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So wirksam sind die Mittel derzeit noch

Lesezeit: 5 Minuten

Grundsätzlich hat sich an der Wirksamkeit der Produkte zum Vorjahr nur wenig geändert. Das heißt aber nicht, dass alle Krankheiten problemlos zu kontrollieren sind. Vor allem bei diesen vier resistenzgefährdeten Krankheiten sind die Besonderheiten der unterschiedlichen Fungizidgruppen zu beachten:


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1. Mehltau:

Hier zeigen die Spezialprodukte Talius und Vegas noch eine gute Wirkung. Beim Talius findet man in den Regionen, in denen oft und stärker Mehltau auftritt, einzelne Isolate, die sich nicht sicher kontrollieren lassen. Diese breiten sich aber nicht weiter aus. Von einer vollen Wirksamkeit kann man z. B. in Nordrhein-Westfalen ausgehen. Wichtig ist allerdings, dass man die ausreichende Aufwandmenge ab 0,15 l/ha Talius einsetzt und bei vorhandenem Befall den Mehltau mit einem eradikativen Mittel wie Kantik, Gladio, Ceralo, Pronto Plus, Corbel oder Agent beseitigt.


Vegas zeigt weniger Unregelmäßigkeiten, aber auch hiermit sollte man sorgsam umgehen. Das Metrafenon aus Capalo hat erheblich abgebaut. Allerdings ist in den letzten Jahren kein weiterer Wirkungsverlust eingetreten, sodass das Mittel bei geringem bis mittlerem Befall noch ausreichend gegen Mehltau in Weizen wirkt. In Gerste und Roggen kann man von voller Wirkung, in Triticale von noch guter Wirksamkeit ausgehen.


Sporulierender Mehltau ist heute schwerer zu kontrollieren als vor 20 Jahren. Allerdings hat sich die Wirkung von Fenpropidin, Fenpropimorph und Spiroxamide bei einem Resistenzfaktor um 10 über die Jahre stabilisiert. Die Wirksamkeit wird heute sehr stark durch die Witterung bei der Anwendung bestimmt. Optimal sind ausreichend Feuchte (Luftfeuchte über 60 %) und nicht zu hohe Temperaturen (nicht über 20 °C).


Gegen Gersten-Mehltau wirken Strobis immer noch gut. Seit etlichen Jahren haben sich G143A-Mutanten mit Anteilen um 20 bis 25 % in der Gesamtpopulation stabilisiert. Ähnlich ist die Situation in Triticale und Roggen. Strobilurine wie Acanto, Diamant oder Juwel Top wirken noch gut gegen Mehltau. Nur beim Weizen-Mehltau sorgen seit über zehn Jahren sehr hohe Anteile mit G143A-Mutationen (bis 100 % in der Population) dafür, dass die Strobis unwirksam sind.


2. Septoria tritici:

Gegen diese Krankheit sind in den letzten 10 Jahren erhebliche Wirkungsschwächen bei verschiedenen Produkten zu beklagen. Nur Chlorthalonil (Bravo) ist über die Jahre sehr sicher und nicht resistenzgefährdet. Mittlerweile ist es das sicherste Produkt, wenn man die Behandlung vor Neuinfektionen platziert und Anschlussbehandlungen zeitnah durchführt.


Kurativ wirkt Chlorthalonil nicht. Die Zulassung erlaubt zudem nur, es zweimal anzuwenden. Septoria lässt sich also nicht ausschließlich mit Kontaktwirkstoffen bekämpfen. Gleiches gilt für Dithane NeoTec, allerdings auf einem leicht niedrigeren Wirk­niveau.


Die besten Azole Prothioconazol und erst recht Epoxicon­azol haben enorm abgebaut – in der heilenden und in der vorbeugenden Wirkung. Dies ist in erster Linie auf die veränderte Septoria-Population (Cyp51-Mutationen) zurückzuführen. Nur Prochloraz zeigt sich über die Jahre stabil. Allerdings hat es nie die Wirksamkeit der besten Azole erreicht, sodass auch hiermit nur mittlere Wirkungen zu erreichen sind. Vorteilhaft ist vor allem seine gute Kurativwirkung von zwei bis vier Tagen (je nach Aufwandmenge).


