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Sorge vor Saatgutverfügbarkeit in Krisenzeiten - Wir haben nachgefragt

Gibt es im Sommer und nächstes Jahr noch ausreichend Getreidesaatgut? Und ist in Folge der hohen Getreidepreise mit einem starken Preisanstieg zu rechnen? Das fragten wir Dominik Rave.

Lesezeit: 3 Minuten

Wir sprachen mit Dominik Rave, er leitet die Saatgetreide-Sparte bei der Agravis Raiffeisen AG.

Viele Landwirte fragen sich im Zuge des Ukrainekrieges, ob Getreidesaatgut im Sommer bzw. kommenden Jahr knapp werden kann. Ist die Sorge berechtigt?

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Rave: Die Frage ist natürlich berechtigt und beschäftigt uns alle gleichermaßen. In dieser Situation ist es in erster Linie wichtig, besonnen auf die Fakten zu schauen. Hinsichtlich der Versorgungslage gibt es drei wesentliche Einflussgrößen:

1. Die Vermehrungsfläche der Bundesrepublik zur Ernte 2022 ist mit einer Fläche von ca. 4.600 ha im Vergleich zur Ernte 2021 rückläufig. Die größten Rückgänge sind bei der Wintergerste (ca. – 1.900 ha) und beim Winterroggen (ca. – 1.500 ha) zu verzeichnen. In Summe entspricht dies einer Differenz von ca. 5 %.

2. Viele der im vergangenen Jahr geernteten Saatgutmengen, die noch nicht gebeizt/aufbereitet wurden, sind aufgrund des hohen Marktpreises in die Lebens- und Futtermittelproduktion gegeben worden, sodass von einem unterdurchschnittlichen Überlager im Vergleich zum Vorjahr ausgegangen werden muss.

3. Zum heutigen Zeitpunkt können wir die Ertragshöhe und -qualität der im Feld stehenden Ernte auf den Vermehrungsflächen nicht abschließend bewerten. Vielerorts hat es Niederschläge gegeben, in einigen Regionen sind diese aber auch ausgeblieben und es ist bereits zu ersten Trockenschäden gekommen.

Zusammenfassend lassen diese Vorzeichen eher auf eine geringere Saatgutversorgung als im vergangenen Jahr schließen. Aufgrund dessen würden wir folgende Empfehlung geben: Landwirte, die bereits jetzt wissen welche Sorte(n) sie für das nächste Jahr anbauen möchten, sollten dies nutzen, um Ihre Bestellungen frühzeitig zu platzieren. Dies würde eine sichere Warenversorgung und eine termingerechte Belieferung im angespannten Logistikmarkt begünstigen.

Ist in Folge der hohen Getreidepreise mit einem starken Preisanstieg zu rechnen?

Rave: Der Preis für Z-Saatgut wird im Wesentlichen beeinflusst von dem Marktpreisniveau für das Konsumgetreide und den spezifischen Produktionskosten. Vergleicht man den Marktpreis für Konsumgetreide der zurückliegenden Ernte 2021 mit den aktuellen Notierungen aus Anfang Juni 2022 für die kommende Ernte, lässt sich festhalten, dass sich dieser nahezu verdoppelt hat.

Hinzu kommen die gestiegenen Energie-, Fracht- und Betriebsmittelkosten (z. B. Beize), diese tragen maßgeblich zu einer Produktionskostensteigerung bei. Unter diesen genannten Vorzeichen gehen wir von steigenden Z-Saatgutpreisen aus.

Wie sieht die Verfügbarkeit bei anderen Arten wie Grassamen und Zwischenfrüchten aus? Wovon wird sie beeinflusst?

Rave: Die mengenmäßige Verfügbarkeit von Gras- und Zwischenfrucht-Saaten aus der Ernte 2021 für die Saison 2022 ist in weiten Teilen gesichert. Bei einzelnen Produkten, die alternativ in der Lebensmittelproduktion Verwendung finden, wie z. B. Senfsaaten, können Versorgungsengpässe nicht ausgeschlossen werden.

Auch die angespannte Situation in den Containerhäfen kann mit Blick auf die weltweiten Warenströme in den Feldsaaten eine Rolle spielen und eine zeitgerechte Verfügbarkeit beeinträchtigen. Weniger eindeutig kann eine Aussage zur Versorgungssicherheit in der Saison 2023 getroffen werden: die Anzahl der noch nicht kalkulierbaren Einflussgrößen ist zum jetzigen Zeitpunkt so hoch, dass eine zuverlässige Aussage aktuell kaum getroffen werden kann.

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