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Den Raps nicht mästen!

Lesezeit: 11 Minuten

Wer zu viel Stickstoff düngt, produziert Kraut statt Schoten. Wie hoch die 1. und 2. N-Gabe ausfallen sollten und ob sich noch eine Spätgabe zum Knospenstadium lohnt, darüber informiert Dr. Hansgeorg Schönberger, N.U. Agrar GmbH.


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Die meisten Rapsbestände haben sich im Herbst gut entwickelt. Anders als in den Vorjahren war im Spätherbst nur selten Stickstoffmangel zu erkennen. Grund dafür war vor allem die um ca. eine Woche spätere Saat als Reaktion auf das Wegfallen der Insektizidbeizen. Dadurch nahm der Raps rund 20 bis 30 kg N/ha weniger auf als sonst nach früherer Aussaat.


Zusätzlich führten Trockenheit und Hitze vor allem im Süden und Osten zu einer ausgeprägten, stabilen Sommergare. Diese wirkte wie eine intensive Frostgare und sorgte für einen kontinuierlichen Stickstoff-Nachschub aus dem Boden. Weil zudem viele Bestände im Herbst eine N-Gabe zur Strohrotte erhalten haben, startet die Mehrzahl ohne weiteren N-Bedarf für die Umsetzung von Ernterückständen in das Frühjahr.


Frosttoleranz ungewiss:

Für die eher frühen Rapsbestände waren die kurzen Kälteeinbrüche nach dem 5. Oktober und Ende November vorteilhaft. Zusammen mit der Stauchung durch Azole und Wachstumsregler verhinderten sie, dass sich die Bestände überwuchsen.


Weil danach allerdings milde Witterung mit Temperaturen bis 15 °C zu Weihnachten folgte, konnte sich der Raps nicht abhärten. Ob die Frostnächte um den Jahreswechsel ausreichten, um die Frosttoleranz zu verstärken, ist ungewiss. Sollte es Ende Januar bzw. Anfang Februar stärker frieren, kann das immer noch zu erheblichen Blattverlusten oder sogar zu Auswinterungsschäden führen. Dann müssen wir mit der N-Düngung darauf reagieren.


So ermitteln Sie die N-Startgabe für Ihren Raps


Zu Vegetationsbeginn benötigen die Rapspflanzen Stickstoff (+ Schwefel), um


  • regenerieren zu können,
  • die Blattneubildung anzuschieben und
  • Seitentriebe mit Knospen zu bilden.


Um die Höhe der 1. N-Gabe zu kalkulieren, benötigt man zunächst das Aufdüngungsziel bis zur Streckung (EC 31). Es ergibt sich aus dem N-Bedarf der Pflanzen und dem nicht nutzbaren Stickstoff im Boden (N-Sockelbetrag).


N-Bedarf bis EC 31 bestimmen:

Bestände, die vor Winter noch keine 12 Blätter bilden konnten, müssen bis zur vollen Streckung des Sprosses mindestens 140 kg N/ha aufnehmen können. Nur dann sind sie in der Lage, genug Blattfläche für die volle Assimilationsleistung und kräftige Seitenäste mit Knospen zu entwickeln. Diese Menge reicht für Standorte mit ausreichender Wasserversorgung im Frühjahr, auf denen die Anschlussdüngung zu Beginn der Sprossstreckung schnell wirken kann. Nehmen die Pflanzen in dieser Zeit zu viel Stickstoff auf, schieben sie die Seitentriebe verzögert und die Knospen an den unteren Seitenästen blühen später und länger. Die ungleichmäßige Blüte wirkt sich nachteilig auf das TKG und den Ölgehalt aus.


Auf bindigen Böden in Trockengebieten benötigt der Raps dagegen so viel Stickstoff zum Starten, dass er mindestens 160 kg N/ha bis zur Sprossstreckung aufnehmen kann. Auch auf diesen Standorten sollte man ihn nicht zum Luxuskonsum verleiten. Denn: Fällt wider Erwarten doch mehr Regen, bildet der Raps als Kohlpflanze mehr Kraut als Körner.


