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Das Nährstoffpotenzial der Böden mit Zwischenfrüchten erhöhen

Mit der Verschärfung der Düngeverordnung (DüV) gilt es nun, das Nährstoffpotenzial der Böden für die Hauptfrucht nutzbar zu machen. Lesen Sie, welche Rolle Zwischenfrüchte hierbei spielen.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Autor: Dr. Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen

Die Gründe, warum sich Zwischenfrüchte von den Feldern nicht mehr wegdenken lassen, sind vielfältig. Aufgrund der novellierten Düngeverordnung rücken vor allem die Vorzüge in den Fokus, die helfen, der Hauptfrucht mehr Nährstoffe zur Verfügung zu stellen.

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Wichtiger Lückenfüller

Zwischenfrüchte schließen die Lücke zwischen zwei Hauptkulturen. In diesem Zeitraum nehmen Sie eine wichtige Rolle im Ökosystem Boden ein und beeinflussen die Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffdynamik auf z. B. folgende Arten und Weisen.

Erschließung von Wurzelraum: Die wachsenden Wurzeln unter einem Zwischenfruchtbestand stabilisieren die Bodenstruktur. Durch den ständigen Wechsel zwischen Dicken- und Längenwachstum können die Wurzeln Bodenkrümel seitlich verschieben und deren Verbundsystem verbessern.

Mischungen aus verschiedenen Zwischenfruchtarten mit unterschiedlichen Wurzelsystemen und -tiefen haben den Vorteil, dass diese für eine gewisse Verzahnung des Oberbodens mit dem Unterboden sorgen. So kann die folgende Hauptkultur leichter bis in tiefe Bodenschichten wurzeln. Je tiefer eine Pflanze wurzeln kann, desto sicherer ist die Wasser- und Nährstoffversorgung.

Stickstofffixierung: Zahlreiche Leguminosen, wie z. B. Alexandrinerklee, Perserklee, Wicke, Lupine und Serradella eignen sich gut für den Zwischenfruchtanbau. Durch die Symbiose mit Knöllchenbakterien können sie Luftstickstoff fixieren und diesen später der Folgekultur zur Verfügung stellen. Wichtig: Leguminosenhaltige Zwischenfrüchte müssen bei der Düngebedarfsermittlung der Folgekultur berücksichtigt werden und ihr Düngebedarf im Herbst ist geringer.

Nährstoffkonservierung: Zwischenfrüchte sind in der Lage, Nährstoffe zu binden und der Folgefrucht zur Verfügung zu stellen. Dieser Aspekt ist besonders bedeutsam, wenn im Herbst viel Stickstoff mineralisiert wird, weil a) die Entzüge durch die Ernte gering waren oder b) eine Leguminose angebaut wurde und aufgrund der Fruchtfolgekonstellation keine Winterung folgen kann. Auch zur Zwischenfrucht ausgebrachte organische Dünger rettet diese über den Winter.

Zudem profitieren die Hauptkulturen auch davon, dass manche Zwischenfruchtarten durch Symbiose mit Mykorrhizapilzen – oder indem sie Säuren ausscheiden – in der Lage sind, festgelegte Nährstoffe wieder verfügbar zu machen. So können z. B. Phacelia organischen und Buchweizen anorganischen Phosphor aufschließen. Öllein kann dagegen Silizium mobilisieren.

Die zuvor in den Zwischenfrüchten gebundenen Nährstoffe stehen der Folgekultur wieder zur Verfügung, sobald die organische Substanz mineralisiert wurde.

Bodenleben und Krümelstruktur: Im Rahmen der Fotosynthese nutzen Zwischenfrüchte Sonnenenergie und wandeln diese u. a. in Zucker um. Ein Großteil dieser Assimilate, die in der vegetativen Wachstumsphase produziert werden, wird an die Kleinstlebewesen in der Rhizosphäre abgegeben. Diese Mikroorganismen bilden wasserstabile Bodenkrümel, schützen die Pflanzen vor phytopathogenen Schadorganismen und mobilisieren Nährstoffe. Darüber hinaus sind bestimmte Zwischenfrüchte in der Lage, Schaderreger, wie Nematoden in Zuckerrüben oder Kartoffeln zu reduzieren. Dadurch leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Ertragssicherung der Hauptkultur.

