Unser Autor: Alexander Watzka, Bioland-Erzeugerring Bayern e.V.
Zwischenfrüchte haben in ihrem Anbauumfang in den letzten Jahren stetig zugenommen und sind in vielen Fruchtfolgen mittlerweile fest etabliert. Neben den abfrierenden Zwischenfrüchten haben auch zunehmend winterharte Arten einen Platz in der Anbauplanung gefunden. Dabei stehen Zwischenfrüchte insbesondere vor Mais und Zuckerrübe.
Aber auch vor Körnerleguminosen finden immer häufiger speziell abgestimmte Zwischenfruchtmischungen ihren Einsatz. Hinzu kommen rechtliche Auflagen, z.B. durch die Düngeverordnung, die in gewissen Situationen zum Anbau verpflichten.
In jedem Fall bringt der Zwischenfruchtanbau ackerbauliche Vorzüge mit sich, was viele Landwirte gerade bei steigenden Energiepreisen zu schätzen wissen. Jedoch werden die Leistungen der Zwischenfrucht auf Bodenfruchtbarkeit und Nährstoffakkumulation sowie Nährstoffmobilisierung oft noch nicht vollumfänglich genutzt. Hier bietet sich Raum für betriebsindividuelle und standortspezifische Optimierungsmöglichkeiten.
Die Übersicht 1 gibt einen Überblick über die möglichen Formen des Zwischenfruchtanbaus. Sie stellt die Einsatzbereiche sowie mögliche Potenziale verschiedener Strategien auf ober- und unterirdische Biomasse dar.
Welche Strategie passt zu mir?
Wie der Einbau von Zwischenfrüchten in die Fruchtfolge gelingt und welche Effekte, Chancen und Risiken die möglichen Konstellationen bringen, zeigen die nachfolgenden Beispiele. Dabei handelt es sich um drei ökologisch wirtschaftende Betriebstypen, auf unterschiedlichen Standorten.
Nehmen Sie diese Beispiele als Anregung, um selbst Ihr betriebsindividuelles Zwischenfruchtkonzept zu planen. Es gibt hier kein Patentrezept – Ihr Betrieb und Ihr Standort geben die Anforderungen und Rahmenbedingungen vor!
Ein wichtiger Hinweis noch vorab: Beachten Sie immer die länderspezifischen Regeln zum Anbau und Umbruch von Zwischenfrüchten, insbesondere durch die Auflagen von Düngeverordnung und gemeinsamer Agrarpolitik (GAP). Informieren Sie sich bei den örtlichen Behörden und Kammern beziehungsweise bei ihrer regionalen Beratung, bevor Sie betriebsindividuelle Anbau- und Umbruchstrategien entwickeln.
Anbaubeispiel Futterbaubetrieb
Im ersten Beispiel wirtschaftet ein Futterbaubetrieb mit Rinderhaltung und fünfgliedriger Fruchtfolge auf lehmigem Boden bei einem Jahresniederschlag von 800 bis 1.000 mm. Der Fokus im Zwischenfruchtanbau liegt auf der Futtergewinnung, Stickstofffixierung, Unkrautregulierung sowie Nährstoffkonservierung von organischen Düngern und überschüssigen Restnährstoffen.
Die Strategie: Nach der Stoppelbearbeitung des Weizens wird das winterharte Landsberger Gemenge im August gedrillt. Der Aufwuchs lässt sich – je nach Witterung – im Herbst und im Frühjahr als Futter nutzen. Die Wurzel- und Blattkonkurrenz sowie die ein bis zweimalige Mahd regulieren sehr gut Samen- und Wurzelunkräuter. Die aktive Durchwurzelung selbst in den Wintermonaten sorgt für Bodengare. Der Leguminosenanteil reichert Stickstoff an. Der Grasanteil erlaubt eine organische Düngung und verwertet den ausgebrachten Stickstoff.
Im nachfolgenden Mais erfolgt die Untersaat mit dem letzten mechanischen Pflegegang (Hacke) vor Reihenschluss. Das Gras verbessert die Befahrbarkeit zur Ernte und schützt vor Verdichtungen. Bei passender Witterung wächst es nach der Ernte weiter und nimmt freie Mengen an Stickstoff auf. Im Optimalfall führt das zu niedrigem Nmin-Gehalt im Frühjahr. Das erhöht signifikant die Stickstofffixierung der nachfolgenden Ackerbohnen.
Chancen und Risiken: In einem nassen Frühjahr kann die winterharte Zwischenfrucht erst Wasser aus dem Boden ziehen, was die Befahrbarkeit zum Umbruchzeitpunkt vor Mais verbessert. Im Gegenzug sollten Sie auf trockenheitsgefährdeteren Standorten darauf Acht geben, dass winterharte Zwischenfrüchte bei wasserknappen Wintermonaten nicht zu lange stehen bleiben und womöglich eine Wasserkonkurrenz für die Folgefrucht darstellen.
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Anbaubeispiel Ackerbaubetrieb
Das zweite Beispiel zeigt einen viehlosen Ackerbaubetrieb, dessen Schwerpunkt auf Druschfrüchten in einer sechsgliedrigen Fruchtfolge liegt. Die Böden weisen eine hohen Sandanteil auf, der Jahresniederschlag beträgt weniger als 600 mm. Ziele sind, der Aufbau einer guten Bodenstruktur, Verbesserung der Wasserhaltekapazität sowie Nährstoffmobilisierung und -fixierung.