Zu diesem N-Bedarf des Rapses (140 bzw. 160 kg N/ha) müssen wir den N-Sockelbetrag hinzurechnen. Dieser Zuschlag ist nötig, weil die Pflanzen den N-Pool im Boden nicht vollständig nutzen können. Je leichter sich der Boden durchwurzeln lässt, je geringer seine Bindigkeit und je intensiver das Wurzelwachstum ist, umso besser kann der Raps den Stickstoff-Pool ausnutzen. Abhängig von der Bodenart sind folgende Zuschläge zu empfehlen:


  • 40 kg N/ha für sandige Böden mit bis zu 6 % Tonanteil,
  • 50 kg N/ha für sandig-lehmige Böden mit 15 % Ton,
  • 60 kg N/ha für Lehmböden mit bis zu 25 % Ton und
  • 80 kg N/ha für Tonböden mit mehr als 35 % Tonanteil.


Von diesem Aufdüngungsziel (bis zur Streckung) müssen wir den im Herbst vom Raps bereits aufgenommenen Stickstoff und den gemessenen Nmin-Vorrat abziehen. Auf Standorten mit frühem Vegetationsbeginn wie im Rheinland ist zusätzlich die bis Ende März zu erwartende N-Freisetzung Nmob aus dem Boden zu berücksichtigen (siehe Übersicht 1).


Wie viel N steckt im Raps?

Die im Herbst bereits aufgenommene N-Menge lässt sich am einfachsten anhand der Entwicklung des Rapsbestandes beurteilen. Zählen Sie dazu nach dem Winter die Blätter je Pflanze. Falls einige bereits abgefallen oder abgefroren sind, sollte man den Wurzelhalsdurchmesser messen. Bestimmen Sie zudem die Pflanzenzahl pro m2. Sind die Bestände ungleichmäßig aufgelaufen, kann man den Anteil schwacher und größerer Pflanzen abschätzen und den Wert dann mitteln. Wichtig ist auch der optische Zustand des Rapses. Leidet er unter N-Mangel, hellen zunächst die unteren Blätter auf. Im weiteren Verlauf verfärben sich die Blätter rot bis violett.


Abhängig von der Entwicklung hat ein Rapsbestand mit 40 Pflanzen/m² im Herbst folgende N-Mengen in den Wurzeln und in der Blattmasse gespeichert:


  • bis zum 6-Blattstadium (6 mm Wurzelhals): 40 kg N/ha,
  • bis zum 8-Blattstadium (8 mm Wurzelhals): 65 kg N/ha,
  • bis zum 10-Blattstadium (10 mm Wurzelhals): 100 kg N/ha und
  • bis zum 12-Blattstadium (über 12 mm Wurzelhals): 140 kg N/ha.


Bei 10 Pflanzen/m2 weniger, reduziert sich die N-Aufnahme um 20 %. In dichteren Beständen hat der Raps entsprechend mehr aufgenommen, vorausgesetzt er zeigt keine N-Mangelsymptome. Falls Sie auf Ihrem Standort in Ausnahmefällen einen deutlichen Mangel feststellen, müssen Sie 25 % von der Aufnahme abziehen.


Hier ein Beispiel für einen Rapsbestand mit 35 Pflanzen/m2, der sich ausgangs Winter im 10-Blattstadium befindet und keine Symptome von N-Mangel zeigt: In diesem Fall liegt die vom Raps im Herbst bereits aufgenommene N-Menge bei rund 90 kg N/ha (100 minus 10 % = 90).


Ob Frost in diesem Jahr zu stärkeren Blattverlusten führen wird, ist noch nicht abzuschätzen. Haben die Pflanzen dadurch Blattmasse verloren, sollte man zum Starten nur den Stickstoff in der Wurzel und in den nicht abgefrorenen Blättern anrechnen. Überschlägig können Sie bei Beständen, in denen nach starken Kahlfrösten nur noch der Vegetationskegel intakt ist, rund 15 kg N/ha (für Raps im 6-Blattstadium) bis 40 kg N/ha (für Raps mit mehr als 12 Blättern) kalkulieren. Falls nur die unteren Blätter abgefroren sind, liegen die vom Raps bereits aufgenommenen Mengen bei 25 bis 90 kg N/ha.


Der in den abgefrorenen Blättern enthaltene Stickstoff wird zum Großteil wieder mineralisiert und steht dem Raps später zur Zeit der Blüte wieder zur Verfügung.


Nmin messen:

Neben der N-Aufnahme des Rapses im Herbst müssen wir vom Aufdüngungsziel noch den mineralischen N-Vorrat im Boden (Nmin) abziehen. Führen Sie dazu am besten eine Bodenuntersuchung kurz vor Vegetationsbeginn durch. Verlassen Sie sich nicht auf Richtwerte.


