Die Saatguterzeugung ist in diesem Jahr nach Darstellung von Jörg Hartmann, Vorstandsmitglied beim Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft (BVA), überdurchschnittlich ausgefallen. Auch wenn es bei einzelnen Sorten aufgrund der starken Nachfrage zu Engpässen kommen könne, sei über alle Getreidekulturarten hinweg mit einer ausreichenden Versorgung der Landwirte mit zertifiziertem Saatgut (Z-Saatgut) zur Aussaat 2014 zu rechnen. Darunter seien auch neue Sorten, die sich durch ein höheres Maß an Trockenresistenz und Proteinstabilität auszeichneten.
Gerade die niedrigen Proteingehalte in diesem Jahr zeigten, dass die Wahl der richtigen Sorte und eine darauf abgestimmte Düngung wichtig seien, betonte Hartmann. Ihm zufolge haben die überdurchschnittlichen Erträge auf den Vermehrungsflächen in der laufenden Saison zu etwas niedrigeren Preisen beim Z-Saatgut geführt, wodurch „der Nachbau etwas zurückgehen dürfte“.
Ganz große Verschiebungen erwartet der BVA-Experte allerdings nicht; er bezifferte den Anteil des Saatgutwechsels auf rund 50 %.
Hinsichtlich der in den vergangenen Jahren forcierten Eiweißstrategie berichtete Hartmann, dass dies beim Saatgut noch nicht zu Knappheiten geführt habe. Durch die aktuelle Diskussion um das Greening sei allerdings in einigen Regionen ein Anstieg der Nachfrage nach grobkörnigen Leguminosen zu spüren. Man müsse dabei beachten, dass Vermehrungen ein Jahr im Voraus geplant würden und für eine ausreichende Versorgung somit rechtzeitige Bestellungen nötig seien, erläuterte Hartmann.
Er rechnet nach eigenen Angaben nicht mit einem sprunghaften Anstieg des Anbaus von Pflanzen zur Eiweißerzeugung, wohl aber mit einem vermehrten Einsatz von Leguminosen beim Zwischenfruchtanbau. Letztlich würden die Saatgutvermehrer das Anbauverhalten der Landwirte abwarten und dann entsprechend reagieren, so der BVA-Experte.
Guter Pflanzenschutzabsatz
Von guten Umsätzen an den Märkten für Dünge- und Pflanzenschutzmitteln berichtete Agrargroßhändler Rainer Schuler letzte Woche beim Nacherntegespräch des BVA in Bonn. Der milde Winter habe auch das Wachstum von Unkräutern und Schädlingen gefördert, weshalb der Absatz von Pflanzenschutzmitteln gestiegen sei.
So habe starker Unkrautdruck eine verstärkte Herbizidbehandlung im Getreide erfordert; in den Wintergetreidebeständen hätten Krankheitserreger aus dem Herbst überlebt, die im warmen Frühjahr 2014 breite Mischinfektionen mit Septoria und Rostbesatz bewirkten.
Die Kartoffelanbauer hätten aufgrund regenreicher Wochen mehr Fungizide einsetzen müssen als in den Vorjahren. Nach Angaben des Agrargroßhändlers kam es im Frühjahr sogar zu Lieferengpässen der Industrie. Die Produktionskapazitäten der Hersteller hätten offensichtlich nicht mit der weltweit gestiegenen Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln mithalten können.
Zunehmende Probleme gibt es Schuler zufolge bei der Bekämpfung des resistenten Ackerfuchsschwanzes, der sich vom westlichen Schleswig-Holstein und nordöstlichen Niedersachsen aus immer weiter ausbreite. Die Landwirtschaft benötigte daher auch in Zukunft ein breites Spektrum an Pflanzenschutzwirkstoffen, um Resistenzen entgegenzuwirken. „Mit Sorge beobachtet der BVA einen Zulassungsstau für neue Wirkstoffe innerhalb der EU. Zudem drohen viele bewährte Mittel ihre Zulassung zu verlieren“, kritisierte Schuler und warnte, dass so ein effektives Resistenzmanagement kaum noch möglich sei.