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GQ stärkt bayerische Schweinehalter

Lesezeit: 5 Minuten

Die Nachfrage nach Schweinen aus dem Programm „Geprüfte Qualität – Bayern“ wächst rasant. Wie groß ist der Boom tatsächlich? Welche Folgen hat er für die Ferkel­erzeuger und Mäster im Freistaat?


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Regionalität ist beim Verbraucher gefragt wie nie zuvor. Darauf lässt die explosionsartige Entwicklung des Herkunfts- und Qualitätsprogramms „Geprüfte Qualität – Bayern“ (GQ) für Schweinefleisch schließen. Nach dem Start von GQ Schwein vor zwei Jahren kommt bereits etwa jedes zweite in Bayern erzeugte Schlachtschwein aus diesem Programm.


Der Durchbruch kam, als Edeka Südbayern Anfang 2013 in das Programm eingestiegen war. „Das war wie eine Initialzündung“, blickt Dr. Christian Kagerer, Geschäftsführer der Landwirtschaftlichen Qualitätssicherung Bayern (LQB) GmbH, zurück. Weitere große Lebensmitteleinzelhändler und Discounter zogen nach, sodass der Bedarf an GQ-Ware rasch anstieg.


Für zusätzlichen Nachfrageschub sorgte die Beteiligung von Fleischverarbeitern am Programm. „Wenn ein wertbestimmender Bestandteil, wie z. B. Schweinefleisch, zu 100 % GQ zertifiziert ist und dieser mindestens 60 % eines Lebensmittels ausmacht, dann kann auch das Fleischerzeugnis GQ zertifiziert werden“, erläutert Kagerer.


Um die Nachfrage nach bayerischem Schweinefleisch bedienen zu können, sind fast alle großen Schlachtbetriebe in Bayern in die Produktion von GQ Schwein eingestiegen (siehe Übersicht). Mit im Boot sind unter anderem die Vion-Standorte Vilshofen, Landshut und Waldkraiburg ebenso wie die Mittelständler Schiller Fleisch in Hof und Contifleisch in Erlangen.


Zudem sind auch zwei grenznahe Schlachtstätten in Baden-Württemberg, Vion Crailsheim und die Ulmer Fleisch Schlacht- und Zerlegebetriebe, für GQ Schwein zertifiziert. Beide Standorte schlachten traditionell auch viele Mastschweine aus Bayern.


Zwei Cent Zuschlag:

Der zunehmende Wettbewerb hat zu einem Anstieg der Zuschläge für GQ-Schweine geführt. Nachdem die Schlachtbetriebe anfangs flächendeckend 1 ct/kg SG zahlten, haben im Mai viele Unternehmen den Bonus auf 2 Cent angehoben.


„Wir erwirtschaften die 2 Cent zwar nicht komplett beim Wiederverkauf, aber wir sehen GQ als gute Investition in die Zukunft“, argumentiert Hans Auer, Vorstandsvorsitzender der EG Südostbayern und Geschäftsführer der Vion-Schlachtbetriebe Vilshofen, Landshut und Straubing.


Bei den bayerischen Schweinemästern stößt das Programm auf große Resonanz. Laut LQB waren Mitte Juli etwa 2 000 Schweinemäster mit insgesamt 1,3 Mio. Mastplätzen für GQ Schwein gemeldet. Auch wenn nicht auf allen Plätzen Programmtiere gemästet werden, dürften auf das Jahr hochgerechnet rund 3 Mio. GQ-Schweine erzeugt werden. Das entspricht etwa der Hälfte der in Bayern gemästeten Schweine.


60 bis 70 % GQ-Schweine:

Die Rückmeldungen der Erzeugergemeinschaften lassen sogar auf noch höhere Quoten schließen. „Von unseren jährlich vermarkteten 550 000 Schweinen sind 61 % GQ-Schweine“, sagt Franz Mit­terberger, der bei der VVG Ober­bayern-Schwaben die Schweinevermarktung verantwortet. Auf gleichem Niveau ist der GQ-Anteil bei der EG Südostbayern.


Die Erzeugergemeinschaft für Schlachtvieh Oberpfalz, die fast ausschließlich an Contifleisch in Erlangen vermarktet, kommt sogar auf eine Quote von 71 %. „GQ wird immer wichtiger“, beobachtet EG-Mitarbeiter Heinrich Promberger.


Sicher ist, dass GQ bereits jetzt zu einer Verschiebung der Warenströme bei den Schlachtschweinen geführt hat. „Es bleiben mehr Tiere in süddeutschen GQ-Schlachtbetrieben“, sagt Burkard Hock, Geschäftsführer der EG Franken-Schwaben.


Wird GQ noch weiter zulegen? Dafür spricht die vergleichsweise einfache Umsetzung für die Mastbetriebe. Diese müssen QS-Ferkel beziehen und eine GQ-Zertifizierung durchführen, die parallel zur QS-Kontrolle läuft. Zusätzlich gelten weitere Qualitätsbestimmungen, wie die Begrenzung der Transportzeit auf vier Stunden und ein pH-Wert im Kotelett von mindestens 5,8.


Bayerische Ferkel sind knapp.

Zum begrenzenden Faktor beim weiteren Ausbau von GQ könnte die Ferkelherkunft werden. Denn ins Programm kommen nur Tiere, die auch in Bayern geboren sind.


Klar ist, dass GQ bayerische Ferkel attraktiver macht. „Die Mäster stallen tendenziell wieder mehr bayerische Herkünfte ein“, beobachtet Burkard Hock, Geschäftsführer der EG Franken-Schwaben. Franz Mitterberger von der VVG Oberbayern-Schwaben bestätigt das: „Die Mäster suchen bayerische Ferkel.“ Diese sind inzwischen knapp und begrenzt verfügbar, zumal Bayern 1,5 Mio. Ferkel pro Jahr importiert.


Allerdings schlägt der GQ-Zuschlag nicht voll auf den Ferkelpreis durch. Denn beim Ferkelbezug gibt es eine weitere Entwicklung, die sich infolge des novellierten Arzneimittelgesetzes noch weiter verstärken könnte: der Trend zu großen Einstallgruppen aus einem Betrieb.


Hier haben die bayerischen Erzeuger aufgrund der kleineren Strukturen einen Nachteil gegenüber anderen Regionen. Das führt dazu, dass viele Mäster weiterhin lieber große Ferkelpartien einer Herkunft überregional zukaufen als auf bayerische Ferkel umzustellen.


Zu einer Stabilisierung der Preise für heimische Ferkel im Vergleich zu anderen Herkünften dürfte der Nachfrageboom aber führen. Zudem ist die psychologische Wirkung für die Erzeuger nicht zu unterschätzen, nach dem Motto „Unsere Ferkel werden gebraucht“.


Die Stimmung der Ferkelerzeuger hat sich nach Beobachtung vieler Vermarkter wieder etwas aufgehellt. Hauptgrund dafür sind die höheren Erlöse in den letzten zwei Jahren. Aber die Investitionsbereitschaft ist zurzeit weiterhin gering. Mittelfristig geht Hans Auer von der EG Südostbayern jedoch von einer Stabilisierung der Sauenhaltung in seiner Region aus, weil die Bedeutung der regionalen Herkunft weiter zunimmt. Klaus Dorsch

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