Die Strategie: Nach dem Dinkel erfolgt eine Stoppelbearbeitung. Sobald der Ausfall ankeimt, wird der Perserklee mit den Winterrübsen gesät, niemals gestreut. Die teilwinterharte Zwischenfrucht kann über den trockenheitsverträglichen Perserklee Luftstickstoff fixieren. Die winterharten Rübsen nehmen überschüssigen Stickstoff auf und sorgen für eine Begrünung, auch wenn der Perserklee abfriert. Die dauerhafte, aktiv wurzelnde Rübse soll auch bei einsetzenden Winterniederschlägen auf dem sandigen Boden Nährstoffverlusten vorbeugen.
Zwischen Hafer und Lupine steht eine leguminosenfreie, abfrierende Mischung. Diese soll Phosphor mobilisieren. Das gelingt durch Buchweizen und Phacelia, da diese Pflanzen über Ausscheidung von Säureionen schwer löslichen Phosphor im Boden mobilisieren können. Wichtig ist aber, den Buchweizen im Auge zu behalten und ein Aussamen durch eventuelles Walzen vor der Samenreife zu unterbinden.
Generell geht es bei dieser Mischung nicht darum, hohe Aufwuchsmengen zu erzeugen, sondern wie auch bei der vorherig genannten Zwischenfrucht für eine Pflanzendecke zu sorgen, die den trockenheitsgefährdeten und leichten Standort bedecken soll. Darüber lässt sich unnötige, kapillare Verdunstung reduzieren und den Bodenwasserhaushalt schonen. Zudem kann über Nacht Tau an den Blättern anhaften, später abtropfen und dadurch zusätzlich Wasser in das System bringen.
Älterer Literatur nennt Werte von bis zu 1,5 l/m2 und Nacht. Die Bodendeckung sorgt zudem für eine Schattengare, was sich positiv auf die Bodenstruktur auswirkt.
Zwischen Roggen und Sonnenblume soll eine niedrig wüchsige, leguminosenhaltige und teilabfrierende Mischung Stickstoff über Serradella und Weißklee fixieren und freie N-Mengen über den nicht legumen Sandhafer konservieren. Gerade Serradella ist sehr geeignet als Zwischenfruchtpflanze für trockene, leichte Standorte.
Chancen und Risiken: Trotz trockenheitsgefährdeten Standort setzt dieses Beispiel auf Zwischenfrüchte, obwohl der Etablierungserfolg natürlich nicht in jedem Jahr gegeben ist.
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Anbaubeispiel Ackerbau mit Hackfrucht
Beim dritten Beispiel handelt es sich um einen Ackerbaubetrieb mit Schwerpunkt auf Drusch- und Hackfrüchten in siebengliedriger Fruchtfolge auf Schluff bzw. tiefgründigen Lehmböden. Im Jahresmittel fallen ca. 700 mm Niederschlag. Der Betrieb ist zwar viehlos, es besteht aber eine Futter-Mist-Kooperation mit einem anderen Betrieb.
Die Zwischenfrüchte sollen zur Nährstofffixierung, Ausgleich von humuszehrenden Hauptfrüchten und Aufbau von positiver Bodenstruktur beitragen.
Die Strategie: Vor der Zuckerrübe reduzieren nematodenresistente Senf- und Ölrettichsorten Rübenzystennematoden. Die beigemengten Alexandriner- und Perserkleearten fixiert zusätzlich Stickstoff über die Knöllchenbakterien aus der Luft und tragen so zur N-Versorgung der Rübe bei. Im Falle einer frühen Saat, sollten Sie darauf achten, dass insbesondere Senf und Ölrettich nicht in die Samenreife kommen. Die Zwischenfrucht kann dann gemulcht oder gewalzt werden. Der mehrschnittige Alexandriner- und Perserklee haben danach noch mal die Chance auszutreiben.
Da Ökobetriebe die Zuckerrübe tendenziell früher roden, bietet sich zwischen Rübe und Soja ggf. auch eine Zwischenfrucht an. Diese soll wieder Restmengen an Stickstoff aufnehmen und durch aktives Durchwurzeln in den Wintermonaten die Bodenstruktur verbessern. Dies ist insbesondere nach dem Roden mit schwerem Gerät von Vorteil für die Folgefrucht Soja. Geeignet dazu wäre z.B. der Winterroggen.
Nach Dinkel vor Körnermais ist es ebenfalls das Ziel, mit einer winterharten Zwischenfrucht aus Grünschnittroggen und Pannonischer Wicke viel Biomasse zu erzeugen und Stickstoff anzureichern. Bei einer etwas späteren Saat Anfang September, bleibt ausreichend Zeit für mehrmalige Bodenbearbeitung um Wurzelunkräuter wie Distel, Ampfer und Quecke zu regulieren. Die Winterzwischenfrucht kann gerade im Frühjahr noch hohe Biomasseleistungen erzeugen und so einen Teil der Humuszehrung durch die Hackfrüchte ausgleichen. Der Aufwuchs lässt sich zudem in einer Biogasanlage oder Tierhaltung verwerten. Für den etwas später nachgebauten Mais empfehlen sich, je nach Standort, angepasste FAO-Zahlen.
Chancen und Risiken: Auch hier ist die Wasserkonkurrenz der winterharten Zwischenfrüchten in trockenen Jahren zu nennen. Im Gegenzug bieten diese aber mehr Potenzial, um ansonsten unproduktive Schwarzbrachezeiten zu nutzen und den Winter über aktiv zu wurzeln.