Landwirte haben heute häufig hochmoderne Technik im Einsatz, die komplexen Steuerungen sorgen für eine hohe Präzision. Da die Maschinen aber dementsprechend teuer sind, benötigen sie eine hohe Auslastung. Nur so können sie wirtschaftlich arbeiten.
Fällt eine Maschine aus, ist die Werkstatt gefragt. In möglichst kurzer Zeit soll die Technik wieder laufen. Da aber immer mehr Bauteile an einer Maschine zu finden sind, ist auch die Reparatur schwieriger. Wie man diesen Anforderungen gerecht werden kann, haben wir in der Werkstatt von Mager und Wedemeyer in Oyten gesehen.
Kleine Teile, große Wirkung
Beim Betreten der großen, gut ausgestatteten Werkstatt fällt uns als erstes ein Case 1455 ins Auge. Ein Kultschleper schlechthin. Direkt daneben steht ein fast nagelneuer, mindestens 35 Jahre jüngerer Case Maxxum 150CVX.
Der eine Schlepper hat fast ausschließlich mechanische und hydraulische Bauteile, während der andere auch mit Elektronik vollgepackt ist. Ein Mechaniker läuft mit seinem Laptop in der Hand durch die Werkstatt. Eigentlich ein Symbolbild für die Entwicklung der Landtechnik in den letzten Jahrzehnten.
Auf unsere Frage, ob man die Entwicklung mit den Worten „vom Schraubenschlüssel zum Laptop“ beschrieben könne, sagt Servicemechaniker Jochen Fahrenholz: „Das stimmt nur teilweise. Der Laptop ist heute nicht mehr wegzudenken. Ohne ihn geht bei neuen Maschinen fast nichts. Doch die Mechanik ist nach wie vor da. Und diese müssen wir ebenso beherrschen.“
Insgesamt ist die Reparatur bei Landmaschinen seiner Meinung nach wesentlich schwieriger und aufwendiger geworden. „Die Maschinen haben oft mehr Komponenten, die auch noch stärker vernetzt sind. Die fehlerverursachenden Teile sind kleiner als früher, deren Auswirkung aber größer,“ sagt Fahrenholz. „Wir fahren häufig raus, nur um einen Sensor zu tauschen. Den defekten Sensor können wir vor Ort mit dem Laptop oft schnell ausfindig machen. Um aber an den entsprechenden Sensor ran zu kommen, müssen wir nicht selten erst etliche Komponenten an den Maschinen demontieren.“
Eigene Ideen entwickeln
Als wir Jochen Fahrenholz fragen, wie sie als Werkstatt versuchen, die Reparaturen möglichst effizient zu gestalten, zeigt er uns mit etwas stolz eine Kunststoffkiste. Als er den Deckel öffnet, sehen wir auf den ersten Blick nur eine große Auswahl an Sensoren.
„Das ist ein Weg, sich den neuen Herausforderungen anzupassen. Diese Kiste hat unser Team entwickelt. Wir nennen ihn Notfallkoffer. Darin finden sich sämtliche Sensoren für Abgassysteme neuerer Schlepper. Wenn wir jetzt zu einem Kunden fahren, der z. B. ein Problem an der Abgasanlage seines Schleppers hat, haben wir alle nötigen Sensoren dabei. So können wir die Maschine schnell wieder zum Laufen bringen.“ Dadurch wollen Sie unnötige Wege und Zeit sparen. Auch für andere Teilsysteme haben die Techniker solche Notfallkoffer entwickelt.
Neben Routinearbeiten müssen Servicetechniker auch immer wieder erfinderisch sein. Manchmal braucht es ein Provisorium, wenn Landwirte auf dem Feld zügig fertig werden müssen. „Wir hatten im letzten Jahr den Fall, dass ausgerechnet an Ostern die Zapfwellensteuerung an einem Schlepper versagte. Die Reparatur hätte zu lange gedauert, um vor dem Regen mit dem Kartoffelanbau fertig zu werden. Kurzerhand haben wir uns dazu entschlossen, die Schaltung zu überbrücken. Mithilfe eines Kabels und eines Kippschalters steuerten wir den Magnetschalter der Zapfwellenkupplung direkt an. Dann funktioniert zwar keine Komfortschaltung, aber die Funktion ist gegeben. Der Landwirt konnte seine Kartoffeln noch vor dem Regen in den Boden bringen. Nach den Feiertagen haben wir die Maschine dann in der Werkstatt richtig repariert,“ so Fahrenholz.
