Zu einem risiko- und wissenschaftsbasierten Ansatz bei der Regulierung des Pflanzenschutz- und Düngemitteleinsatzes hat der Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft (BVA) aufgerufen.
BVA-Geschäftsführer Arnim Rohwer wies darauf hin, dass im Zuge der geplanten Novelle der Düngemittelverordnung der Europäischen Union mit einer Zunahme organischer Düngemittel zu rechnen sei. Hierbei dürfe die Idee der Kreislaufwirtschaft aber nicht zu neuen Risiken für Mensch und Umwelt führen, warnte Rohwer.
Nach seinen Angaben kann vor allem bei Siedlungsabfällen wie Klärschlamm oder Bioabfallkompost nicht ausgeschlossen werden, dass Reste von Haushaltschemikalien, Arzneimitteln oder hormonell wirkenden Subtanzen das Substrat belasten und durch die Ausbringung ungewollt in das Ökosystem Acker und schließlich in den Nahrungskreislauf des Menschen gelangen.
Auch die von der EU geplante Absenkung des Kadmiumgehaltes in Phosphatdüngemitteln stößt bei dem BVA-Geschäftsführer wegen der dadurch bedingten Einschränkung des weltweit verfügbaren Angebotes auf Kritik. Die von der EU vorgeschlagenen Grenzwerte von anfänglich 60 mg/kg und später 20 mg/kg führten beispielsweise dazu, dass mit Marokko einer der jetzigen Hauptlieferanten entweder ausfalle oder dessen Ware durch aufwändige Aufbereitung deutlich teurer werde, erläuterte Rohwer.
Ideologische Fronten aufbrechen
Rohwer sprach sich klar gegen die Einführung einer - unter anderem von Schleswig-Holsteins Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck vorgeschlagenen - Pflanzenschutzsteuer aus, mit denen angebliche Folgekosten des Mitteleinsatzes verrechnet werden sollen. Eine solche Steuer vernachlässige nicht nur den gesamtgesellschaftlichen Nutzen des Pflanzenschutzes für die Ernährungssicherung, sondern unterschlage auch, dass die Verwendung agronomischen und nicht politischen Zwecken diene, erklärte der BVA-Geschäftsführer.
Rohwer warnte mit Blick auf die laufende Pflanzenschutzdiskussion vor einseitiger Schuldzuweisung. Im Interesse eines wirksamen Verbraucher- und Umweltschutzes müssten vielmehr ideologische Fronten aufgebrochen und ein konstruktiver Dialog der unterschiedlichen Interessengruppen geführt werden. Die Bewertung der Gefahren und Vorteile von Pflanzenschutzmitteln dürfe dabei allein auf wissenschaftlicher Basis erfolgen.