Der Lebensmittelhändler Kaufland schreibt sich hohe Ansprüche für die Reduktion von Pflanzenschutzmitteln und die Förderung von Biodiversität auf die Fahnen. In einem in dieser Woche veröffentlichten Transparenzreport lobt sich der Händler dafür, so offen wie kein anderer Händler, zu zeigen, was seine Produzenten liefern müssen. „Wir wollen die Biodiversität messbar machen auf Produzentenebene“, kündigte Stefan Lukes, Geschäftsführer Einkauf Obst und Gemüse bei Kaufland, bei einer Podiumsdiskussion am Mittwochabend in Berlin an.
Es braucht mehr, als den Landwirten ein Insektenhotel hinzustellen. - Krüsken, DBV.
Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, entgegnete ihm darauf, dass Landwirte viel für die Biodiversität machen könnten, wenn der Handel ihnen auch langfristige und verlässliche Lieferbeziehungen garantiere. Viele Einkäufer des Handels hätten aber einen anderen Ruf, warf Krüsken ein. „Wir gehen Wirkstoffreduzierungen mit, wenn das für alle Lieferketten gilt“, sagte Krüsken mit Verweis auf die internationalen Verflechtungen des Handels mit Obst und Gemüse.
Kaufland und die anderen Händler rief Krüsken dazu auf, einen Fonds aufzustellen, aus dem dann die Biodiversitätsmaßnahmen der Landwirte finanziert werden könnten. „Es braucht mehr, als den Landwirten mal ein Insektenhotel hinzustellen“, sagte Krüsken. Bei der Bewertung von Pflanzenschutzmitteln forderte Krüsken weniger auf die Anzahl von Wirkstoffen zu schauen, sondern mehr darauf, dass die Anwendung präzise und sachgerecht erfolge.
Unser Anspruch ist, alles was möglich ist, auch in Deutschland zu produzieren. - Luke, Kaufland.
Kaufland gibt in seinem Report das Ziel aus, den Pflanzenschutzmitteleinsatz und dessen Rückstände sukzessive zu verringern. In Absprache mit den Produzenten fördere Kaufland auch die Anlage von Blühstreifen, erläuterte Einkäufer Luke. Kaufland schließt nach eigenen Angaben „200 besonders gefährliche oder schädliche Pflanzenschutzmittel“ aus. Pro Produktprobe seien höchstens fünf chemisch-synthetische Wirkstoffe erlaubt. Mit den bisherigen Maßnahmen erreiche der Händler, dass 36% der Analysen heute frei von Pestizidrückständen seien.
Auf die Frage, inwieweit der Händler auf ausländische Ware ausweiche, wenn deutsche Produzenten die Standards nicht liefern sagte Luke: „Unser Anspruch ist, alles was möglich ist, auch in Deutschland zu produzieren“. Wenn seine Standards mal nicht eingehalten würden, würde der Händler auch riskieren, dass „wir keinen Kopfsalat im Regal haben“. In seiner Kommunikation mit dem Verbraucher will Kaufland laut Luke künftig den Aspekt des Erhalts der Biodiversität noch stärker herausstellen.