Gruppenarbeit
Bei der Arbeit hat es laut Fahrenholz eine große Verschiebung gegeben. Gerade die Elektronik beschäftigt die Mechaniker viel stärker als früher. Deshalb nennt sich der Ausbildungsberuf heute auch nicht mehr Landmaschinenmechaniker, sondern Land und Baumaschinenmechatroniker.
Außerdem gehört das Erklären und Vorführen der Technik zu den Aufgaben eines Mechanikers. „Wenn wir zum Kunden rausfahren und ihm eine Maschine gut erklären können, dann ist der Kunde auch ordentlich betreut“, so Fahrenholz. Wo ein Mechaniker früher dem Kunden beim Ersteinsatz gezeigt hat, wie man die Vereinzelung der Saatkörner bei einer Maisdrille einstellt und wie man den Dünger abdreht, so sind diese Dinge heute nur noch Basics. „Allein die Maschine zu kennen, reicht häufig nicht. Wir müssen zum Teil auch ackerbauliche Grundkenntnisse mitbringen.“
Gerade bei Ersteinsätzen einer Maschine ist Jochen Fahrenholz deshalb oft persönlich dabei. Er selbst kommt von einem landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb und hat eine zweite Ausbildung zum Landwirt absolviert. „Durch meine Ausbildung verstehe ich auch Dinge, die weniger mit der Technik zu tun haben, sondern mehr mit dem Verfahren.“ Das ist ihm wichtig, um auch den Kunden einweisen und betreuen zu können.
Der wichtigste Schlüssel zum Erfolg ist für ihn aber ein funktionierendes Team. „Jeder hat in verschiedenen Bereichen seine Stärken. Unsere Mitarbeiter können sich nach ihren Wünschen spezialisieren,“ erklärt uns Fahrenholz. „Wir arbeiten immer im Team an einer Maschine, auch wenn es über das Telefon ist. So sind mehrere Spezialisten an der Maschine dran und wir können dem Kunden auch bei komplizierten Problemen schnell helfen.“
Neu aufgestellt
Die Firma Mager und Wedemeyer hat seine Werkstätten zuletzt neu organisiert. Früher gab es in einer Werkstatt nur ein oder zwei Laptops. Heute hat jeder Techniker seinen eigenen. „Das ist uns wichtig, um schnell arbeiten zu können. Jeder hat sein eigenes Gerät und weiß wo es liegt,“ erklärt uns Serviceleiter Bastian Meyer.
Außerdem steht jedem Mitarbeiter ein Smartphone zur Verfügung. „Wir arbeiten sehr aktiv mit WhatsApp. Wenn draußen einmal ein Bauteil defekt ist, senden die Monteure den Kollegen im Ersatzteillager ein Bild. So weiß gleich jeder, was gemeint ist und wir können Fehlbestellungen vermeiden,“ so Meyer.
Um den steigenden Anforderungen gerecht zu werden, schickt das Unternehmen seine Mitarbeiter regelmäßig zu Schulungen und führt intern Weiterbildungen durch. „Unsere Schulungen bauen aufeinander auf. Wir beginnen mit den einfachen Baugruppen. Von der Hardware gehen wir zur Software und schließlich zum System, welches hinter der Maschine steckt“, so Meyer.
Am Ende unseres Besuches laufen wir noch einmal durch die Werkstatt. Aus einer Ecke hören wir TechnoMusik. „Das hätte es früher nicht gegeben, auch das hat sich geändert“ sagt Fahrenholz. „Solange es im Rahmen bleibt und die Musik nicht durch die ganze Halle schallt, ist es in Ordnung. Die Kollegen sollen Spaß an der Arbeit haben, für manche gehört das halt dazu.“