorgewendeplanung mit der gezogenen Maschine leicht optimieren. Auf Flächen unter einem Hektar ist aber die angebaute Version im Vorteil.


florian.tastowe@topagrar.com


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