Erosionsschutz: Wind- und Wassererosion können kostbaren Boden und damit auch Humus und Nährstoffe von nicht begrünten Flächen verlagern. In hängigem Gelände ist das Risiko besonders groß. Zwischenfrüchte erhöhen das Infiltrationsvermögen des Bodens und stabilisieren die Struktur des Oberbodens. Außerdem bricht die Bodenauflage die Energie der Regentropfen. Das alles senkt die Gefahr von Wassererosion erheblich.

Zwischenfrüchte managen

All diese Vorteile spielen Zwischenfrüchte aber nur aus, wenn der Anbau optimal gelingt. Ein falsches Management kann dagegen den Nutzen schnell zunichtemachen. Behandeln Sie die Zwischenfrüchte daher wie eine Hauptkultur! Je sorgfältiger man sie bestellt, desto besser entwickelt sie sich und desto größer sind die beschriebenen Effekte. Das fängt schon bei der Planung an und hört erst bei der Saatbettbereitung zur Folgefrucht auf:

Die richtige Artenwahl: Um die Gefahr von Fruchtfolgekrankheiten nicht zu verschärfen, gilt es, die Wahl der Arten sowie Mischungen an die jeweilige Hauptfrucht auszurichten. Beispielsweise sollte man in einer Fruchtfolge mit Erbsen, diese und alle anderen großkörnigen Leguminosen in der Zwischenfrucht vermeiden, um der Leguminosenmüdigkeit entgegen zu wirken. Gleiches gilt wegen des Kohlhernierisikos auch für Kruziferen in Rapsfruchtfolgen. In Kartoffelfruchtfolgen ist besonders die Förderung von Eisenfleckigkeit u. a. durch Senf zu vermeiden.

Hinsichtlich der Nährstoffeffizienz geht es vor allem um folgende Fragen: Soll die Zwischenfrucht im Herbst mineralisierte Nährstoffe aus Pflanzenresten oder zusätzlich Stickstoff aus organischen Düngern aufnehmen und über Winter speichern? Hierzu eignen sich Arten mit hohem N-Bedarf wie Gelbsenf oder Ölrettich und auch winterharte Arten wie Rübsen oder Roggen (letzter ist nicht greeningfähig!). ­

Oder soll die Zwischenfrucht durch einen hohen Leguminosenanteil (z. B. mit Kleearten) zusätzlichen Luftstickstoff in die Fruchtfolge bringen? Dies kommt besonders in den roten Gebieten in Betracht, da hier eine Düngung der Zwischenfrüchte verboten ist.

Arten wie z. B. Rauhafer, Phacelia oder Öllein können sowohl Mischungen mit Leguminosen als auch mit Kruziferen erweitern. Für harmonische Mischungen – sowohl ober- als auch unterirdisch – ist es wichtig, die richtigen Anteile der einzelnen Arten zu kennen.

Aussaat: Die ausgewählte Zwischenfruchtmischung gibt in einem gewissen Rahmen den Aussaattermin vor. Sind viele Leguminosen – und vor allem großkörnige Leguminosen enthalten –, sollte die Saat bis spätestens Mitte August erfolgt sein. Mischungen mit z.B. Phacelia, Rauhafer, Ölrettich oder Alexandrinerklee können bis Ende August gesät werden. Noch spätsaatverträglicher ist z.B. der Gelbsenf und winterharte Arten wie Inkarnatklee, Rübsen oder Roggen.

Zwar haben die verschiedenen Arten unterschiedliche Ansprüche an das Saatbett, generell dankt jede Zwischenfrucht einer sorgfältigen Bestellung mit gutem Auflaufen: Nach der Ernte der Vorfrucht sollte man sich ausreichend Zeit nehmen, um Ausfallgetreide gegebenenfalls auch mit mehreren Bearbeitungsgängen zu bekämpfen. Von einer tiefen Lockerung kurz vor der Saat profitiert die Gründüngung selber, sie bringt gerade auf schweren Böden aber auch den Vorteil, dass im Frühjahr eine flache Bodenbearbeitung ausreicht. Säen Sie dann die Zwischenfrucht in ein feinkrümeliges und ausreichend rückverfestigtes Saatbett können Sie gute Feldaufgänge und saubere Bestände bis zum Frühjahr erwarten.