Auf Standorten mit frühem Vegetationsbeginn (Rheinland) ist zusätzlich die N-Freisetzung aus dem Boden (Nmob) zu berücksichtigen. Die Höhe richtet sich danach, ob z. B. langfristig organisch gedüngt wurde oder leicht zersetzbare Ernterückstände im Boden sind.


Weil eine stärkere Mineralisation erst mit steigenden Temperaturen einsetzt, ist der Nmob-Wert zur Zeit der 1. N-Gabe nur bei sehr frühem Vegetationsbeginn mit 10 bis 20 kg N/ha zu veranschlagen. Beginnt die Vegetation dagegen erst im Laufe des März, können Sie Nmob vernachlässigen.


Wer die N-Startgabe noch vor Mitte Februar ausbringen kann, sollte Dünger ohne Nitratanteil wählen, wie z. B. Harnstoff, Piamon S oder SSA. Fällt die Startgabe später, sind nitrathaltige Dünger wie ASS im Vorteil.


Zweite N-Gabe steuert den Ertrag


Vom Streckungsbeginn des Rapses (EC 31) bis zur Blüte entscheidet sich,


  • wie viele befruchtungsfähige Knospen die Pflanzen bilden können und
  • welches Ertragspotenzial der Raps-bestand erreichen kann.


Wie wichtig es ist, dass zur Streckung genug Stickstoff zur Verfügung steht, zeigt Folgendes: Allein in der Streckungsphase müssen die Bestände innerhalb von 25 bis 35 Tagen zwischen 100 und 150 kg N/ha für ein Ertragsziel von 40 bis 60 dt/ha aufnehmen können. Pro Tag sind das 3 bis 5 kg/ha N!


So hoch ist der N-Gesamtbedarf:

Um die Höhe der 2. Gabe zu bestimmen, benötigt man den N-Gesamtbedarf des Rapses. Dieser hängt von der Bodenart, dem Ertragsziel und der Bestandesdichte ab. Die Mengen sind in Übersicht 2 aufgelistet und ergeben sich aus


  • dem N-Bedarf für Schoten und Körner (ca. 4 kg N/ha je 100 kg/ha Samen),
  • der N-Aufnahme in Stroh und Wurzeln (hängt von Bestandesdichte und Blattmasse ab) und
  • dem für die Pflanzen nicht nutzbaren Reststickstoff-Gehalt (N-Sockelbetrag).


Von diesem Gesamtbedarf müssen wir den im Herbst bereits aufgenommenen Stickstoff abziehen. Bei einem Bestand mit 10 Blättern und 35 Pflanzen je m2 sind das z. B. rund 90 kg N/ha. Weiterhin sind der gemessene Nmin-Vorrat, die voraussichtliche N-Freisetzung (Nmob) aus dem Boden und die bereits gefallene N-Startgabe abzuziehen.


Viel N aus dem Boden:

Schwierig ist es oft, die N-Nachlieferung aus dem Boden zu kalkulieren. Wegen der intensiven Sommergare ist in diesem Frühjahr mit einer höheren N-Nachlieferung zu rechnen. Dafür spricht auch die oft schon abgeschlossene Strohrotte.


Kalkulieren können Sie Nmob unter Raps auf Ihrem Standort wie folgt: Als Faustzahl setzt ein Boden mit 2 % Humus in der Vegetationszeit bis zu 1 kg N je ha pro Bodenpunkt frei. Zusätzlich kommen aus den Ernterückständen der Vorfrucht, z. B. nach Getreide, 10 bis 20 kg N/ha. Auf Standorten mit regelmäßiger organischer Düngung können Sie mit weiteren 8 kg N/ha pro 10 m³ Gülle als Nachwirkung rechnen, wenn der Gülleeinsatz in jedem Jahr erfolgt.


Wer Gülle im Herbst vor Raps eingearbeitet hat, kann pro m³ Gülle von 1 kg N/ha und pro Tonne Stallmist von 1,2 kg N/ha ausgehen, die aus dem organisch gebundenen Stickstoff mineralisiert werden. Falls man die Gülle nicht einarbeitet, sondern als Kopfdüngung ausbringt, ist nur der NH4-Anteil in der Gülle (3 kg N/m³) zu berücksichtigen. Ein Beispiel für einen Güllestandort entnehmen Sie Übersicht 3.


