Während dieser Lagersaison zeigen sich die Kartoffeln mal wieder von ihrer empfindlichsten Seite. Die eigenen Erfahrungen mit den angebauten Sorten oder der Eignung der betrieblichen Lagerhäuser werden durch z. T. deutlich abweichende Verhaltensweisen einzelner Partien in Frage gestellt. Darauf gilt es flexibel und problemorientiert zu reagieren, um die vom Markt geforderte Qualität möglichst lange sicherstellen zu können, schreibt die Versuchsstation Dethlingen in ihrem aktuellen Newsletter.
Keimung
Die relativ hohen Temperaturen im Oktober und November haben in der Mehrzahl der Lager ohne maschinelle Kühlung zu einem beschleunigten Abbau der inneren Keimruhe geführt. Als Reaktion ist bereits jetzt ein stärkeres Spitzen der Keime zu beobachten, wobei häufig die Kartoffeln in einzelnen Bereichen des Lagers stärker betroffen sind.
Wenn hier übermäßige Erdanteile oder vermehrte Fäulnis als Ursachen ausgeschlossen werden können, sollte vorrangig die Luftverteilung innerhalb des Lagers überprüft werden. In raumbelüfteten Kistenlagern kann mit richtig angeordneten Deckenventilatoren zwar die kalte Luft gleichmäßiger über eine größere Wurfweite und –breite verteilt werden. Eine durch die seitlichen Hallenstreben oder einen vollgestellten Quergang am Stapelende eingeschränkte Luftströmung lässt sich damit aber nicht ausgleichen. Hier sind weniger, aber dem Lüftungssystem entsprechend aufgestellte Kisten die bessere Lösung.
Bei der Loselagerung signalisieren „Keimstreifen“ vor allem zu weite Kanalabstände oder eine ungleichmäßige Luftverteilung innerhalb des Hauptkanals.
Keimhemmung
Vor einer „spontanen“ Behandlung dieser Partien mit Keimhemmungsmitteln ist zunächst zu prüfen, ob die Keimung nicht bereits zu weit fortgeschritten ist. Die CIPC-basierten Mittel können zwar auch noch größere Keime austrocknen, aber mit der Keimbereitschaft steigt bei vielen Sorten die Gefahr von Innenkeimung. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass der Wirkstoff CIPC bereits nach einmaliger Behandlung noch über viele Jahre im Lagerhaus nachzuweisen ist und die Knollen entsprechend zu deklarieren sind. Hier ist eine vorherige Absprache mit den Vermarktungspartnern ratsam.
Lagerdruckstellen
Die nicht immer ausreichende Schalenfestigkeit sowie eine durch Fäulnisrisiko und Temperaturschwankungen erhöhte Belüftungsintensität ziehen bei ersten Partien schon deutlich ausgebildete Lagerdruckstellen nach sich. Während sich die Schale nach 1-2 Tagen häufig wieder gestrafft hat, bleibt die hohe Empfindlichkeit des darunter liegenden Gewebes gegenüber mechanischen Belastungen und nachfolgender Schwarzfleckigkeit erhalten. Mit dem konsequenten Anwärmen der Partien vor der Auslagerung sowie der Nutzung von fallstufenarmen Schonwegen bei der Aufbereitung lässt sich dieses Qualitätsproblem jedoch noch wirksam abmildern.
Ziel
Für die weitere Lagerungssaison erscheint es sinnvoller, die betrieblichen Ressourcen auf die wirklich guten Partien zu konzentrieren, als mit Kompromisslösungen alle eingelagerten Kartoffeln irgendwie über den Winter zu bringen, so die Fachleute.