Die Schuberts glauben, dass die technischen Entwicklungen im Bio-Anbau erst am Anfang stehen.
Thomas Schubert bringt es direkt auf den Punkt: Bei der Flächengröße und dem knappen Angebot an Arbeitskräften geht es gar nicht ohne schlagkräftige Geräte: „Wir machen hier nichts mit der Handhacke.“
Thomas Schubert bewirtschaftet seit 1997 einen Bio-Betrieb in Halle (Saale), erst als Verwalter und seit 2003 als Eigentümer. Heute leitet er das Gut mit stolzen 700 ha Ackerfläche und 80 ha Wald zusammen mit zwei seiner Söhne. 160 ha des Ackers gehören mittlerweile der Familie, die ursprünglich aus der Wetterau stammt. Die übrigen 540 ha pachtet der Landwirt von 40 Privatleuten, dem Land, der Kirche und der BVVG. Die Böden sind tiefgründiger Löß, teils aber auch sandig (40 bis 90 BP, durchschnittliche 70 Punkte). Der Jahresniederschlag liegt im Schnitt bei nur 450 l, was bei der Unkrautbekämpfung Einiges erleichtert.
Für die Größe ist der Mitarbeiterstamm schmal: Neben dem Chef und den Söhnen arbeiten noch zwei feste AK sowie ein Azubi und Praktikanten. Familie Schubert legt Wert darauf, dass sich die festen Mitarbeiter voll einbringen können. Sie sind unter anderem auch am Erfolg beteiligt und einer von ihnen ist seit Anfang an dabei.
In der Fruchtfolge erreicht das Getreide einen Anteil von mindestens 50% – vor allem Winter- und Sommerweizen sowie Dinkel. Dazu kommen Körnermais und Soja. Sehr wichtig sind die Kartoffeln. Normalerweise machen sie 20 bis 30 % aus. Weil das Pflanzgut aufgrund der 2018er Trockenheit sehr teuer ist, fällt die Fläche 2019 kleiner aus. Die Trockenheit hat den Betrieb übrigens rund 50 % Kartoffelertrag gekostet.
Höheres Anbaurisiko
Generell schätzt Thomas Schubert das Anbaurisiko im Biobereich als höher ein. Wie anfangs mit Soja: „Im ersten Jahr war die Ernte super – und im zweiten Jahr haben wir weniger als die Aussaatmenge geerntet.“ Mittlerweile haben die Schuberts den Sojaanbau stabilisiert – dazu holen sie sich weltweit auf Reisen Anregungen. Man merkt Thomas Schubert an, dass er nicht ruhen kann, wenn etwas nicht klappt.
Das gilt auch für die Geräte, die er zusammen mit einem seiner Söhne, der Maschinenbauer ist, optimiert. So haben die Schuberts an einem System zur elektrischen Unkrautbekämpfung mitgearbeitet, das nun von einem Landtechnikkonzern in den Markt gebracht wird. Und gerade planen sie eine neue Siloanlage, denn das Lagern von Biogetreide ist ein weiterer Geschäftszweig.
Die Erträge können sich sehen lassen. Nach Aussage von Thomas Schubert ernten sie hier zwischen 4 und 8 t/ha Weizen, 4 bis 5 t/ha Roggen, rund 5 t Hafer oder 4 bis 7 t/ha Dinkel. Zudem baut der Betrieb Leguminosen bzw. Grundfutter für andere Biobetriebe an und erhält Mist zurück. Dazu kommen noch Besonderheiten wie z.B. Fenchel.
Bei der Unkrautbekämpfung setzten die Schuberts auf unterschiedliche Geräte, die sie entweder/oder bzw. ergänzend einsetzen. In der Reihenfolge sind das die Rotary Hoe mit rollenden Werkzeugen, Striegel mit unterschiedlich langen Zinken, Rollstriegel und Hackgeräte (mit Kamera und Verschieberahmen). Wichtig ist den Landwirten, mit der passenden Technik schnell reagieren zu können. Die Landwirte versuchen, möglichst alle Geräte mit 12 m Breite einzusetzen, um den Boden so wenig wie möglich an unterschiedlichen Stellen zu befahren.
Wissen abrufbar machen
Vor allem im Frühjahr sind die Schuberts mit ihren Mitarbeitern oft zusammen auf den Feldern: Wann ist der passende Zeitpunkt, welche Maßnahme soll es sein? Bodenzustand, Feuchte, Windrichtung, Bodentemperatur: Alles wirkt sich aus. „Wir haben sogar festgestellt, dass je nach Bestell-Tageszeit unterschiedliche Unkräuter auflaufen.“ Er ist dabei weit weg von Esoterik: „Wenn es nass ist, interessiert es nicht, ob die Sternenkonstellation oder die Mondphase gerade günstig sind.“ Künftig möchte Schubert die Feld-Beobachtungen von seinen Mitarbeitern und sich elektronisch sammeln und so nutzbar machen.
Der Landwirt ist sicher, dass in Zukunft Roboter einen Teil der Unkräuter jäten werden. Große Erwartungen setzt er dabei in die intelligente Kameratechnik: „Bei unserem neuen Getreidesortierer erkennen Farbkameras bereits Fremdkörper und schießen sie per Druckluft aus dem Förderstrom. Die Entwicklungen beginnen erst gerade“, ist sich Thomas Schubert sicher.