Wichtig: Von diesen in der Vegetationszeit insgesamt mineralisierbaren N-Mengen werden bei frühem Vegetationsbeginn (mildes, feuchtes Frühjahr) bis zum Ende der Rapsblüte (EC 69) nur rund 60 % freigesetzt. Bei spätem Vegetationsbeginn (trocken-kaltes Frühjahr) sind es 40 %. Liegt demnach die Summe von Nmob in Ihrem Rapsbestand bei 100 kg (gesamte Vegetationszeit) können Sie bei frühem Wachstumsbeginn 60 kg/ha N als Nmob ansetzen.


Termin für 2. N-Gabe:

Wichtig ist es, den optimalen Termin für die Ertragsdüngung zur Streckung zu treffen. Erfolgt die Gabe zu früh, fließt noch ein Teil des Stickstoffs in die Blattmasse. Kommt sie zu spät, reduzieren die Pflanzen die unteren Verzweigungen mit Blütenknospen.


In Beständen, die schwach entwickelt mit 8 und weniger Blättern je Pflanze aus dem Winter gekommen sind, sollte die Anschlussdüngung spätestens fallen, wenn der Spross etwa 5 cm lang ist und die intensive Streckung bevorsteht. Auf Trockenstandorten und auf schweren Böden kann man die Startgabe und die Ertragsdüngung mit stabilisierten Düngern zusammenfassen.


In üppigen Rapsbeständen mit 10 bis 12 Blättern ausgangs Winter, die zum Starten nur wenig Stickstoff erhalten haben, kann die Anschlussdüngung bei 10 bis 15 cm langen Rapsstängeln fallen. Die unteren Seitensprosse strecken sich dann aus der Blattachsel heraus. Die Masse des Stickstoffes muss fließen, bis die ersten Knospen frei erkennbar sind.


Spätdüngung einplanen?

Bei hoher Ertragserwartung und damit auch hoher N-Düngung, bietet es sich an, die 2. N-Gabe zu teilen. Gleiches gilt für Standorte mit hoher potenzieller N-Mineralisation. In diesen Fällen empfiehlt es sich, ca. 60 bis 75 % der N-Düngung in die frühe Streckung zu geben. Weitere 15 bis 40 kg N/ha können Sie dann direkt auf die Knospe als AHL spritzen. Bei ausreichender Bodenfeuchte kann man alternativ bis zum Knospenstadium 40 bis 50 kg N/ha über den Boden düngen. Um Verätzungen durch die Düngerkörner zu vermeiden, muss diese Maßnahme erfolgen, bevor die Knospen freiliegen.


Wenn Sie 80 bis 100 l/ha AHL pur mit feiner Düse ausbringen, empfiehlt es sich, den Einsatz in die Nachmittags- oder frühen Abendstunden zu legen und nur trockene Rapsbestände zu behandeln. Andernfalls steigt die Verätzungsgefahr. Diese Spritzung kann man auch noch durchführen, wenn bereits die ersten Blüten aufgegangen sind.


Auch an Schwefel denken:

Damit der Stickstoff voll wirkt, muss zusätzlich Schwefel zur Zeit der Streckung zur Verfügung stehen. Die Höhe der S-Düngung im Frühjahr sollte rund ein Drittel bis ein Viertel des Bedarfes an mineralischem Stickstoff betragen. Das sind z. B.


  • 25 bis 30 kg/ha Schwefel, wenn man 120 kg N/ha düngen muss und
  • 40 bis 60 kg N/ha, wenn Sie 180 kg/ha düngen wollen.


Falls im Boden nach Winter schon mehr als 80 kg/ha Smin vorliegen, ist keine zusätzliche S-Düngung nötig.


Am einfachsten können Sie Schwefel zusammen mit der N-Düngung ausbringen, z. B. als SSA, Piamon S oder ASS. Kieserit empfiehlt sich bei zusätzlich hohem Mg-Bedarf. Sind Kalium und Magnesium nötig, kommt auch Patentkali in Betracht. Als Notmaßnahme können Sie Schwefel über das Blatt als SSA (Schwefelsaures Ammoniak), Bittersalz oder ATS (Ammonium-Thio-Sulfat) düngen.

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