Herrschen trockene Bedingungen und ist eine Fläche frei von Strukturschäden, kann eine direkte Saat in die Stoppeln (kurz nach dem Drusch) eine wassersparende Alternative sein. Der Gedanke hierbei: Die Zwischenfrucht nutzt die Restfeuchte im Boden zum raschen Keimen und entwickelt sich so schneller als das Ausfallgetreide. Gelingt dies nicht, können mit Auswuchsgetreide durchwachsene Zwischenfruchtflächen im Frühjahr die Saat der Folgekultur erheblich erschweren. Ob dieses Verfahren bei einem Verbot von Glyphosat bestehen bleiben würde, bleibt abzuwarten.

Be- und Einarbeitung der Zwischenfrucht: Die Herausforderung liegt darin, den Zeitpunkt der Bearbeitung so zu treffen, dass der Stickstoff dann verfügbar ist, wenn die nachfolgende Hauptkultur den höchsten Bedarf hat. Normalerweise gilt die Empfehlung, die Bestände möglichst lange im Frühjahr stehen zu lassen, um einer Auswaschung vorzubeugen.

Jedoch belegen Versuche aus den letzten Jahren der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (LWK Nds.), dass sich der Düngebedarf von Sommerungen durch frühzeitig umgebrochene Zwischenfrüchte deutlich reduzieren lässt. Es zeigte sich, dass das Einsparungspotenzial durch einen frühen Umbruch mehr als 50 kg N/ha betragen kann. In den Versuchen verglich man die Umbruchtermine November/Dezember, Mitte Februar und Mitte März.

Laut der LWK Nds. empfiehlt es sich daher, die Bestände bei Frost zunächst zu schlegeln, da die Zwischenfrüchte dann schneller absterben und bereits eine verhaltende Mineralisation einsetzt. Gleichzeitig verhindert man damit das Aussamen der Samenansätze. Auf tiefgründigen Flächen sollte – wenn möglich – eine flache Einarbeitung mit Grubber oder Scheibenegge erfolgen. Dies setzt voraus, dass die Böden ausreichend bearbeitungsfähig sind (Bearbeitung auf Greeningflächen ab 15.2.!).

Natürlich hat auch der Entwicklungsstand großen Einfluss auf die Zersetzungsgeschwindigkeit. Dabei gilt: Je „zarter“ der Zwischenfruchtaufwuchs, desto schneller können die Mikroorganismen im Boden die Mineralisation nach dem Einarbeiten bewerkstelligen und somit Nährstoffe für die Folgekultur freisetzen. Umgekehrt sind stark verholzte Zwischenfrüchte eine langsam wirkende Nährstoffquelle.

Einfluss auf den Mineralisationsverlauf haben auch Bearbeitungstiefe und Bodentemperatur. Es gilt: Je besser man die Biomasse zerkleinert und je flacher man sie im Boden einarbeitet, desto schneller werden die Nährstoffe wieder frei. Bei zu tiefer Einarbeitung liegt das Zwischenfruchtmaterial dagegen in einer biologisch inaktiven Schicht. Weil sich diese im Frühjahr erst langsam erwärmt und dort zusätzlich wenig Bodenluftaustausch stattfindet, verlangsamt sich der Abbau.

Fazit

Zwischenfrüchte können helfen, das Nährstoffpotenzial eines Standortes zu erhöhen. Sie nehmen Nährstoffe auf und „füttern“ das Bodenleben – und das in Zeiträumen, in denen die Flächen sonst brach lägen. Um einen möglichst großen Nutzen aus einer Zwischenfrucht zu ziehen, empfiehlt es sich, den Anbau sorgfältig zu planen und umzusetzen.

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