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Interview

BASF: Auf die richtige Balance kommt es an

Wir sprachen mit Jörg Polzin von BASF über die politisch angestrebte Reduzierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Er sieht sein Unternehmen gut gerüstet.

Lesezeit: 5 Minuten

Interview mit Jörg Polzin, Marketingleiter Deutschland BASF SE

Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel soll EU-weit über die „Farm to Fork“-Strategie als auch deutschlandweit über geplante Maßnahmen von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner reduziert werden. Gibt es innovative Ansätze, mit denen sich der Pflanzenschutzmitteleinsatz vermindern lässt?

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Polzin: Die „Farm to fork“ -Strategie erfordert einen noch verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Einsatz von Dünge- und Pflanzenschutzmitteln. Mit Revysol wurde ein innovativer Fungizidwirkstoff entwickelt, der die strengen Umweltanforderungen erfüllt und gleichzeitig hoch wirksam ist – das kann Anwendungen und Überfahrten reduzieren. Gleiches gilt im Prinzip für das neu entwickelte Herbizid Luximo, das in Kürze insbesondere gegen Ackerfuchsschwanz zur Verfügung stehen wird.

Damit Landwirte den Pflanzenschutz in Zukunft noch zielgerichteter durchführen können, bieten wir im digitalen Bereich unter der Marke Xarvio neue Lösungen an. So bietet z.B. der Fieldmanager feldzonenspezifische Applikationskarten, um den Pflanzenschutzmittelaufwand auch innerhalb des Feldes anpassen zu können. Seit kurzem ist es möglich, die Abstandsauflagen von Produkten automatisch in die Applikationskarten zu integrieren.

Auch mit Hybridweizen, der Mitte des Jahrzehnts in den Markt eingeführt werden soll, lassen sich über breitere Resistenzeigenschaften Mittelaufwendungen einsparen. Zudem werden die Sorten stickstoff- und wassereffizienter als derzeitige Weizensorten sein. Um den Pflanzenschutzmittelaufwand effizient senken zu können, gilt es, die Lösungen miteinander zu kombinieren.

Wo liegen die Grenzen der Reduktion bzw. in welchen Anwendungsbereichen gibt es zurzeit noch keine Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz?

Polzin: Während man gegen Unkräuter und einige Gräserarten vielfach mit kamera- oder GPS-geführten Striegeln oder Hacken vorgehen kann, beginnen die Grenzen der mechanischen Unkrautkontrolle oft bereits beim Ackerfuchsschwanz. Wegen seines enormen Vermehrungspotenzials gilt bei diesem Ungras eine Nulltoleranz, die man mit rein mechanischen Maßnahmen aber kaum bzw. nicht erreichen kann.

Um den Mittelaufwand im Bereich Herbizide zu senken, entwickelt und testet BASF zurzeit zusammen mit Bosch und Amazone den sogenannten smart sprayer, der in den nächsten Jahren auf den Markt kommen wird. Das System erkennt einzelne Unkräuter im Feld und sprüht das Herbizid nur dorthin, wo es benötigt wird.

Die Grenzen der Reduktion liegen sicherlich vor allem bei Fungizid- als auch bei Insektizid-maßnahmen. Vor einem Reduzieren von Aufwandmengen ist sogar zu warnen, weil dies Resistenzen befeuern würde. Wichtig bei Fungizideinsätzen ist es, ihre Intensität an der Witterung auszurichten und die optimalen Behandlungstermine zu treffen. Bei Insektiziden sollte man unbedingt nach dem Schadschwellenprinzip arbeiten.

Der Ruf nach biologischen und biologisch-chemischen Präparaten wird immer lauter. Wie schätzen Sie deren Entwicklung ein? Wird es für die „großen“ Kulturen in Kürze neue biologisch wirkende Mittel geben?

Polzin: Die Nachfrage nach biologischen oder biologisch-chemischen Lösungen steigt vor allem in Sonderkulturen. Aber auch für die großen Kulturen sind solche Präparate in Planung. Einige haben wir bereits jetzt im Portfolio, wie z.B. das Beizmittel Integral Pro für Raps. Es enthält Sporen eines Bakteriums, die eine natürliche Barriere gegen Krankheitserreger aufbauen.

Generell liegen die Herausforderungen bei den „biologicals“ in ihrer aufwändigen Entwicklung und insbesondere in ihrer Wirkleistung. Im Vergleich zu chemischen Mitteln erreichen sie unter günstigen Bedingungen oftmals nur 50 bis 60 % der Wirkung. Sind z.B. die Witterungsbedingungen eher ungünstig, sinkt dieser Wert. Somit ist die Stabilität der Wirkung, wie man sie von chemischen Mitteln gewohnt ist, nicht gegeben. Im Markt wird die Akzeptanz der Wirkleistung entscheidend sein. Bessere Leistungen lassen sich im Übrigen mit Kombinationen aus biologischen und chemischen Mitteln erreichen.

Neben der Entwicklung neuer Produkte engagieren Sie sich immer stärker im Bereich der Nachhaltigkeit. Was sind Ihre wichtigsten Aktivitäten und Ziele?

Polzin: Die Nachhaltigkeitsstrategie basiert im Prinzip auf zwei Säulen. In der ersten Säule werden neu entwickelte Produkte auf Nachhaltigkeitskriterien geprüft. Erfüllen sie bestimmte Kriterien nicht, werden sie aus dem Portfolio genommen.

In der zweiten Säule geht es um die richtige Balance zwischen produktiver Landwirtschaft und der Förderung der Artenvielfalt. So engagiert sich BASF dafür, den Schutz von Wasser, Boden und biologischer Artenvielfalt mit den ökonomischen Herausforderungen einer modernen Landwirtschaft in Einklang zu bringen. Das erfolgt z.B. über das „FarmNetzwerk Nachhaltigkeit“, das im Jahr 2013 startete. Auf diesen Netzwerkbetrieben werden Maßnahmen getestet und bewertet, die eine flächendeckende Steigerung der Biodiversität in intensiv genutzten Agrarlandschaften versprechen. Dabei soll möglichst viel produktive landwirtschaftliche Nutzfläche erhalten bleiben. Ein weiteres Projekt zur Steigerung der Artenvielfalt ist die neue Initiative „Lerchenbrot“.

Worum geht es beim Pilotprojekt „Lerchenbrot“? Wie funktioniert es, wer kann mitmachen und was haben die Arten und die Bauern davon?

Polzin: Mit der Initiative Lerchenbrot unterstützen wir Landwirte in einem Gemeinschafts-Pilotprojekt dabei, die Artenvielfalt zu fördern und gleichzeitig produktiv zu arbeiten. Das funktioniert wie folgt: Teilnehmende Bauern legen mindestens zwei Feldlerchenfenster je Hektar auf Ihrem Weizenacker an. Der so gewonnene Weizen wird in einer lokalen Mühle zu Mehl verarbeitet und von einer regionalen Bäckereikette zu Lerchenbrot verbacken. Dieses wird mit einem Aufpreis von 10 ct pro Brot an der Ladentheke verkauft. Vom Erlös wird u.a. der Landwirt für den Aufwand und den Ertragsausfall entschädigt – so profitieren im Ergebnis alle davon.

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