Alle anderen Azole wirken im Solo-Einsatz noch weniger. Optimal gewählte Kombinationen aus mehreren Azol-Wirkstoffen bringen aber einen synergistischen Effekt, da jedes Azol einen Wirkschwerpunkt gegen spezielle Septoria-Mutanten aufweist. Dadurch vermeidet man eine einseitige Selektion spezieller Septoria-Typen.


Kombinationen aus Prochloraz mit allen anderen Azolen bringen die besten additiven Wirkungsergänzungen. Kombinationen mit gleichem „Selektionsmuster“, wie z. B. Prothioconazol + Epoxiconazol, wirken nicht synergistisch. Bei Starkbefall ist Septoria tritici heute aber nicht mehr ausschließlich mit Azolen zu kontrollieren.


Carboxamide wirken deutlich besser als Azole. Innerhalb der Wirkstoffgruppe gibt es aber vor allem in der Kurativwirkung erhebliche Unterschiede. Trotz der hohen Resistenzgefahr und ihrem langjährigen Einsatz (Champion seit 2006) haben sich in Europa bislang mutierte Erregerisolate nicht ausgebreitet. Die wenigen in Nordfrankreich, Irland, England und auch Deutschland gefundenen Mutanten konnten sich noch nicht durchsetzen.


Längerfristig ist aber mit einer Selektion schwerwiegender Mutations-Typen zu rechnen, sodass dann auch von einer nachlassenden Wirkung der Carboxamide gegen Septoria tritici auszugehen ist. Um diesen Prozess möglichst weit nach hinten zu verlagern, sollte man die Resistenzstrategie – Carboxamide nur einmal in der Gesamtspritzfolge einzusetzen – unbedingt befolgen. Momentan sind die Carboxamide mit den Kontaktwirkstoffen die wirksamsten Fungizide gegen Septoria-Blattdürre.


3. Netzflecken:

Hier schwächeln Carboxamide und Strobilurine. Beide Wirkstoffgruppen sind aber immer noch wichtige Bausteine für die Kontrolle von Netzflecken.


Bei den Carboxamiden wurden die ersten sogenannten „Boscalid-Mutanten“ 2012 in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt. Danach fand man in 2013 weitere Isolate mit Veränderungen am Wirkort, sogenannte Carboxamid-­Mutanten. In 2014 hat dann eine deutliche Zunahme derart veränderter Netzflecken-Erreger stattgefunden, vor allem deshalb, weil diese mit Carboxamiden nicht mehr sicher zu kontrollieren sind.


Mittlerweile sind in der Gesamtpopulation Anteile bis über 50 % Carboxamid-Mutanten vorhanden. Die Ausbreitung erstreckt sich über Nordwesteuropa. In Deutschland sind die höchsten Anteile im Norden und Westen vorhanden, in Süddeutschland aber auch mit zunehmender Bedeutung. Bei geringem Befallsdruck ist in der Praxis in 2015 die Wirkminderung nicht unbedingt aufgefallen.


Die Wirksamkeit der Strobilurine wird in 2016 in etwa gleich bleiben wie in 2015. Die milde Resistenz, verursacht durch die F129L-Muation, ist mit ca. 25 % Anteilen in der Gesamtpopulation weit verbreitet, aber über die Jahre stabil. Die besten Strobis (Pyraclostrobin und Picoxy­strobin) wirken noch gut, erst recht, wenn Kombinationen aus mehreren Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen.


4. Ramularia:

Für diesen Pilz sind momentan noch keine genauen Ergebnisse zur Resistenzuntersuchung aus dem Labor für Carboxamide bekannt. Aus Praxisbeobachtungen kann man aber eine deutlich nachlassende Wirkung erkennen. Sehr gute Wirkungsgrade sind mit Chlorthalonil zu erreichen. Auch Prothioconazol wirkt nach wie vor gut gegen Ramularia. Bei Starkbefall sind aber hohe Aufwandmengen von über 160 g/ha Prothioconazol erforderlich.


In Wintergerste sollten Sie eine Kombination mit angepassten Aufwandmengen aus einem Carboxamid + Azol + Strobilurin + Chlorthalonil einsetzen. Nur so lassen sich Netzflecken und Ramularia auf Dauer kontrollieren und die Wirksamkeit dieser Wirkstoffgruppen erhalten.


Die anderen Krankheiten, wie zum Beispiel Roste, Fusarium und Rhynchosporium, sind deutlich weniger resistenzgefährdet.

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