Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

topplus Agrarsoziale Gesellschaft

Welche Rolle nimmt die Landwirtschaft beim Klimawandel ein?

Die Landwirtschaft soll künftig klimafreundlicher wirtschaften. Darin sind sich alle Beteiligten einig. Doch über das Wie wird gestritten.

Lesezeit: 3 Minuten

Ist die Landwirtschaft beim Klimawandel Täter, Opfer oder Retter? Diese Frage stand im Mittelpunkt der Herbsttagung Agrarsozialen Gesellschaft (ASG). Den Referenten und Referentinnen konnte man diesmal wegen der Corona-Pandemie nur virtuell folgen, aber selbst ohne persönliche Begegnung entspann sich eine kontroverse Debatte über die Rolle der Landwirtschaft im Klimawandel. Im Grunde sei die Landwirtschaft von allem etwas, so der Tenor der Tagung.

CO2 speichern als Geschäftsmodell für Landwirte?

Das Wichtigste zum Thema Ackerbau dienstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

So könnten Landwirte ihre Flächen anders bewirtschaften, um mehr CO2 im Boden zu binden und auf diese Weise die Rolles des Retters einnehmen, meint Prof. Friedhelm Taube von der Uni Kiel. Ihm schwebt eine Hybridlandwirtschaft mit Elementen der ökologischen und konventionellen Bewirtschaftung vor. Man könne eine Art Gemeinwohlprämie schaffen, um den Betrieben den zusätzlichen Aufwand zu entlohnen. Das sei auch über die zweite Säule der GAP realisierbar. Auch die Idee eines Zertifikatehandels wurde diskutiert. Die Grundlage dafür wäre das Speichern von Kohlenstoff durch Humusaufbau, im Zusammenhang mit der geplanten Einführung eines CO2 Preises in Deutschland ab dem Jahr 2021. Dr. Christiane Paulus vom Bundesumweltministerium gab jedoch zu bedenken: Landwirte müssten aber auch sicherstellen, dass das zusätzlich gebundene CO2 langfristig im Boden gebunden bleibt. Auf ein weiteres Problem hat das Thünen-Institut in einer Studie aus dem letzten Jahr aufmerksam gemacht: Der Humusanteil in den Böden lässt sich flächendeckend nur schwer messen.

Um mehr zum Klimaschutz beizutragen, sei auch die Wiedervernässung von Mooren ein wichtiger Beitrag. Darauf machte Prof. Hans Joosten von der Uni Greifswald aufmerksam. Trockengelegte Moore gehören zu den größten Klimasündern in der Landwirtschaft. In der EU kommen 25 % der landwirtschaftlichen Emissionen aus entwässerten, landwirtschaftlich genutzten Mooren. Wiedervernässte Moore könnten gigantische Mengen CO2 speichern, obwohl sie nur 3% der Flächen weltweit ausmachten, so Joosten. Die sauren Bedingungen in Mooren sorgen dafür, dass der gebundene Kohlenstoff in Pflanzen nicht wieder in die Atmosphäre gelangt. Das sei wie bei Spreewaldgurken: Wenn man die Flüssigkeit herausnehme, dann würden sie verfaulen und ihren gebundenen Kohlenstoff wieder freisetzen. Das könne man wirtschaftlich nutzen. Schon jetzt gibt es Programme wie Moorfutures, die eine Art Zertifikatehandel für die Renaturierung von Mooren darstellen. „Das wäre auch in größerem Stil denkbar“, so Joosten. Um die Flächen jedoch nicht komplett aus der Produktion zu nehmen, sollte zusätzlich Paludikultur gefördert werden, die Bewirtschaftung von Mooren durch Anbau von z.B. Rohrschilf als Baumaterial.

Den Weg über den Verbraucher wählen

Der Vorschlag von Dr. Anke Zühlsdorf geht in eine andere Richtung. Sie stellte Ideen für ein mehrstufiges Klimalabel vor, um Verbraucher aufzuklären und einen klimafreundlicheren Konsum zu ermöglichen. Damit könnte bei entsprechender Ernährung, der CO2-Ausstoß durch die Ernährung fast halbiert werden. Derzeit liegt er bei durchschnittlich 2 t/Jahr pro Person. Verbraucher hätten oft keine gute Vorstellung darüber, wie klimaschädlich einzelne Produkte seien, so Zühlsdorf. So werde der Effekt des Transports und der Verpackung in Umfragen oft überschätzt, der Beitrag von Methan und Lachgas hingegen sei Verbrauchern nicht präsent. Ein Einwand kam von Olaf Schäfer vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Produkte seien zu verschieden, um einheitliche Parameter anzusetzen. Eine Aufteilung nach Produktgruppen könne jedoch irreführend sein, erwiderte Zühlsdorf.

Die Debatten zeigten, was der gesamten Veranstaltung innewohnte. Es herrscht große Einigkeit über den dringenden Handlungsbedarf hin zu einer klimafreundlicheren Landwirtschaft, aber über die Wege dorthin wird noch beherzt diskutiert.

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.